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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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einen guten Morgen, DS McConachie.«
    » Sparen Sie sich Ihre Sprüche, Inspector.«
    » Hast wohl mal wieder keinen abbekommen?«
    » Bei allem Respekt, Sir: Ficken Sie sich ins Knie. Nur zu Ihrer Information: Ich habe eben eine Aussage aufgenommen, über einen Dealer von Caldwell, Jake Arnold, wird Beavis genannt. Seine Leute wollen nicht reden, aber angeblich ist er wie vom Erdboden verschluckt. Manche sagen, er hätte sich mit einem Teil von Caldwells Kohle aus dem Staub gemacht, andere sagen, dazu hätte er nicht die Eier. Und keiner weiß, wo er hin ist. Sir.«
    Das alles berichtete sie in einem übertrieben seriösen Tonfall, der Addison garantiert auf die Nerven ging. Ein gefährliches Spiel, dachte Winter, denn Addison sah aus, als hätte er mit einem brachialen Kater zu kämpfen. Doch McConachie ließ es drauf ankommen, und nachdem sie ihre Informationen süßlich lächelnd abgeliefert hatte, wandte sie sich den Leichen zu.
    » Könnt ihr euch nicht ausnahmsweise mal vertragen?« Winter versuchte, für gute Stimmung zu sorgen, bevor es hier noch mehr Tote gab. » Ich hab zu tun.«
    » Dann mach hin, Fotoaffe«, zischte Addison. » Aber das Reden überlässt du lieber den großen Jungs. Und Mädchen.« Ein herablassender Seitenblick auf McConachie. » Jan, geh zu Two Soups und hol dir eine erste Einschätzung von ihm. Aber lass dich nicht mit dem üblichen Gelaber abfertigen. Frag ihn, woher die Schüsse kamen, und dann knipst du das Flutlicht an. Ich will den alten Wichser heute nicht sehen. Wird’s bald, Tony?«
    Statt zu antworten, richtete Winter die Linse seiner Nikon auf Adamson, der halb auf der Seite, halb auf dem Rücken lag, zu einer Schraube verdreht von der Wucht der Kugel. Gee Gees Wangen waren violett angelaufen. Offenbar hatte er nicht nur gern gewettet, sondern ebenso gern gesoffen. Außerdem hatte er orangefarben schimmernde Finger, das typische Erkennungszeichen eines Kettenrauchers. Damit war Adamson ein wahrer Schotte. Nicht was man unterm Kilt trug, war entscheidend, sondern wie man seine lebenswichtigen Organe missbrauchte. Hätte Winter einen Blick in Gee Gees Wagen geworfen, hätte er vermutlich ein halbes Dutzend Scotch Pies, ein paar quadratische Scheiben Lorne Sausage und einen Liter Irn-Bru gefunden. Das Frühstück der Champions.
    Der Kerl hatte Hände wie Schaufeln, riesige, fleischige Pranken, die ihm zu einer Karriere als Vollzugsbeamter in Terry Gilmartins Hoheitsgebiet verholfen hatten. Wie viele Beine hatte er gebrochen, wie viele Kniescheiben zertrümmert, Köpfe eingeschlagen, Kiefer zerschmettert und Augen ausgekratzt? Winter betrachtete die Narben und Beulen an seinen Händen und fragte sich, wem sie jeweils zuzuordnen waren: Dealern und Junkies, einer bingosüchtigen Oma oder einem rivalisierenden Schlägertypen.
    Er trug einen langen, vermutlich tonnenschweren Ledermantel, ein schwergewichtiges Kleidungsstück, in dem er einer Kreuzung aus Rockstar und Revolverheld ähnelte. Sein Rosso Corsa hatte den Stoff bereits vollständig getränkt. Schade um den schönen Mantel, dachte Winter. Andererseits war es selbst um die Luft schade gewesen, die Adamson geatmet hatte.
    In seinen Augen spiegelte sich fast ausschließlich Überraschung, in den Augen des Buchhalters dagegen sah Winter blanke Angst. Haddow hatte mitbekommen, wie Gee Gee abgeknallt worden war. Bestimmt hatte er sofort gewusst, wer den Abzug gedrückt hatte und wer als Nächster dran sein würde. Aber noch hatte er ein wenig Zeit gehabt– exakt so lange, wie ein Profi brauchte, um eine L115A3 nachzuladen und erneut anzulegen. Zeit genug, um den Verdauungstrakt zu entleeren, das eigene Leben vor den Augen vorüberziehen zu sehen und ein paar sinnlose Schritte in den Schatten der Wohnhäuser zurückzuweichen.
    Haddows und Adamsons Hände waren wie Tag und Nacht. Haddows Hände waren zarter, weicher, schwächer, doch auch an ihnen klebte Blut. Haddows Hände hatten niemanden geschlagen, sie hatten keinen Baseballschläger geschwungen, und trotzdem hatten sie sich schuldig gemacht.
    Er war Anfang vierzig, ein kleiner, magerer Typ in schwarzem Nadelstreifenanzug. Dazu ein weißes Hemd mit offenem Kragen, als wäre Weiß bei Kopfschusskandidaten gerade groß im Trend.
    Was den Buchhalter anging, war es weniger um die Luft in seinen Lungen schade als um die gute Ausbildung. Die Hirnbröckchen, die ringsum auf den Asphalt gespritzt waren, hätten wirklich bessere Dienste leisten sollen. Gilmartins Bücher hätte auch

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