Sniper
(Lachanfall) und sei ursprünglich für einen seiner Verwandten erfunden worden.
Eines Tages erzählte er diese Anekdote und gab Ryan kurzerhand den Namen. Ein anderer Teamkollege griff ihn auf und fortan hatte Ryan seinen Spitznamen weg.
Biggles .
Ryan konnte den Namen nicht ausstehen, weswegen wir ihn natürlich erst recht benutzten.
Einige Zeit darauf fand einer von uns einmal ein kleines, lilafarbenes Nilpferd. Das musste natürlich an den Mann mit dem breiten Gesicht gehen. Und aus Ryan wurde »Biggles, der Wüsten-Hippo«.
Ryan wäre nicht Ryan, wenn er die ganze Sache nicht so hingedreht hätte, dass sie ihn nur noch sympathischer machte. Er regte sich nicht auf, sondern spielte gutmütig mit – und nahm fortan das Nilpferd überall mit hin. Selbst ins Kampfgetümmel. Und irgendwann war es dann kein Witz auf seine Kosten mehr; sondern es wurde zu seinem eigenen Witz. Biggles der Wüsten-Hippo, der beste MG-Schütze, den die Welt je gesehen hat.
Man musste diesen Kerl einfach mögen.
Die Punisher
Unser Zug hatte ebenfalls seinen eigenen Spitznamen, und zwar einen anderen als Cadillac.
Wir nannten uns die Punisher.
Für alle, denen dieser Name kein Begriff ist: Der Punisher ist eine Comic-Figur aus dem Marvel-Universum, die in den Siebzigerjahren aufkam. Er ist ein gnadenloser Rächer, der das Unrecht bekämpft und dabei vor allem auf Selbstjustiz zurückgreift. Gerade war ein gleichnamiger Film in die Kinos gekommen; der Punisher trug darin ein T-Shirt mit einem stilisierten Totenschädel.
Unser Funker hatte den Namen schon vor dem Auslandseinsatz vorgeschlagen. Wir alle fanden den Punisher cool. Er übte Vergeltung. Er tötete die Schurken. Er sorgte mit seinen eigenen Mitteln dafür, dass die Bösewichte ihn fürchteten.
Damit konnten wir uns identifizieren. Also übernahmen wir sein Symbol – einen Totenschädel – und verwendeten es für uns selbst, wenn auch in leichter Abwandlung. Wir hatten nun ein Logo, das wir auf unsere Hummer und Splitterwesten sprühten, ebenso auf unsere Helme und Gewehre. Wir sprühten es auch auf möglichst jedes Gebäude und jede Mauer. Wir wollten, dass eins klar wurde: Wir sind hier und wir zeigen euch, wo es langgeht.
Das war unsere Art der psychologischen Kriegsführung.
Seht ihr uns? Wir sind die Jungs, die euch fertigmachen. Fürchtet uns. Weil wir euch töten werden, ihr Bastarde.
Ihr glaubt, ihr seid hart? Wir sind härter. Niemand kann uns das Wasser reichen.
Unser Schwesterzug wollte dieselbe Vorlage benutzen, mit der wir unsere Ausrüstung besprühten, aber dagegen legten wir unser Veto ein. Wir bestanden darauf, dass ausschließlich wir die Punisher waren. Sie mussten sich schon ein eigenes Symbol suchen.
Was unsere Hummer anging, waren wir nicht ganz so einfallsreich. Sie wurden überwiegend nach G.I.-Joe-Figuren benannt und hießen dementsprechend Duke oder Snake Eyes. Nur weil Krieg die Hölle ist, heißt das noch lange nicht, dass man nicht auch ein wenig Spaß haben kann.
Bei diesem Auslandseinsatz hatten wir wirklich ein hervorragendes Team, und zwar durch alle Reihen hinweg. Anständige Offiziere und einen wirklich hervorragenden Chief namens Tony.
Tony war ein ausgebildeter Scharfschütze. Er war nicht nur ein zäher Brocken, er war ein alter, zäher Brocken, zumindest für einen SEAL – es wurde gemunkelt, er sei damals schon 40 Jahre alt gewesen.
SEALs, die die 40 überschritten haben, nehmen normalerweise nicht mehr an Kampfhandlungen teil. Die meisten schaffen es gar nicht, so lange durchzuhalten. Aber Tony war es irgendwie gelungen. Er war hart im Nehmen und wir wären ihm in die Hölle gefolgt – und wieder zurück.
Ich war der sogenannte »Point Man« und marschierte auf Patrouillen vorneweg – für Scharfschützen nichts Ungewöhnliches. Tony war fast immer direkt hinter mir. Normalerweise ist der Chief eher am Ende der Gruppe und bildet die Nachhut, aber in unserem Fall befand LT, dass zwei Scharfschützen am Anfang des Zuges wesentlich effektiver seien.
Kurz nachdem der Zug wieder vollständig war, fuhren wir eines Nachts hinaus in eine Gegend, die etwa 17 Kilometer östlich von Ramadi lag. Hier war alles grün und fruchtbar – und zwar in einem solchen Ausmaß, dass die Vegetation uns wie der Dschungel in Vietnam vorkam, zumindest im Vergleich mit der Wüste, in der wir uns zuvor aufgehalten hatten. Wir nannten die Gegend daher Viet Ram.
Einige Zeit später wurden wir in einer anderen Gegend abgesetzt, in der wir uns
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