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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Arschloch, der kann eigentlich niemanden leiden. Ich glaube sogar, er ist gar kein so toller Forensiker. Manchmal hab ich das Gefühl, dem wäre es lieber gewesen, Watson und Crick hätten sich einen schönen Tag gemacht, anstatt ausgerechnet die DNA zu entdecken. Der Typ ist ein Dinosaurier.«
    » Klar, er ist ein Vollidiot. Aber ich kapier, dass ihm die Aktion nicht gefallen hat.«
    » Okay, meinetwegen. Aber heute war sowieso Ausnahmezustand. Ich meine, Cairns Caldwell!? Jetzt geht’s richtig los. Die Zeitungen und das Fernsehen flippen sicherheitshalber schon mal aus. Und ich sag’s dir, das ist erst der Anfang.«
    Cairns Caldwell stammte aus bürgerlichem Hause im West End, war an der Kelvinside Academy und an der Glasgower Uni gewesen. Dann steile Karriere als Gangster im Süden der Stadt. Mit siebzehn Jahren waren seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Cairns hatte einen Batzen Geld und ein Reihenhaus am Clarence Drive geerbt. Schon sechs Jahre später holte er so viel Koks in die Stadt, dass er es auf allen Straßen hätte schneien lassen können. Er hatte die übliche Karriereleiter erklommen, aber dank seines beträchtlichen Startkapitals die mühsamsten Sprossen übersprungen. Die Konkurrenz wurde unterboten, die harten Jungs mit Werbegeschenken geködert. Bald hatte er die besten Schlägertrupps, die es auf der Straße zu kaufen gab, und damit machte er dann die Mitbewerber platt. Angeblich ebnete er sich den Weg auch auf durchaus gutbürgerliche Weise: hier ein Schmiergeld, dort ein Versprechen, ein Händeschütteln, ein Augenzwinkern in die richtige Richtung. Der vornehme Akzent, den er sich in Kelvinside angeeignet hatte, öffnete ihm zahlreiche Türen, alle anderen ließ er von seinen Untergebenen eintreten. Und so kam Caldwell überall rein.
    Neben Kokain umfassten seine unternehmerischen Aktivitäten auch Prostituierte, Wachdienste, private Taxiunternehmen und Nachtclubs. Er agierte in einer einzigen Grauzone– schmutziges Geld bildete die Grundlage für sauberes Geld, das wiederum in weitere dreckige Geschäfte floss. Nach einer Runde im Schneesturm seiner Haupteinnahmequelle war die Kohle blütenweiß, perfekt für die schwarze Kasse.
    Wer so viel Bares hatte, galt als unantastbar. Den Respekt seiner skrupellosen Handlanger hatte er sich angeblich erworben, indem er Barney Reid, einem harten Kerl, der eines Tages ein Auge auf den Chefsessel geworfen hatte, eine Axt in die Stirn getrieben hatte. Eine Geste, die im Gedächtnis geblieben war.
    Schätzungen zufolge hatte er um die zwei Millionen Pfund im Jahr verdient. Den Cops hatte er regelmäßig den Mittelfinger gezeigt, allen anderen hatte er das Koks kiloweise in die Nase gestopft.
    Ein Unantastbarer mit einer Kugel im Kopf. Cairns Caldwell war neunundzwanzig Jahre alt geworden. Das Hirn, das in Glasgows angesehenster Lehranstalt geschliffen worden war, hatte sich auf dem Asphalt verteilt. Schluss mit lustig.
    » Und was kommt jetzt?«, fragte Winter. » Was denkst du?«
    » Wenn ich das wüsste. Kennst du den Film mit Sean Connery, wo er sagt: › Er schickt einen von euch ins Krankenhaus, Sie einen von denen ins Leichenhaus‹? Jetzt haben sie gleich mit dem Leichenhaus angefangen. Also frag mich nicht, wie das enden soll. Aber eins ist klar– das können Caldwells Leute nicht auf sich sitzen lassen. Außer sie haben ihn selber um die Ecke gebracht, aber das glaub ich nicht.«
    » Warum nicht? Ich an seiner Stelle hätte mich eher vor meinen Freunden als vor meinen Feinden gefürchtet.«
    » Ja, aber wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt? Außerdem hätten ihn seine eigenen Leute auf tausend andere Arten umbringen können. Erstechen, erwürgen, aus dem zehnten Stock schmeißen– alles deutlich bequemer, als sich auf irgendein Dach zu hocken und ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen. Natürlich können wir nichts ausschließen, aber ich glaub einfach nicht dran.«
    » Und wer war’s dann?«
    » Wer weiß das schon? Könnte jeder gewesen sein.«
    » Und wen kümmert’s eigentlich?«
    » Das hab ich nicht gesagt. Ja, dass er tot ist, ist mir egal– abgesehen davon, dass uns deswegen die komplette Stadt um die Ohren fliegen wird und wir die ganze Scheiße zusammenkehren dürfen. Aber wer ihn umgebracht hat, ist mir nicht egal. Ganz im Gegenteil.«
    Ihre Augen blitzten. So war sie Winter am liebsten. » Okay, ich bin ja schon ruhig. Wollte dich nur ein bisschen aufziehen. Du machst es einem aber auch verdammt

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