Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
Anfang schwer, das Schreien des Babys zu ertragen, was mich ebenfalls belastete – den Krieg kannst du ertragen, aber das bisschen Schreien nicht?
    Viele Menschen kommen damit nicht zurecht. Insofern war Chris keine Ausnahme.
    Ich wusste, dass ich in den nächsten Monaten alleine für unseren Sohn sorgen würde, während er nicht da war. Ich wusste auch, dass dieser neue Lebensabschnitt und der Zauber, der damit verbunden war, spurlos an meinem Mann vorübergehen würde. Ich war mir nicht sicher, wie ich damit zurechtkommen würde, und war traurig, dass nur ich mich an diese Anfangszeit mit unserem hübschen Sohn erinnern würde und mit Chris diese Erinnerungen niemals würde teilen können.
    Ich war wütend, dass er ging, und hatte Angst, dass er nicht wieder zurückkommen würde. Dabei liebte ich ihn trotzdem über alles.
    Nav-Schulung
    Neben meiner Ausbildung zum Scharfschützen wurde ich von meinem Chief auch als »Freiwilliger« zur Nav-Schulung geschickt, an der ich allerdings nur widerwillig teilnahm.
    Navigieren ist eine wichtige Fertigkeit, die man im Gefecht beherrschen muss – denn der Navigator bringt die Soldaten sicher ins Gefecht – und nach getaner Arbeit auch sicher wieder aus der Gefahrenzone. Bei einem Angriffsszenario sieht das dann so aus, dass der Navigator die beste Route zum Ziel finden muss, Alternativen entwickelt und das Team nach dem Einsatz wieder in Sicherheit bringt.
    Das Problem ist, dass SEAL-Navigatoren oft nicht die Gelegenheit bekommen, an den Kampfhandlungen teilzunehmen. Wir bereiten alles so vor, dass der Navigator normalerweise im Fahrzeug bleibt, während der Rest der Einheit in das Haus oder eine andere Einrichtung eindringt. Auf diese Weise ist er für den Fall bereit, dass wir schnell verschwinden müssen.
    Auf dem Beifahrersitz zu sitzen und Zahlen in einen Computer einzugeben, war nicht unbedingt das, was ich mir wünschte. Aber mein Chief wollte jemanden, auf den er sich bei der Routenplanung verlassen konnte, und wenn der Chief dich um etwas bittet, dann tust du es.
    Ich verbrachte die ganze erste Woche der Nav-Ausbildung am Schreibtisch vor einem Toughbook-Laptop, machte mich mit den Funktionen des Computers vertraut und erfuhr, wie man eine GPS-Verbindung herstellt und Satellitenbilder bzw. -karten handhabt. Außerdem lernte ich, wie man die Bilder für Besprechungen aufbereitet und zum Beispiel in PowerPoint-Präsentationen einbindet.
    Ja, auch SEALs benutzen PowerPoint.
    Die zweite Woche war etwas interessanter. Es ging hinaus in die Stadt – wir waren in San Diego. Wir entwickelten Routen und fuhren sie ab. Ich werde nicht behaupten, dass das cool war – wichtig ja, aber nicht sehr aufregend.
    Wie es der Zufall wollte, waren es aber schließlich meine Fähigkeiten als Navigator, die mich noch vor meinen Kameraden in den Irak brachten.

Kapitel 6
Den Tod im Marschgepäck
    Zurück in den Krieg
    Gegen Ende unserer Vorbereitungen stellten wir fest, dass eine neue Einheit in Bagdad aufgebaut wurde, um Angriffe auf mutmaßliche Terroristen und Widerstandskämpfer zu starten. Die Einheit wurde von der GROM geleitet, dem polnischen Spezialeinsatzkommando. Die Polen erledigten zwar den Großteil der Arbeit, brauchten allerdings ein wenig Unterstützung – und zwar in Form von Scharfschützen und Navigatoren. Und so wurde ich im September 2004 von meinem Zug freigestellt und in den Irak entsandt, um der GROM als Navigator unter die Arme zu greifen. Der restliche Zug sollte einen Monat später nachkommen.
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, Taya alleine zu lassen. Sie erholte sich immer noch von der Geburt unseres Sohns. Aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass meine Pflicht als SEAL Vorrang hatte. Ich wollte wieder an Einsätzen teilnehmen. Ich wollte in den Krieg ziehen. Zu jenem Zeitpunkt liebte ich meinen Sohn zwar, hatte aber noch keine intensive Bindung zu ihm aufgenommen. Ich gehörte nie zu der Sorte Väter, die die Hand auf den Bauch ihrer Frau legen, wenn das Baby strampelt. Ich habe mich mit dieser Art von Intimitätsbezeugungen immer etwas schwer getan und brauchte stets sehr lange, bis ich dazu fähig war – sogar bei denen, die mir am nächsten standen.
    Das änderte sich mit der Zeit, aber zu jenem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, was es wirklich bedeutete, ein Vater zu sein.
    Wenn SEALs einen Auslandseinsatz beginnen oder von einem solchen zurückkehren, tun sie dies heimlich, still und leise – schließlich handelt es sich dabei um geheime

Weitere Kostenlose Bücher