Sniper
Spielsteine auf gleiche Paare absuchen. Ich spielte oft zeitbegrenzte Spiele gegen den Computer und schärfte so meine Beobachtungsgabe.
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Ich habe es schon gesagt und sage es noch einmal: Ich bin nicht der beste Schütze der Welt. Es gibt viele Typen, die besser sind als ich, selbst in meinem damaligen Kurs. Genau genommen lag ich eher im Mittelfeld.
Der Klassenbeste unseres Kurses gehörte zufällig unserem Zug an. Schlussendlich kam er aber auf nicht so viele Todesschüsse wie ich, was teilweise daran lag, dass er für einige Monate auf die Philippinen versetzt wurde, während ich meine Zeit im Irak verbrachte. Man sieht also, dass es auf mehr ankommt als auf die rein schießtechnischen Fertigkeiten; auch die jeweiligen Einsatzsituationen bestimmen, wie erfolgreich man als Sniper ist.
Von Delfinen geschlagen, von Haien gefressen
Nachdem ich den gesamten Sommer mit der Scharfschützenausbildung verbracht hatte, kehrte ich zu meinem Zug zurück und durchlief mit meinen Kameraden die restlichen Trainingseinheiten, mit denen wir uns darauf vorbereiteten, binnen Jahresfrist wieder auszurücken. Wie üblich tat ich mir bei den Übungen im Wasser besonders schwer.
Jeder bekommt feuchte, glänzende Augen, wenn es um Meeressäuger geht, aber meine Begegnungen mit ihnen waren alles andere als angenehm.
Als die Navy ein Programm testete, bei dem Delfine zur Verteidigung von Häfen zum Einsatz kommen sollten, verwendeten sie uns als lebende Angriffsziele – oft genug, ohne uns vorher zu warnen. Die Delfine kamen wie aus dem Nichts auf uns zugeschossen und prügelten uns windelweich. Sie waren darauf abgerichtet, uns seitliche Körpertreffer zu verpassen, und dabei konnten schnell einige Rippen zu Bruch gehen. Und wenn man vor der Übung nicht gewarnt wurde, wusste man nicht, was vor sich ging – die erste Reaktion war, dass man dachte, man würde von Haien angegriffen; zumindest ging es mir so.
Einmal waren wir draußen beim Tauchen und die Delfine knöpften sich uns vor. Da ich ordentlich Prügel von ihnen bezogen hatte, wollte ich ans Ufer schwimmen, um den Mistviechern aus dem Weg zu gehen. Als ich die Stützpfeiler eines Anlegestegs entdeckte, wollte ich dort Schutz suchen – ich wusste, dass sie mir dorthin nicht folgen würden.
Ich wähnte mich in Sicherheit.
Plötzlich spürte ich eine Art Schlag an meinem Bein. Und zwar richtig hart.
Es war ein Seelöwe. Diese possierlichen Tiere waren nämlich dazu ausgebildet, die Anlegestellen zu verteidigen.
Ich kehrte ins offene Gewässer zurück. Lieber von einem Delfin verprügelt als von einem Seelöwen gefressen werden.
Haie waren aber mit Abstand die schlimmsten Meeresbewohner, mit denen ich Bekanntschaft machte.
Eines Abends sollten wir die Bucht vor San Diego im Dunkeln durchqueren und eine Haftmine an einem bestimmten Schiff anbringen. Eine einfache, standardmäßige SEAL-Operation.
Nicht jeder SEAL verabscheut das Wasser so wie ich. Viele von ihnen schwimmen sogar so gerne und so gut, dass sie während der Übungen noch die Zeit finden, ihren Kameraden Streiche zu spielen. Stellen Sie sich vor, jemand bringt seine Mine an und sinkt dann ab, um heimtückisch auf den nächsten Kameraden zu warten, der mit seiner Mine angeschwommen kommt. Normalerweise ist die Sicht gut genug, um die Silhouette des sich nähernden Kameraden zu erkennen. Wenn nun also das nichts ahnende Opfer – ich meine natürlich den Taucher – kommt, um seine Mine anzubringen, taucht der erste Taucher auf, greift sich eine Flosse seines Kameraden und schüttelt daran.
Der zweite Taucher erschreckt sich natürlich zu Tode, denn er denkt, dass ein Hai ihn angreift, und verpatzt die restliche Übung. Sein Tauchanzug muss danach vielleicht in die Sonderreinigung.
An diesem speziellen Tag war ich unter dem Schiff und hatte gerade meine Mine angebracht, als mich etwas an der Flosse packte.
Auch mein erster Gedanke war: EIN HAI!!!
Dann beruhigte ich mich wieder, denn ich kannte ja all die Geschichten und Warnungen und wusste, zu welchen Streichen meine SEAL-Kameraden fähig waren.
Das ist nur einer der Jungs, die dich aus dem Konzept bringen wollen , sagte ich zu mir selbst. Ich drehte mich um, um ihn abzuschütteln.
Da stellte ich fest, dass ich einem Hai den Stinkefinger zeigte, der großes Interesse an meiner Schwimmflosse hatte. Er biss herzhaft hinein.
Es war kein großer Hai, aber was ihm an Größe fehlte, machte er mit Kaltschnäuzigkeit wett. Ich schnappte mir mein Messer und
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