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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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eben ein Handy und kein Fotoapparat. Alles andere lag im Kofferraum seines Wagens und damit im Parkhaus an der Cambridge Street.
    Aber das konnte er jetzt nicht ändern. Jetzt konnte er nur noch rennen. Bis zur West Nile Street war auch die Gordon Street Fußgängerzone. Er schlängelte sich zwischen zwei Wagen hindurch auf den befahrenen Teil der Gordon Street. Vor ihm lag die Central Station. Der Krach und das Sirenengeheul konnten nur von dort herrühren.
    Mit jedem Meter drängelten sich mehr Schaulustige auf der Straße. Bald kam er nur noch unter heftigem Einsatz der Ellenbogen voran, begleitet von wüsten Beschimpfungen und handgreiflichen Vergeltungsmaßnahmen. An der schmutzig braunen Ecke des Bahnhofs, wo sich Gordon Street und Union Street kreuzten, wurde es noch enger. Vier Streifenwagen hatten sämtliche Zufahrtswege zugeparkt, nur Rettungsfahrzeuge durften durch. Was war hier passiert? Die Kollegen hatten die Gegend bereits mit Absperrband abgeriegelt, doch Winter hatte das Gefühl, dass auch sie erst vor Kurzem eingetroffen waren.
    » Polizei!«, rief er, während er eine Schneise durchs Unterholz des menschlichen Dschungels schlug, giftige Flüche ignorierte, die ihm um die Ohren flogen, bis er endlich einen Platz in der zweiten oder dritten Reihe ergattert hatte. Uniformierte Polizisten gaben ihr Bestes, um die Menge irgendwie auf Abstand zu halten. In ihrem Rücken lag ein Streifen Niemandsland, dahinter schirmte eine weitere Reihe Uniformen eine Ansammlung von Detectives und Forensikern in weißen Overalls ab. Zwei Spurensicherer knipsten mit Kameras herum, anscheinend Paul Burke und Caro Sanchez, auch wenn sich Winter wegen ihrer Vermummung nicht ganz sicher sein konnte. Um ihn herum ein Meer aus ängstlichen Gesichtern. Als er sich an zwei Lederjacken vorbeidrängelte, bekam er einen harten Tritt ans Fußgelenk zu spüren. Im selben Moment tat sich eine Lücke im Spalier der Schutzwesten auf– und Winter sah eine Leiche in einer dunkelroten Pfütze, einen brutal verrenkten Hals. Sofort schloss sich der Vorhang wieder.
    Er hielt es kaum noch aus. » Gaz!«, brüllte er in Richtung eines Cops, den er kannte. » Was ist hier los, Mann?«
    Gaz McKean schaute sich tatsächlich um. Er schaute sich noch einmal um, um sicherzustellen, dass sich seine Bosse gerade nicht für ihn interessierten, und trat kurz aus der Reihe. Offenbar wollte er nicht, dass die Gaffer mitbekamen, was er Winter zu sagen hatte: » Der Typ da, das ist Cairns Caldwell. Kopfschuss. Anscheinend ein Scharfschütze. Keine Zeugen, nichts, und natürlich keine Ahnung, wo sich der Typ versteckt hat. Der Einschlag hat Caldwell dermaßen herumgerissen, dass sie nicht mal mit Sicherheit sagen können, aus welchem Winkel der Schuss gekommen ist. Okay, ich muss dann wieder.«
    » Scheiße, Gaz, warum kann ich nicht mitmachen? Komm, geh zum Sergeant und leg ein gutes Wort für mich ein.«
    » Das ist nicht dein Ernst, oder? Du siehst doch, dass wir grad ein bisschen viel um die Ohren haben.«
    Cairns Caldwell. Eine große Nummer in der Unterwelt. Vom reichen Schuljungen zum Multimillionär. Der Löwenanteil des Kokains, das in Glasgow verkauft wurde, ging durch seine Hände. War durch seine Hände gegangen, musste man jetzt wohl sagen, nachdem ihm ein anderes Arschloch eine Kugel in den Schädel gejagt hatte. Und damit war die Kacke offiziell am Dampfen.
    Winter musste da rein, er musste den toten Wichser fotografieren. Warum zum Teufel hatte er seine Ausrüstung nicht dabei?
    Plötzlich entdeckte er Two Soups. Baxter, der anscheinend bis vor Kurzem über der Leiche gekniet hatte, schüttelte gerade den Kopf und bellte irgendeinen Befehl. Winter suchte seinen Blick und machte ihm mit eindeutigen Gesten klar, was er wollte. Dafür erntete er ein schallendes Lachen, gefolgt von einem weiteren, knappen Kopfschütteln. Der verdammte Two Soups hatte seinen Spaß. Winter versuchte noch, ihm etwas zuzurufen, doch gegen das Geheul der Sirenen und das Geschrei der Menge kam er nicht an. Und Two Soups hätte ihm sowieso nicht zugehört.
    Dann eben anders. Winter drängelte sich durch die Schaulustigen, bis er vor Rob Harkins und Sandy Murray stand, zwei Cops, mit denen er schon öfter zu tun gehabt hatte. Kurz entschlossen setzte er ein möglichst selbstbewusstes Gesicht auf und trat zwischen die beiden Uniformen. » Alles klar, Jungs? Die Leute hier haben sie nicht mehr alle, was? Als hätten sie noch nie einen Typen mit Kopfschuss gesehen.«
    Murray

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