Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
ein bisschen umsehen sollten, und wir bewegten uns zu Fuß in die Richtung eines vermeintlichen Verstecks der Aufständischen. Schließlich erreichten wir einen großen Graben, den man nur über eine Brücke überqueren konnte. Diese Brücken waren normalerweise vermint und in diesem konkreten Fall hatten wir die geheimdienstliche Information, dass hier mit Sicherheit ein Sprengsatz angebracht war. Also ging ich los und überprüfte den Bereich, indem ich mit meinem Laser nach einem Stolperdraht suchte.
    Ich ließ den Strahl zunächst oben an der Brücke entlangschweifen, entdeckte aber nichts. Dann duckte ich mich ein wenig tiefer und versuchte es noch einmal. Immer noch Fehlanzeige. Ich sah an allen erdenklichen Orten nach, die mir in den Sinn kamen, fand aber keine Drähte, keine IEDs, keine Sprengfallen, gar nichts.
    Aber da mir gesagt worden war, dass die Brücke vermint war, war ich sicher, dass irgendwo etwas sein musste.
    Also überprüfte ich noch einmal alles. Mein Kampfmittelräumer wartete hinter mir. Ich musste nur den Stolperdraht oder die Bombe selbst finden und er hätte sie in wenigen Sekunden entschärft.
    Aber ich konnte einfach nichts entdecken. Schließlich sagte ich zu Tony: »Gehen wir rüber.«
    Nicht, dass Sie mich missverstehen: Ich rannte nicht etwa über die Brücke. Ich bewegte mich sehr langsam vorwärts, wobei ich mein Gewehr in der einen Hand hielt und mit der anderen schützend meine Kronjuwelen bedeckte.
    Wäre tatsächlich eine Bombe hochgegangen, hätte diese Maßnahme zwar mein Leben nicht gerettet, aber wenigstens hätte ich eine einigermaßen intakte Leiche abgegeben.
    Die Brücke war insgesamt nur drei Meter lang, aber ich muss wohl etwa eine Stunde gebraucht haben, um sie zu überqueren. Als ich schließlich auf der anderen Seite ankam, war ich von Schweiß durchnässt. Ich drehte mich um, um den anderen zu zeigen, dass alles in Ordnung war und streckte meinen Daumen in die Höhe. Aber es war niemand da. Sie hatten sich alle hinter Felsen und Büschen versteckt und darauf gewartet, dass ich in 1000 Stücke zerfetzt würde.
    Selbst Tony, der als Point Man direkt hinter mir hätte sein müssen.
    »Du feiger Hund!«, rief ich. »Wo zum Teufel bist du?«
    »Es reicht ja, wenn einer in die Luft fliegt«, sagte er nüchtern, als er mir entgegenkam.
    Dolmetscher
    Falludscha war in einem Großangriff eingenommen worden, indem man sich systematisch durch die Stadt vorgearbeitet hatte. Der Vorstoß war zwar erfolgreich gewesen, hatte aber auch großen Schaden angerichtet, wodurch die neue irakische Regierung scheinbar viele Sympathiepunkte in der Bevölkerung verloren hatte.
    Man kann darüber streiten, ob die Gebäudeschäden tatsächlich der Grund für den geringen Rückhalt aus der Bevölkerung waren oder nicht – ich für meinen Teil stelle das ernsthaft infrage –, aber das Oberkommando der US-Streitkräfte wollte nicht, dass in Ramadi dasselbe geschah.
    Während die Army also an einem Plan arbeitete, Ramadi mit minimalem Schaden einzunehmen, gingen wir ganz in der Nähe schon einmal an die Arbeit.
    Und zwar begannen wir wieder mit direkten Zugriffen auf Aufständische. Zu diesem Zweck hatten wir vier Dolmetscher, die uns bei der Verständigung mit den Einheimischen halfen. Mindestens einer, in der Regel aber zwei zogen mit uns los.
    Ein Dolmetscher, den wir alle sehr mochten, war Moose. Er war ein knallharter Typ. Er arbeitete seit der Invasion 2003 für uns. Er war Jordanier und der einzige Dolmetscher, dem wir eine Waffe gaben. Wir wussten, dass er an unserer Seite kämpfen würde – er wollte unbedingt amerikanischer Staatsbürger werden und hätte dafür sein Leben gelassen. Immer wenn wir Feindkontakt hatten, schoss er in unseren Reihen mit.
    Er war kein guter Schütze, aber er sorgte dafür, dass die Köpfe der Feinde unten blieben. Wichtiger noch war, dass er wusste, wann er schießen durfte und wann nicht – klingt einfach, ist es aber oft nicht.
    Ganz in der Nähe der Shark Base war ein kleines Dorf, das wir Gay Tway nannten. Dort wimmelte es nur so von Aufständischen. Wir durchbrachen die Tore, verteilten uns und griffen zu. Ein bestimmtes Haus suchten wir sogar drei- oder viermal auf. Nach dem ersten Einsatz machten sich die Bewohner nicht einmal mehr die Mühe, die Tür wieder einzuhängen.
    Warum sich immer wieder Verdächtige in ein und demselben Haus aufhielten, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber wir kehrten mit schöner Regelmäßigkeit zurück und taten

Weitere Kostenlose Bücher