Sniper
International. Die Patrone schießt weiter und flacher als ein .50er-Kaliber, wiegt weniger, kostet weniger und richtet genauso viel Schaden an. Es sind hervorragende Waffen.
Bei meinem letzten Auslandseinsatz benutzte ich eine .338. Ich hätte sie häufiger genutzt, wenn sie mir früher zur Verfügung gestanden hätte. Der einzige Nachteil für mich war, dass das Modell keinen Mündungsfeuerdämpfer hatte. Wenn man so ein Ding in einem Gebäude abfeuert, ist der Schussknall so laut, dass es weh tut – im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einigen Schüssen hatte ich tatsächlich Ohrenschmerzen.
Da wir schon über Waffen sprechen, möchte ich noch erwähnen, dass meine aktuellen Favoriten die Waffensysteme von GA Precision sind, einer sehr kleinen Firma, die 1999 von George Gardner gegründet wurde. Er und seine Mitarbeiter achten auf jedes noch so kleine Detail und seine Waffen sind einfach hervorragend. Leider bekam ich erst eine in die Hand, nachdem meine Dienstzeit vorbei war, aber das sind die Waffen, die ich zurzeit benutze.
Zielfernrohre sind ein wichtiger Bestandteil eines jeden Waffensystems. Im Krieg benutzte ich ein Zielfernrohr mit 32-facher Vergrößerung. (Ohne mich allzu sehr in Details zu verlieren, je stärker die Vergrößerung, umso besser kann der Schütze auf die Entfernung sehen. Aber man muss Kompromisse eingehen, je nach Situation und Zielfernrohr. Zielfernrohre sollten immer ihrem Einsatzzweck angepasst sein; eine 32-fache Vergrößerung wäre beispielsweise an einer Schrotflinte völlig unangebracht.) Situationsbedingt verwendete ich auch Infrarot- sowie sichtbare rote Laser und ein Zielfernrohr mit Nachtsichtfunktion.
Als SEAL benutzte ich Fernrohre der Marke Nightforce. Sie haben sehr klare Linsen und sind extrem widerstandsfähig, auch unter schlechtesten Bedingungen. Ich fand sie immer sehr präzise. Außerdem hatte ich einen Leica-Entfernungsmesser, um meine Distanz zum Zielobjekt exakt zu ermitteln.
Die meisten meiner Gewehrschäfte hatten verstellbare Wangenauflagen. Manchmal auch als Kamm bezeichnet (strikt genommen ist der Kamm die obere Längskante des Kolbens, aber wir wollen nicht kleinlich sein), diese Auflagen dienen der Erhöhung des Auflagepunktes der Wange, man kann also seinen Kopf bequem auf dem Kolben auflegen und somit längere Zeit durch das Zielfernrohr sehen, ohne die Halsmuskulatur zu überlasten. Bei älteren Waffen benutzte ich notfalls ein Stück festen Schaumstoff, um den Schaft auf die richtige Höhe zu bringen. (Da Zielfernrohre und ihre Montagen unterschiedlich groß bzw. hoch sein können, ist die individuelle Einstellbarkeit der Wangenauflage ein wichtiges Merkmal.) Ich benutzte an meinen Gewehren einen Abzug mit 900 Gramm Widerstand, was ein extrem leichter Abzugswiderstand ist. Ich möchte, dass mich das Brechen des Schusses jedes Mal aufs Neue überrascht. Und vor allem will ich nicht am Abzugshebel zerren müssen, wenn ich abdrücke, weil man damit das Gewehr leicht aus der Ziellinie bringt, was natürlich zulasten der Präzision geht. Mit anderen Worten: Ich möchte praktisch gar keinen Abzugswiderstand.
Auf die Plätze, fertig, den Finger an den Abzug und langsam drücken, bis der Schuss schließlich unvermittelt bricht.
Als Jäger wusste ich natürlich, wie man schießt, also wie man die Patrone dazu bewegt, von Punkt A nach Punkt B zu fliegen. In der Scharfschützenschule brachte man mir dann zusätzlich das theoretische Wissen bei. Es war zum Beispiel interessant zu erfahren, dass der Gewehrlauf den Schaft nirgendwo berühren darf: Er muss frei schweben, damit der Schuss präzise wird. (Der Lauf »schwebt im Schaft«, was durch die spezielle Form des Schafts ermöglicht wird. Er ist nur mit dem Verschlussgehäuse des Gewehrs verbunden.) Wenn man eine Patrone schießt, wird der Lauf in Schwingung versetzt, was als Peitscheneffekt bekannt ist. Alles, was den Lauf berührt, beeinflusst diese Vibration und das wiederum wirkt sich auf die Präzision aus. Dann gibt es noch Dinge wie den Coriolis-Effekt, bei dem die Erdrotation und ihre Wirkung auf die Patrone eine Rolle spielen. (Das ist aber nur bei extrem langen Entfernungen von Bedeutung.)
Alle diese technischen Details lernt man in der Scharfschützenschule kennen und in der Praxis anzuwenden. Man lernt, wie weit man vorauszielen muss, wenn sich jemand bewegt – abhängig davon, wie schnell er geht bzw. läuft oder wie weit er entfernt ist. Man übt diese Dinge immer und immer wieder ein, bis
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