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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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war kein Problem. Und seinen Berechnungen zufolge war er immer noch nah genug dran, um alles und jeden draufzukriegen, was sich der Abstellkammer näherte.
    Als er die Tür ein letztes Mal anpeilte, um sich zu vergewissern, dass der Winkel stimmte, registrierte er eine Bewegung am Rand seines Blickfelds. Es war bloß ein flackernder Schatten zu seiner Rechten, ein kurzes Zucken. Und es ging so schnell, dass er nicht mehr reagieren konnte.
    Deshalb war der harte Schlag, der ihn im nächsten Moment an der Schläfe traf, eine echte Überraschung. Für einen Sekundenbruchteil spürte er noch, wie sein Hirn im Schädel rasselte und seine Sinne ins Schleudern gerieten. Er hatte gerade noch Zeit, das Blut in seinem Mund zu schmecken, bevor er in ein dunkles Meer stürzte, das ihn im Handumdrehen verschlang.
    Das zweite Donnern, als sein Kopf auf den Boden krachte, bemerkte er zwar noch, aber das hatte schon nichts mehr mit ihm zu tun. Er war weit, weit weg.
    Und vor ihm stand jemand.

46
    Das Bewusstsein kehrte nur langsam zurück. Ein dröhnender Kopfschmerz meldete sich zuerst. Hinter seinen geschlossenen Augen spürte Winter, wie ein Monsterkater auf ihn einhämmerte, und erst nach ein paar Sekunden fiel ihm ein, dass er keine zehn Pints Guinness und keine halbe Flasche Ardbeg getrunken hatte. Stattdessen war da die vage Erinnerung an einen stumpfen Schlag auf den Hinterkopf und dann die plötzliche Erkenntnis, dass er noch am Leben war. Und dass er ein Problem hatte.
    Mühsam wie störrische Jalousien öffneten sich Winters Augen, zentimeterweise tauchte die Welt vor ihm auf. Zuerst sah er nur seine verschwommene Brust, dann einen undeutlichen dunklen Raum. Vorsichtig schüttelte er den Kopf und kniff die Augen zusammen, um die Umgebung scharf zu stellen. Da erkannte er, dass er nicht allein war. Neben ihm war jemand, vor ihm auch. Außerdem fühlte er, dass seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Gefesselt. Die Person neben ihm lag auf dem Boden und bewegte sich nicht. Sie war ruhig und blutig und sie stank. Das war Ryan McKendrick. Winter befand sich in der Abstellkammer.
    Als er langsam den Kopf hob, konnte er zunächst nur seine Füße erkennen, die mit Kabelbindern verschnürt waren, danach die Beine der zweiten Person, die aufrecht vor ihm stand, dann ihre Hände und in ihren Händen ein Gewehr, das auf ihn gerichtet war, dann eine Brust, Schultern, ein Gesicht. Ein ausdrucksloses, kaltes Gesicht. Colin Monteith. Er suchte Winters Augen nach einem Anzeichen der Erschütterung ab und war offenbar enttäuscht, als er keines entdecken konnte.
    » Du wirkst nicht besonders überrascht«, sagte er mit leiser Stimme.
    Winter zuckte nur die Schultern.
    » Hast du nach mir gesucht, Tony?« Seine Stimme klang besorgt, fast schon nervös. Dabei war er doch der mit der Waffe.
    » Ich hab den Mörder gesucht.«
    » Dann hast du ihn gefunden.« Er nickte in McKendricks Richtung.
    » Aye?«, fragte Winter.
    » Aye«, antwortete er. » Und das mit seinem Bruder hast du auch schon rausgefunden, was? Kann man verstehen, dass der Junge Rache wollte, oder? Oder?«
    » Ja, wahrscheinlich. Ich hab keinen Bruder, hab nie einen gehabt. Aber stimmt schon, wahrscheinlich hätte ich es ihnen auch heimzahlen wollen.«
    » Heimzahlen?« Seine Augenbrauen schossen nach oben, er wurde wütend. » Du würdest dich rächen! Damit es verdammt noch mal Gerechtigkeit gibt! Ich hab auch einen Bruder, der ist zehn Jahre jünger als ich, und wenn diese Arschlöcher meinen kleinen Bruder auf dem Gewissen hätten… Die könnten sich auf was gefasst machen. Ich mach dem Jungen keinen Vorwurf.«
    » Ist deinem kleinen Bruder denn was passiert?«
    Ein Stiefel schnellte nach vorne und traf ihn mit voller Wucht am Fußknöchel. Winter zuckte zusammen.
    » Glaub ja nicht, ich lass mich hier von dir psychoanalysieren, Arschloch. Meinem kleinen Bruder geht’s gut. Mann, was hast du hier eigentlich zu suchen? Hältst du dich jetzt für einen Cop, nur weil du ein paar Fotos geschossen hast? Wolltest wohl schon immer einer von uns sein, was?«
    » Nein. Ich hab den Mörder gesucht. Hab ich doch schon gesagt.«
    » Ja, aber warum? Warum interessiert sich ein Hosenscheißer wie du plötzlich für Mörder?«
    Colin Monteiths Stimmung kippte, von nervös zu wütend. Das war nicht gut.
    » Weil es schon zu viele erwischt hat«, sagte Winter. » Auch welche von uns. Und weil ich dachte, ich weiß, wo der Mörder sich verkrochen hat.«
    » Welche von uns? Du

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