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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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er einen Job. Er musste zu seinen Schichten erscheinen und Bösewichte fangen. Er war der Cop, der den Killer jagte, und der Killer, der die Cops jagte. Winter würde das Arschloch aufhalten, und wenn er dabei…
    Seine Gedanken gerieten ins Stocken. Und wenn er dabei selber draufging. Das war sein Einsatz, das stand auf dem Spiel. Aber er hatte keine Angst. Sein ganzes Leben drehte sich um den Tod, also wovor sollte er sich fürchten?
    Deshalb würde er nicht warten, egal wie unvernünftig es war. Er hätte sowieso nicht schlafen können, dafür machte er sich viel zu viel Sorgen um Rachel. Vielleicht sollte er sie kurz anrufen, um ihre Stimme zu hören? Nein, sie würde ihn nur bereden, dass er seinen halbgaren Plan vergessen und die Profis ihre Arbeit machen lassen sollte. Darauf würde er erwidern, die Profis hätten bisher beschissene Arbeit geleistet, und damit würde der Streit seinen Lauf nehmen. Eine verlockende Vorstellung, aber er blieb stark. Der Anruf konnte bis zum Morgen warten, alles andere nicht.
    Er hüllte den Lagerraum wieder in Dunkelheit, drückte sich durch die Tür und huschte den Flur hinunter, vorbei an seinem Büro zum Ausgang. Der Typ am Empfang blickte gelangweilt auf, nickte ihm halbherzig zu und murmelte: » Bis dann.«
    Hoffentlich, dachte Winter.
    Von der Pitt Street bis zum Fat Boab’s an der Dixon Street, wo er das Auto abstellte, brauchte er exakt drei Minuten, und weitere drei Minuten für den Fußweg zum McDonald’s. Auch zu dieser späten Stunde war hier einiges los, Pubs und Clubs spuckten haufenweise Nachtschwärmer aus, die sich jedoch kaum für Winter interessierten. Für einen Moment machte er sich Sorgen wegen Überwachungskameras, aber eigentlich könnte es ihm nur recht sein, wenn ihn eine Kamera draufbekam.
    Als er die Gasse erreicht hatte, blickte er sich nicht groß um, sondern marschierte geradewegs durch das Gestrüpp wie ein Besoffener auf der Suche nach einer Pissgelegenheit. Jetzt war es hier praktisch stockdunkel, denn in diesen Winkel verirrte sich nur wenig Neon- und Mondlicht. Neben der Kamera hatte Winter auch eine Taschenlampe mitgehen lassen, aber die sollte ihren Auftritt erst unter der Erde haben. Man musste ja nicht übertrieben viel Aufmerksamkeit erregen.
    Der Nachteil war, dass er rein gar nichts sah. Aber es ging sowieso nur in eine Richtung, und der Weg war so schmal, dass er sich mit beiden Händen an den Wänden entlangtasten konnte. Unter seinen Füßen knirschten und schmatzten Scherben und weiß Gott was noch alles, Dornen verhakten sich in seinen Hosenbeinen. Er bewegte sich langsamer als letztes Mal, als wenigstens noch etwas Licht in die Gasse gefallen war, er schob sich schlurfenden Schrittes vorwärts. Wegen der Dunkelheit und seiner schleichenden Gangart konnte er die Entfernung bis zur Öffnung nur schlecht abschätzen…
    Scheiße. Auf einmal trat er mit dem linken Fuß ins Leere und kippte nach vorne. Sein linker Fuß rutschte über ein paar Stufen, sein rechtes Knie knallte auf den Rand des Blechs, das das Loch nur noch halb verdeckte. Ein ohrenbetäubender Knall hallte durch die Gasse und hinab in die Tiefe. Er hing halb über, halb unter der Erde, mit schmerzhaft pulsierender Kniescheibe. Vorsichtig zog er sich hoch, bis er auf der Kante hockte, und betastete sein angeschlagenes Knie, aus dem bereits Blut quoll. Natürlich konnte er es nicht sehen, aber wahrscheinlich war es leuchtend rot wie ein kandierter Apfel. Auch im linken Fußknöchel spürte er ein stechendes Pochen, vielleicht war er verstaucht. Mann, was war er nur für ein Idiot! Als hätte er nicht gewusst, dass da ein Loch war. Der Schmerz war schlimm genug, doch der Lärm, den er veranstaltet hatte, war schlimmer. Darauf hätte er wirklich verzichten können.
    Aber scheiß drauf. Falls man den Krach vorne auf der Jamaica Street gehört hatte, sollte er lieber verschwinden, bevor hier noch jemand herumschnüffelte. Er ignorierte den Schmerz, ließ sich auf die erste Stufe fallen und stieg die Holztreppe runter in den kleinen Vorraum. Dort hielt er einen Augenblick inne und lauschte auf Geräusche von der Oberfläche, aber oben blieb es still. Glasgow hatte nichts gehört oder scherte sich nicht weiter darum.
    Hier unten war es noch dunkler als oben, aber nachdem er kurz im Gedächtnis gegraben und die Wände abgetastet hatte, fand er den Gang, der nach rechts abzweigte, Richtung Norden. Sobald er den Tunnel ein Stück hinuntergelaufen war, knipste er die Taschenlampe

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