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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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werden, weil sie niemals aufgeben würde; in dem bevorstehenden Feldzug richteten wir unser Hauptaugenmerk daher auf sie. Die anderen beiden Gruppen aber konnten dazu bewegt werden zu verschwinden, mit dem Morden aufzuhören oder mit den Stammesoberhäuptern zusammenzuarbeiten. Zum Plan der Army gehörte es also, mit den Clans zusammenzuarbeiten, um die Gegend zu befrieden. Denn diese hatten ebenfalls die Nase voll von den Aufständischen und dem Chaos, das sie verursacht hatten, und wollten, dass sie verschwanden.
    Die Situation und der Plan waren wesentlich komplizierter, als es klingt. Für uns, die täglich ausrücken mussten, war das alles aber unwichtig. Wir scherten uns nicht um die Details. Wir sahen nur, wie viele Menschen uns töten wollten. Und wir wehrten uns dagegen.
    Die Jundis
    Der Gesamtplan wirkte sich jedoch durchaus auf uns aus, und nicht unbedingt positiv.
    An der Ramadi-Offensive sollten nicht nur amerikanische Truppen beteiligt sein. Im Gegenteil, die neue irakische Armee sollte mit leuchtendem Beispiel vorangehen und den Hauptanteil dazu leisten, die Stadt einzunehmen und sie für die Bevölkerung wieder sicher zu machen.
    Die Iraker waren da. Ob sie vorangingen? Nein. Ihren Anteil leisteten sie durchaus – aber nicht so, wie man annehmen könnte.
    Kurz vor dem Angriff erhielten wir den Befehl, dem Krieg »ein irakisches Gesicht zu verleihen« – der Begriff, den das Oberkommando und die Medien benutzten, um den Eindruck zu erwecken, dass die Iraker tatsächlich etwas dazu beitrugen, ihr Land sicherer zu machen. Wir bildeten irakische Einheiten aus, und wenn es sich einrichten ließ (obwohl wir nicht unbedingt begeistert davon waren), nahmen wir sie auf unseren Einsätzen mit. Wir arbeiteten mit drei verschiedenen Gruppen, die wir alle als Jundis bezeichneten, das arabische Wort für Soldaten, obwohl manche von ihnen im Grunde genommen Polizisten waren. Ganz gleich, bei welchen Sicherheitskräften sie auch dienten, sie gaben durch die Bank weg ein Bild des Jammers ab.
    Bei unseren Operationen östlich der Stadt hatten wir eine kleine Gruppe von Spähern eingesetzt. Wenn wir nach Ramadi gingen, benutzten wir SMPs – eine Art Sonderpolizei. Und dann hatten wir eine dritte Gruppe irakischer Soldaten, die wir in den Dörfern außerhalb der Stadt verwendeten. In den meisten Fällen platzierten wir sie in der Mitte unserer Formationen – vorne Amerikaner, in der Mitte Iraker und hinten wieder Amerikaner. Wenn wir in einem Haus waren, machten sie es sich im Erdgeschoss gemütlich, hielten Wache und unterhielten sich mit der Familie, falls eine anwesend war.
    Als Krieger taugten sie nichts. Die intelligentesten Iraker, so schien es zumindest, waren wohl tatsächlich die Aufständischen, die gegen uns kämpften. Ich bin sicher, die meisten unserer Jundis hatten ihr Herz am rechten Fleck. Aber was ihre militärischen Fähigkeiten anbelangt …
    Sagen wir mal, dass sie unfähig waren, manchmal sogar regelrecht gemeingefährlich.
    Einmal machten mein SEAL-Kamerad Brad und ich uns bereit, ein Haus zu durchsuchen. Wir befanden uns am Haupteingang, wobei einer unserer Jundis direkt hinter uns stand. Aus irgendeinem Grund klemmte etwas an seinem Gewehr. Völlig überflüssigerweise entsicherte er die Waffe und betätigte probehalber den Abzug. Daraufhin schlugen direkt neben mir einige Schüsse in die Wand ein. Brad und ich dachten unwillkürlich, die Schüsse kämen aus dem Haus. Also erwiderten wir das Feuer und schossen ein paar Mal durch die geschlossene Tür.
    Dann hörte ich hinter mir aufgeregtes Schreien. Jemand zerrte an dem Iraker, dessen Waffe losgegangen war, und mir wurde klar, dass die Schüsse von uns stammten, nicht aus dem Haus. Ich bin sicher, dass der Jundi sich entschuldigt hat, aber seine Ausflüchte interessierten mich nicht, weder in diesem Augenblick noch später.
    Brad stellte das Feuer ein und der SEAL, der gerade die Tür eintreten wollte, trat zurück. Ich war immer noch dabei, mir zu vergegenwärtigen, was gerade geschehen war, als sich die Tür zum Haus öffnete.
    Ein älterer Mann kam heraus. Seine Hände zitterten.
    »Kommt nur rein«, sagte er. »Hier ist niemand.«
    Ich weiß nicht, ob ihm klar war, wie recht er damit beinahe gehabt hätte.
    Viele Jundis waren nicht nur völlig unfähig, sie waren auch faul. Man sagte ihnen etwas und sie entgegneten einfach nur: »inschallah.«
    Korrekt übersetzt heißt das: »So Gott will.« In Wirklichkeit bedeutete es aber: »Nie im

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