Snapshot
direkt zwischen Winters Augen, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte, die Abstellkammer verließ und die Tür hinter sich zuknallte. Plötzliche Stille überflutete Winter. Er lag da, überströmt von kaltem Schweiß, und schnappte nach Luft.
Reglos wartete er auf Monteiths Rückkehr. Er lauschte auf jedes Geräusch, das vielleicht erahnen ließ, was sein Kontrahent vorhatte, aber er hörte nichts als tröpfelndes und fließendes Wasser, das ferne Rattern eines Zuges und das Hämmern seines eigenen Herzens. Letzteres war am lautesten, und im selben Rhythmus dröhnte ihm der Puls in den Ohren.
Scheiße, was machte er hier eigentlich? Danny hatte ihn gewarnt, keine Dummheiten zu begehen, Rachel hatte anscheinend auch versucht, ihn zu warnen. Aber er wollte sich nichts sagen lassen, und das hatte er jetzt von seiner Dickköpfigkeit. Sein Platz war hinter der Kamera. Er war der Beobachter, er sah die Stadt durch den Sucher. So war es gedacht.
Winter zerrte an den Fesseln um seine Handgelenke. Die Kabelbinder gaben ein wenig nach, aber nicht viel. Nicht besonders ermutigend. Er saß hier fest, er konnte nichts tun. Und Monteith konnte tun und lassen, was er wollte.
Die Tür schwang nach innen, und der Cop kam wieder in die Kammer gestürmt, das Gewehr in der Hand, das er aber– Winters Atmung setzte wieder ein– auf den Boden richtete.
» Ganz toll, du Vollidiot.« Monteith schnitt eine Grimasse. » Eigentlich wollte ich dich hier wieder rauslassen, aber jetzt geht das nicht mehr. Mann, was musst du auch hier unten rumschleichen, du hirnloses Arschloch?«
Spätestens jetzt hatte Winter nichts mehr zu verlieren. » Ich hab nach dir gesucht.«
Monteith starrte ihn wortlos an.
» Ich hab hier unten nach dir gesucht, Monteith.«
Er sagte immer noch nichts.
» Wie ist das mit ihm passiert?«, fragte Winter mit einem Seitenblick auf McKendrick.
Monteiths Augen wanderten zur Leiche und wieder zurück. Er war verunsichert, er musste nachdenken. » Es war ein Unfall«, meinte er schließlich. » Ein Unfall.«
» Was für ein Unfall?«
» Warum sollte ich dir das sagen?« Wieder wurde Monteith von jetzt auf gleich wütend. » Scheiße, warum sollte ich dir überhaupt irgendwas sagen?«
» Weil du es irgendwem sagen willst und weil nun mal niemand sonst hier ist. Außerdem hast du mir eben erklärt, dass du mich sowieso nicht mehr rauslassen kannst. Also kannst du’s mir doch genauso gut sagen.«
» Du bist immer noch der Alte, Winter. Du und dein Kumpel, ihr wart schon immer verfickte Klugscheißer. Übrigens hast du das alles deinem Kumpel zu verdanken. Hätte der nicht das Maul aufgerissen, hätte ich McKendrick gar nicht erst gefunden. Oder zumindest nicht so schnell.«
Winter wurde flau im Magen.
» Das gefällt dir gar nicht, was?«, sagte Monteith. » Damit hast du nicht gerechnet, was?«
Er schwieg.
» Dein Kumpel hat mir von deiner zerbeulten Backe erzählt. Dass du dir deswegen eine lahme Ausrede ausgedacht hättest. Der ist nie im Leben ausgerutscht, hat er gesagt, dem hat irgendwer aufs Maul gehauen oder wahrscheinlich getreten. Ich hab mir nicht viel dabei gedacht, außer dass du’s wahrscheinlich verdient hattest. Aber dann hab ich gehört, dass eine Mrs. McCabe im Revier angerufen hatte, um sich über einen Sergeant Winton zu beschweren. Dieser Winton hätte ihren Sohn fertiggemacht. Die Kollegen haben bei Eddie Winton in der London Road nachgefragt, aber der hatte keine Ahnung von nichts, und an dem Tag war er sowieso auf Schulung. Die anderen haben die Sache abgehakt, aber ich hab sofort an dich gedacht. Winton… Winter. Das war verdammt nah dran, und ich dachte mir, da ist doch was faul. Dass du vielleicht knietief mit drinhängst.«
» Du hast meine Fotografien durchsucht.«
» Was denn sonst? Hübsche Sammlung, die du da hast.«
Am liebsten hätte Winter ihm die Fresse poliert, aber das konnte er vorerst vergessen.
» Tausend Bilder von Autounfällen und Schnittwunden und Messerstechereien. Mann, was soll das? Holst du dir darauf einen runter, oder was? Geht dir bei dem ganzen Blut einer ab?«
» Fick dich.«
» Sieh an, da hab ich wohl ins Schwarze getroffen. Du bist ein krankes Arschloch, Winter. Und was sollen die vielen Fotos von den Leuten im Hintergrund? Von den ganzen Cops? Dazu hast du kein Recht, Winter. Du bist es nicht mal wert, den Kollegen die Füße zu küssen– und du bildest dir ernsthaft ein, du könntest sie einfach so bei der Arbeit fotografieren?«
Wieder hob er
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