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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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vertikal sein könnte, je nachdem, aus welchem Winkel der Gegenstand die Haut des Jungen getroffen hatte. Die erhabenen Abdrücke, die die vertikale oder horizontale Struktur hinterlassen hatte, waren etwa drei Millimeter breit, genau wie der Abdruck in Strathies Halbmond.
    Wie es sich gehörte, hatte Winter beim Fotografieren jeweils einen Maßstab dazugelegt, damit man die Größenverhältnisse exakt nachvollziehen konnte. Er wusste sowieso, was dabei herauskommen würde, und nach einer kurzen Rechenaufgabe hatte er die Bestätigung: Die beiden kreisförmigen Abdrücke waren genau gleich groß.
    Winter atmete tief durch. Er glaubte nicht an Zufälle. Rory McCabe. Stevie Strathie. Ein Opfer von Dumpfbacken mit Baseballschlägern. Ein Opfer des dunklen Engels.
    Du redest dir da was ein, dachte er, die beiden haben nicht das Geringste miteinander zu tun. Immer schön weitergehen, hier gibt’s nichts zu sehen. Hier gibt’s nichts zu sagen.
    Schauen, aber nicht anfassen. Dokumentieren, aber nicht eingreifen. Beobachten, aber bloß nichts anrühren. Den Moment festhalten, aber nicht kontaminieren. Er stellte scharf, er drückte ab, er sah hin, aber er sagte nichts. Zumindest noch nicht.

22
    Freitag, 16. September
    Der Weg zur Hölle ist nicht nur mit guten Vorsätzen gepflastert. Ein paar Minuten vor acht klingelte Winters Handy und riss ihn Hals über Kopf aus dem Tiefschlaf, aus Träumen voller Blitzlichter und Leichen.
    Addison. Er klang rau wie Schmirgelpapier.
    »Putz dir den Schwanz trocken und rein in die Socken. Wir treffen uns vor fünf Minuten am Glasgow Harbour.«
    » Und warum?«
    » Weil er wieder zugeschlagen hat. Zwei weitere Tote. Also, am Glasgow Harbour. Jetzt.«
    » Verdammt. Und wer sich hier wohl den Schwanz abwischen muss! Wie war’s denn mit deiner…«
    Aber Addison hatte bereits aufgelegt.
    Der Glasgow Harbour war ein relativ neues Wohngebiet am Ufer des Clyde, gegenüber der Govan-Werft– eine gehobene, moderne, trendige Gegend, Teil der Erneuerung des innerstädtischen Hafengebiets, angesiedelt im Schatten des Finnieston Crane, des Wahrzeichens der alten Glasgower Ingenieurstradition. Vielleicht nicht ganz so chic wie ein Apartment am Seine-Ufer, aber auch nicht übel.
    Die Aussicht war wirklich nicht von schlechten Eltern: Überall sah man Relikte vergangener Jahrhunderte, dazwischen blitzte und glänzte das neue Glasgow in Gestalt des Science Towers, des Clyde Auditoriums und der Squinty Bridge. Und natürlich der Fluss, der sich bis in weiteste Ferne erstreckte und an dieser Stelle so breit war, dass ein hundertfünfzig Meter langer Zerstörer wenden konnte.
    Winter bot sich ein ganz anderer Anblick, als er um halb neun am Tatort eintraf– ein Anblick, für den die meisten Leute keinen Penny ausgegeben hätten: zwei Männer, tot, einer links, einer rechts neben einem schwarzen BMW mit zinnoberroten Spritzern auf dem glänzenden Lack. Aber der Großteil der roten Soße hatte sich auf den Klamotten der beiden Typen und auf dem Boden verteilt.
    Addison, Colin Monteith, Campbell Baxter samt Forensikerteam und ein Haufen uniformierter Kollegen waren schon da. Gerade wurde die Zeltplane aufgespannt, denn der Himmel sah aus, als wäre sie bald bitter nötig. Als würde es sich nur noch um Sekunden handeln, bis der Tatort unter Wasser stand.
    » Den da kenn ich«, murmelte Addison und deutete mit dem Kinn auf die Leiche links vom Wagen, einen stämmigen Gorilla deutlich über eins achtzig. » Das ist Jimmy Adamson, genannt Gee Gee. Hatte eine Vorliebe für Pferdewetten. Einer von Terry Gilmartins Vollstreckern, hat im Akkord Beine gebrochen.« Der DI schüttelte den Kopf und kaute auf seiner Unterlippe herum, als würde ihm das alles nicht schmecken. » Ihn hat es zuerst erwischt, dann den anderen.« Er blickte zwischen den beiden Toten hin und her. » Das zweite Arschgesicht kommt mir auch bekannt vor.«
    » Das ist Andrew Haddow, Gilmartins Buchhalter.«
    Als Winter sich zu der weiblichen Stimme in seinem Rücken umdrehte, entdeckte er Jan McConachie, die mit finsterem Blick aus der Kapuze ihres weißen Overalls lugte. Ihre Füße steckten in blauen Überschuhen.
    » Er hat Gilmartins Bücher geführt und sein Geld in Sparschweinen von hier bis zu den Caymans verräumt«, fuhr sie fort. » Außerdem hat er für Gilmartins Darlehen Wucherzinsen verlangt und auf die Tour einen Kunden nach dem anderen ins Armenhaus gebracht. Ich hoffe, das Stück Scheiße schmort in der Hölle.«
    » Auch dir

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