Sniper
die Befehlsleitung der Army beschloss schließlich doch, das Gebäude anzugreifen.
Prima, sagten wir einstimmig, als wir von dem Plan erfuhren. Ziehen wir’s durch.
Wir errichteten einen Sicherungsposten in einem Haus, das etwa 200 bis 300 Meter von dem Krankenhausgebäude entfernt lag, am anderen Ende eines übersichtlichen Geländes. Sobald die Aufständischen uns sahen, gaben sie uns Saures.
Einer meiner Kameraden feuerte eine Carl-Gustaf-Rakete auf das Dach des Gebäudes, von dem sie schossen. Sie riss ein schönes, großes Loch in das Mauerwerk. Körperteile stoben in alle Richtungen davon.
Die Rakete half, die Terroristen zu demoralisieren, und nachdem ihr Widerstand gebrochen war, schlug die Army zu und nahm das Gebäude ein. Als sie das Gelände erreichten, stießen sie kaum noch auf Gegenwehr. Die wenigen Leute, die wir nicht getötet hatten, waren geflohen.
Es ist immer schwer zu sagen, wie viele Aufständische uns in Feuergefechten wie diesen gegenüberstanden. Selbst eine kleine Handvoll konnte sich gehörig wehren. Unter günstigen Umständen konnte ein Dutzend Männer, die sich sorgfältig verschanzt hatten, den Vorstoß einer kompletten Einheit durchaus eine ganze Weile aufhalten. Sobald die Aufständischen jedoch mit großer Feuerkraft in Berührung kamen, konnte man sich sicher sein, dass etwa die Hälfte durch die Hintertür oder irgendeinen anderen Ausgang Reißaus nahm.
Wir hatten die Carl Gustaf schon vorher dabei gehabt, aber soweit ich weiß, war dies das erste Mal, dass wir jemanden damit getötet hatten; und vielleicht war es sogar insgesamt das erste Mal, dass eine SEAL-Einheit so etwas bewerkstelligt hatte. In jedem Fall war es das erste Mal, dass wir sie gegen Personen in einem Gebäude einsetzten. Sobald sich dies herumgesprochen hatte, wollte jeder die Waffe benutzen.
Technisch gesehen war die Carl Gustaf nämlich eigentlich eine Panzerabwehrwaffe, wir stellten aber schnell fest, dass sie auch gegen Gebäude einiges ausrichten konnte. Für die Verhältnisse in Ramadi war sie perfekt – sie durchdrang mühelos Stahlbeton und zerfetzte alles, was sich dahinter befand.
Wir hatten für die Waffe verschiedene Arten von Munition. Oft versteckten sich Aufständische hinter Uferböschungen und anderen Hindernissen. In einem solchen Fall konnte man zum Beispiel Air-Burst-Munition abfeuern, die über ihnen in der Luft explodierte. Das war schlimmer als alles, was auf dem Boden detonierte.
Die Gustaf ist vergleichsweise einfach zu bedienen. Man muss doppelten Gehörschutz tragen und aufpassen, wo man steht, wenn sie abgefeuert wird, aber die Ergebnisse sind beeindruckend. Nach einer Weile wollte jeder im Zug sie benutzen – die Soldaten stritten sich regelrecht darum, wer sie bedienen durfte.
Wenn man einen Beruf ausübt, bei dem man Menschen tötet, fängt man nach einer Weile an, diesbezüglich seiner Kreativität freien Lauf zu lassen.
Man überlegt sich, wie man mit größtmöglicher Feuerkraft in die Schlacht ziehen kann. Und man beginnt über originelle Mittel und Wege nachzudenken, mit denen man den Feind ausschalten kann.
Wir hatten so viele Ziele in Viet Ram, dass wir anfingen uns zu fragen, welche Waffen wir noch nicht benutzt hatten, um Aufständische damit zu töten.
Noch keinen mit einer Pistole erschossen? Dann wird es aber höchste Zeit.
Wir benutzten verschiedene Waffen, um sie auszuprobieren und herauszufinden, wie sie sich in Kampfsituationen bewährten. Manchmal aber war es auch ein Spiel. Wenn man tagtäglich in Feuergefechte verwickelt wird, möchte man nach einer Weile ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen. Wie auch immer, es gab eine Menge Aufständische und viele Schusswechsel.
Die Gustaf erwies sich als eine der wirksamsten Waffen, die man gegen Aufständische einsetzen konnte, wenn diese aus einem Gebäude heraus schossen. Wir hatten LAW-Raketen, die leichter und gut zu transportieren waren. Aber zu viele von ihnen erwiesen sich als Blindgänger. Und sobald man eine LAW abgefeuert hatte, war der Spaß vorbei; es waren Einwegwaffen. Die Carl Gustaf dagegen war immer ein großer Knaller – im wahrsten Sinne des Wortes.
Eine andere Waffe, die wir ziemlich oft benutzten, war der 40-mm-Granatwerfer. Es gibt ihn in zwei Varianten – eine Version, die man unter sein Gewehr montiert, und eine zweite Variante, die eine eigenständige Waffe darstellt. Wir besaßen beide.
Wir verwendeten standardmäßig Handgranaten, die explodierten und die Gegend mit
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