Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
hätte er mein Trommelfell gleich mit erledigt, als er nur wenige Zentimeter von meinem Kopf entfernt den Schuss abgab.
    Aber ich hatte keine Zeit, mich darüber aufzuregen. Als der Iraker zu Boden fiel, rannte ich los und war mir dabei ganz und gar nicht sicher, ob er wirklich tot war oder eventuell Kameraden von ihm in der Nähe waren. Der gesamte Zug folgte mir, schwärmte aus und verteilte sich.
    Der Kerl war tot. Ich griff mir seine Kalaschnikow. Wir rannten die Straße hinauf, vorbei an einigen kleineren Häusern, zu dem Anwesen, das wir einnehmen wollten. Inzwischen hatten wir uns einige 100 Meter vom Fluss entfernt und befanden uns ganz in der Nähe zweier Hauptstraßen, die dieses Stadtviertel durchzogen.
    Wie viele irakische Anwesen war unser Ziel von einer Mauer umgeben, die ungefähr einen Meter achtzig hoch war. Das Tor war verschlossen, also schulterte ich mein M-4, zückte meine Pistole, stieg auf die Mauer und zog mich mit der freien Hand nach oben.
    Als ich oben ankam, sah ich Menschen, die im Innenhof schliefen. Ich kletterte auf die andere Seite, richtete meine Waffe auf sie und erwartete, dass zumindest einer meiner Kameraden mir folgte, um das Tor zu öffnen.
    Ich wartete.
    Und wartete. Und wartete.
    »Kommt schon«, zischte ich. »Schwingt euch rüber.«
    Nichts.
    »Kommt schon!«
    Einige der Iraker fingen an sich zu rühren.
    Ich schlich zum Tor und wusste, dass ich auf mich alleine gestellt war. Hier war ich also, richtete meine Waffe auf ein Dutzend Aufständische und war durch eine dicke Mauer und ein verschlossenes Tor von meinen Kameraden getrennt.
    Ich fand das Tor und konnte es öffnen. Der Zug und unsere irakischen Jundis stürmten herein und umzingelten die Leute, die im Hof geschlafen hatten. (Es hatte draußen ein Missverständnis gegeben und aus irgendeinem Grund war ihnen nicht klar gewesen, dass ich drinnen Verstärkung gebraucht hätte.)
    Es stellte sich heraus, dass die Leute im Hof eine Großfamilie waren. Einige meiner Männer hielten sie in Schach, trieben sie zusammen und brachten sie an einen sicheren Ort, ohne Gewalt anwenden zu müssen. In der Zwischenzeit rannte der Rest von uns in die Gebäude und klärte die Räume so schnell wie möglich. Das Anwesen bestand aus einem Hauptgebäude und einer kleineren Hütte etwas abseits. Während meine Kameraden nach Waffen, Bomben und verdächtigen Gegenständen suchten, rannte ich aufs Dach.
    Wir hatten das Gebäude vor allem wegen seiner Größe ausgesucht – das Haupthaus war drei Stockwerke hoch und bot somit einen guten Blick auf die Umgebung.
    Alles blieb ruhig. So weit, so gut.
    »Gebäude gesichert«, gab der Funker der Army durch. »Ihr könnt rein.«
    Wir hatten soeben das Haus eingenommen, das nun zum COP Falcon umfunktioniert werden würde; und das – wieder einmal – ohne in ein Gefecht verwickelt zu werden.
    Petty Officer/Planer
    Unsere Befehlsleitung hatte die Operation COP Falcon in Zusammenarbeit mit Kommandanten der Army entwickelt. Anschließend suchten sie unsere Zugführer auf und fragten nach unserer Meinung. Stärker als je zuvor wurde ich auch in den taktischen Planungsprozess eingebunden.
    Ich betrachtete diese Aufgabe mit gemischten Gefühlen. Einerseits hatte ich die Erfahrung und das Wissen, um einen sinnvollen Beitrag dazu zu leisten. Andererseits waren das Arbeiten, die mir nicht unbedingt lagen. Das Ganze schien mir zu verwaltungsmäßig oder bürokratisch – etwas für Anzugträger, um einen Begriff aus dem Zivilleben zu verwenden.
    Als E6 gehörte ich zu den erfahreneren Männern in meinem Zug. Normalerweise gibt es einen Chief Petty Officer (E7), der den höchsten Mannschaftsdienstgrad innehat, und einen LPO, einen Lead Petty Officer im Rang eines E6. Normalerweise gibt es im Zug nur einen LPO, aber in unserem Zug gab es zwei. Ich war der jüngere E6, und das war toll – Jay, der andere E6, war der LPO, und so gingen viele Verwaltungsaufgaben an mir vorbei, die normalerweise mit diesem Posten verbunden sind. Andererseits kam ich in den Genuss der Vorteile, die der Dienstrang mit sich bringt. Für mich war das wie die Geschichte von Goldlöckchen und den drei Bären – ich war für Handlangertätigkeiten zu dienst­erfahren und zu unerfahren für politische Aufgaben. Besser hätte es nicht laufen können.
    Ich konnte es nämlich nicht leiden, am Computer zu sitzen und Berichte zu schreiben oder eine Bildschirmpräsentation zu erstellen. Mir machte es viel mehr Spaß, mir die Jungs zu schnappen

Weitere Kostenlose Bücher