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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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die er beherrschen muss. Vielleicht bildet er einmal die Vorhut für eine Kampftruppe und hat die Aufgabe, möglichst viel über den Feind in Erfahrung zu bringen. Und selbst wenn er die Aufgabe hat, ein wichtiges Ziel auszuschalten, muss er zuallererst in der Lage sein, seine Umgebung zu beobachten. Ebenso wichtig ist es, Hilfsmittel wie GPS-Geräte bedienen zu können und die Informationen, die er gesammelt hat, mit geeigneten Mitteln weiterzugeben. Und deshalb beginnt die Ausbildung genau damit – mit den technischen Hilfsmitteln.
    Der nächste Kursabschnitt ist in vielerlei Hinsicht der schwierigste, das Einsickern. Hier fallen die meisten Teilnehmer durch. Einsickern heißt, eine Beobachtungs- oder Schussposition unbemerkt einzunehmen. Das ist leichter gesagt als getan. Man muss sich langsam und vorsichtig an den Ort heranpirschen, der für den jeweiligen Auftrag perfekt geeignet ist. Es geht dabei nicht nur um Geduld. Es geht um professionelle Disziplin.
    Ich bin kein besonders geduldiger Mensch, aber ich habe gelernt, dass ich mir Zeit lassen muss, wenn ich beim Einsickern Erfolg haben will. Wenn ich weiß, dass ich jemanden töten muss, warte ich notfalls einen ganzen Tag, eine Woche, wenn es sein muss, auch zwei Wochen.
    Und das habe ich auch schon unter Beweis gestellt.
    Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist. Und, sagen wir einmal so: Zwischendurch mal kurz aufs WC zu gehen, ist bei solchen Aktionen nicht drin.
    Im Rahmen einer Übung mussten wir einmal durch ein Weizenfeld pirschen. Es dauerte Stunden, bis ich meinen Ghillie Suit, den obligatorischen Tarnanzug der Scharfschützen, mit Gras und Heu zurechtgemacht hatte. Der Tarnanzug besteht aus Sackleinen und ist eine Art Unterlage für den einsickernden Sniper. An den Anzug kann man beliebig Materialien wie Heu, Gras oder Laub befestigen, bis man von der jeweiligen Umgebung nicht mehr zu unterscheiden ist. Das Leinen verleiht dem Ganzen räumliche Tiefe, sodass man nicht aussieht wie ein Kerl, dem Heu aus dem Hintern wächst, während man durch das Feld robbt. Man verschmilzt praktisch mit seiner Umgebung.
    Aber in den Anzügen wird es schnell recht heiß und man schwitzt ordentlich. Und man wird auch nicht vollkommen unsichtbar. Sobald man ein anderes Terrain erreicht, heißt es anhalten und seine Tarnung ändern. Logischerweise muss man genau wie die Gegend aussehen, in der man sich gerade bewegt.
    Ich erinnere mich, wie ich einmal im Schneckentempo durch ein Feld robbte, als ich das Klappern einer in der Nähe befindlichen Schlange hörte. Klapperschlangen fühlen sich in Feldern wohl. Sie per Gedankenübertragung zum Davonkriechen zu bewegen, funktionierte irgendwie nicht. Da wir benotet wurden und ich meine Stellung dem Ausbilder nicht offenbaren wollte, änderte ich meine Route und schlich mich seitlich davon. Mit manchen Feinden sollte man sich lieber nicht anlegen.
    Beim Einsickern wurde nicht unser erster Schuss benotet, sondern unser zweiter. Das Ziel der Ausbildung war nämlich, auch dann noch unsichtbar zu bleiben, nachdem man einen Schuss abgegeben hatte.
    Im realen Einsatzfall ist es nämlich durchaus vorstellbar, dass man mehrere Schüsse abfeuern muss, bis ein Ziel ausgeschaltet ist – und danach muss man ja auch noch verschwinden. Und es wäre wünschenswert, beides zu überleben.
    Etwas, das man sich immer wieder neu ins Gedächtnis rufen muss, ist der Umstand, dass konzentrische Kreise in der Natur nicht vorkommen, was heißt, dass man alles unternehmen muss, um sein Zielfernrohr und seine Gewehrmündung zu tarnen. Ich beklebte meinen Lauf mit Gewebeband und besprühte das Band dann noch zusätzlich mit Tarnfarbe. Außerdem verbarg ich das Zielfernrohr wie auch die Mündung hinter reichlich Blättern und Zweigen – immerhin musste ich ja außer dem Ziel sonst nicht viel sehen.
    Für mich war das Einsickern der schwierigste Teil des Kurses. Wegen meiner Ungeduld wäre ich fast durchgefallen.
    Erst als wir das Einsickern beherrschten, durften wir zum Schießen übergehen.
    Gewehre
    Ich werde oft über Waffen ausgefragt – was ich als Scharfschütze benutzte, welche ich in meiner Ausbildung verwendete, was ich bevorzuge. Normalerweise sucht man sich die Waffe je nach Auftrag und Situation aus. In der Sniper-Schule lernte ich eine Fülle von Waffen kennen, deshalb war ich nicht nur in der Lage, alle zu benutzen, sondern wusste auch, welche ich wann am besten einsetzen konnte.
    In der Sniper-Schule wurden wir an vier Basiswaffen

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