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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Gier.
    Ein paar Meter neben ihm stand eine heulende Frau, die um einen Mann trauerte, dem sie wahrscheinlich niemals begegnet war, von dem sie vielleicht noch nicht mal gehört hatte. Ihr anständiges Outfit samt hübschem Cardigan wies sie als Bewohnerin einer Welt aus, die dem Mann mit dem Loch im Kopf fremd gewesen war. Hätte sie genauso um ihn geweint, wenn sie gewusst hätte, womit er sein Geld verdient hatte, wie vielen Menschen seine Ware das Leben gekostet hatte? Winter kannte die Antwort nicht. Er sah nur die Tränen, die über ihr Gesicht rannen, die hellen Strähnen, die an ihrer feuchten Wange klebten. Caldwell hatte diese Tränen nicht verdient, aber sie gaben ein schönes Bild ab.
    Offensichtlich hatte ihn die Frau irgendwo im Augenwinkel bemerkt, denn plötzlich blickte sie auf ihn herab. Peinlich berührt drehte Winter sich um, zurück zur Versammlung der Detectives und Forensiker. Da fiel ihm auf, dass Two Soups in seine Richtung starrte und wutentbrannt mit den dicken Armen fuchtelte. Baxter war violett angelaufen. Wenn er so weitermachte, würde ihn noch der Schlag ereilen. Außerdem riss er den Mund immer wieder sperrangelweit auf, als würde er Winter anschreien. Aber Winter hörte nichts. Tatsächlich, er hörte überhaupt nichts. Weder den brüllenden Baxter noch die Sirenen noch die Rufe der Menge. Alles verschwand hinter dem pulsierenden Blut in seinen Ohren, hinter seinem dröhnenden Herzschlag. Was er hier vor die Linse bekam, war pures Gold. Dunkles Gold, wie es nach Metinides’ Geschmack gewesen wäre.
    Wegen dieser selbst verschuldeten Taubheit bemerkte er nicht, wie unmittelbar neben ihm übergroße Bullenstiefel über den Asphalt scharrten, und auch nicht, wie ihn jemand aufforderte, sich verdammt noch mal zu verpissen. Erst als er am Kragen gepackt und hochgezerrt wurde, begriff er, dass da irgendetwas nicht stimmte.
    Harkins und Murray türmten sich vor ihm auf und musterten ihn mit einer Mischung aus Ärger und schlechtem Gewissen. Wahrscheinlich hatte er sie ziemlich in die Scheiße geritten, und trotzdem war ihnen nicht ganz wohl dabei, ihn so grob anzupacken. Hinter ihren Schultern sah Winter Rachel Nareys fassungsloses Gesicht. Sie stand da und starrte ihn an, als würde sie ihren Augen nicht trauen– und schlagartig war der Zauber verflogen. Kreischender Lärm brandete an Winters Ohren, hysterisch, wütend und chaotisch. Er schnappte nach Luft. Einerseits war ihm das alles furchtbar peinlich, andererseits war sein Hochgefühl noch nicht abgeebbt. Und jetzt konnte er sich auf was gefasst machen.
    Er fühlte sich wie ein Teenager, der beim Wichsen erwischt worden war.

7
    Dienstag, 13. September
    Abend
    » Also wenn du mich fragst, können sie dir höchstens peinlichen Übereifer vorwerfen. Two Soups muss halt mal wieder seinen übergroßen Pyjama aufplustern, aber in ein paar Tagen ist die Sache gegessen. Wahrscheinlich wirst du dich noch ein paar Wochen lang von jedem Cop in jeder Schicht verarschen lassen müssen, aber das hast du dir nun wirklich selbst zuzuschreiben. So was hat hier echt noch keiner gesehen. Hockt auf seinem Arsch und fotografiert die Gaffer!«
    » Und das ist Ihre offizielle Einschätzung als Detective Sergeant im Dienst der Strathclyde Police?«
    » Aber selbstverständlich. Ich bin immer im Dienst, Mr. Winter.«
    » Und warum sind Sie dann nackt?«
    » Wollen Sie sich etwa darüber beschweren?«
    » Habe ich mich je darüber beschwert, Sarge? Also, dann fang ich ganz sicher nicht jetzt damit an.«
    Rachel drückte Winter auf den Rücken und beugte sich über ihn, ein durchtriebenes Grinsen auf den Lippen. » Gut zu wissen.«
    Im Gegenzug packte er sie an den Armen, rollte sich auf sie drauf und presste sie auf die Matratze. Er musste sie ab und zu daran erinnern, dass sie auch als Detective Sergeant nicht immer das Sagen hatte.
    Leider hatte er den falschen Moment erwischt. Kaum hatte er die Oberhand, schlug sie zurück: » Schade, dass du Baxters Vortrag verpasst hast. Der alte Sack hätte dich am liebsten zehnmal eingelocht, wegen Landfriedensbruch und Erregung öffentlichen Ärgernisses und was weiß ich noch alles. Der hatte fast schon Schaum vorm Mund.« Sie musste lachen. » Aber der konnte dich noch nie leiden. Dem bist du viel zu dicke mit Addison und generell viel zu frech.«
    » Danke auch.«
    Ein Kichern. » Hey, ich find’s doch gut, wenn du frech wirst. Aber die anderen ticken da eben ein bisschen anders. Und Two Soups ist halt ein

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