Sniper
Angriffsteams befördert worden. Ich hätte nicht glücklicher sein können.
Navigieren musste ich trotzdem noch. So bestand meine Aufgabe darin, eine sichere Route zum Zielort zu finden und wieder zurück. Obwohl die Aufständischen in und um Bagdad sehr aktiv waren, hatten die Kämpfe nachgelassen und im Gegensatz zu anderen Orten bestand hier eine deutlich geringere Bedrohung durch Sprengsätze und Hinterhalte. Das hieß aber noch lange nicht, dass sich das nicht schlagartig ändern konnte, und ich musste meine Routen besonders sorgfältig planen.
Wir stiegen in unsere Hummer-Geländewägen und fuhren los. Ich saß vorne, neben dem Fahrer. Ich hatte ein wenig Polnisch gelernt und beherrschte zumindest die Richtungsangaben – Prawo kolei: »rechts abbiegen« – so lotste ich ihn durch die Straßen. Der Computer stand auf meinem Schoß; rechts war ein Schwenkarm für ein Maschinengewehr. Wir hatten die Fahrzeugtüren abmontiert, um den Ein- und Ausstieg zu erleichtern und besser schießen zu können. Abgesehen von den Schwenkarmen, die seitlich und hinten angebracht waren, hatten wir am Heck auch noch einen Geschützturm mit einem .50er-MG.
Wir erreichten das Ziel und stiegen aus. Ich war voller Adrenalin und bereit, mich ins Gefecht zu stürzen.
Die Polen wiesen mir den sechsten oder siebten Platz in der Reihe zu. Das war ein bisschen enttäuschend – so weit hinten in der Gruppe kommt man wahrscheinlich nicht zum Schuss. Aber ich wollte deswegen nicht herumzicken.
Die GROM dringt im Grunde genauso in Häuser ein wie wir SEALs. Es gibt hier und da einige Abweichungen in den Bewegungsabläufen, wie sie zum Beispiel um Ecken gehen und wie sie im Einsatz ihren Kameraden Deckung geben. Insgesamt sind sie wenig zimperlich. Überrasche das Ziel, schlag schnell und hart zu, übernimm die Kontrolle.
Ein Unterschied, der mir besonders gut gefiel, war ihre Version der Blendgranate. Amerikanische Exemplare explodieren mit einem grellen Aufblitzen und einem lauten Knall. Die polnischen Granaten dagegen explodieren mehrmals. Wir nannten sie Siebenfach-Knaller. Sie klingen wie sehr laute Gewehrschüsse. Wie gesagt, sie gefielen mir. Als es an der Zeit war, die GROM wieder zu verlassen, versuchte ich, so viele Granaten wie möglich mitgehen zu lassen.
Wir bewegten uns in dem Augenblick, in dem die Granate losging. Ich kam durch die Tür und fixierte den Unteroffizier, der das Team leitete. Er gab mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich mich leise vorwärts bewegen sollte, um ein bestimmtes Zimmer zu klären. Ich rannte los.
Der Raum war leer, die Luft rein.
Also stieg ich wieder die Treppen hinunter. Einige der anderen Jungs hatten inzwischen den Kerl festgenommen, den wir gesucht hatten, und wir waren bereit, ihn in einen der Hummer zu laden. Die anderen Iraker, die im Haus gewesen waren, standen herum und sahen zu Tode verängstigt aus.
Draußen sprang ich in den Wagen und dirigierte das Team zurück zum Stützpunkt. Die Operation war wenig spektakulär gewesen, aber das Eis zwischen mir und der GROM war gebrochen – von da an galt ich als vollwertiges Mitglied des Teams.
Wodka oder Büffelpisse
In den nächsten zweieinhalb Wochen unternahmen wir noch etliche weitere Einsätze, aber es gab nur einen, bei dem wir richtig Ärger hatten. Wir stürmten ein Haus und irgendein Typ im Inneren legte es offenbar auf einen Kampf an. Dummerweise standen ihm dazu nur seine blanken Fäuste zur Verfügung. Man muss sich das mal vorstellen. Er stand einer Einheit Soldaten gegenüber, jeder schwer bewaffnet und von Körperpanzerung geschützt. Er war entweder dumm oder mutig, oder vielleicht beides.
Bis wir die Situation erfassen konnten, hatte sich die GROM bereits um ihn gekümmert. Ein Verrückter weniger auf der Liste der gesuchten Verbrecher.
Wir verhafteten eine große Bandbreite an Verdächtigen – Finanziers von al-Qaida, Bombenbauer, Aufständische, ausländische Aufständische. Einmal nahmen wir eine ganze Wagenladung von Männern mit.
Die GROM hat viel mit den SEALs gemeinsam: Sie sind sehr professionell bei der Arbeit und in der Freizeit ein trinkfreudiges Partyvolk. Sie hatten stets polnischen Wodka zur Hand und waren vor allem von einer Marke namens Ż ubrówka angetan.
Ż ubrówka gibt es schon seit Hunderten von Jahren, obwohl ich die Marke nie in den USA gesehen habe. In jeder Flasche befindet sich ein Halm Büffelgras; jeder Halm stammt aus demselben Feld in Polen. Büffelgras soll Heilkraft
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