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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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sie auch, wenn sie es uns gestattete, unsere Freunde nach Broughton mitzubringen, könnte sie uns umso erfolgreicher vor die Familienkutsche spannen. »Bitte fühlen Sie sich nicht dazu verpflichtet«, sagte Adela, aber noch weiter zu protestieren wäre ungehörig gewesen, und so verabschiedeten wir uns bis zum nächsten Vormittag und brachen auf, um die glückliche Botschaft einem seligen David und einer weniger entrückten, aber angenehm überraschten Isabel zu überbringen.
    Als wir am nächsten Tag wieder erschienen, wartete Charles schon im Salon auf uns oder es schien zumindest so. Er sprang aus seinem Sessel hoch, küsste Adela auf beide Wangen und drückte mir fast schmerzhaft die Hand; dabei brachte er kaum mehr hervor, als dass er sich sehr freute, uns zu sehen. Seine Mutter kam zu uns, um die Lage zu entspannen, und führte uns zum Getränkeschrank hinüber, der raffiniert hinter einer falschen Tür eingebaut war – der Architekt hatte sie lediglich als Pendant zur Tür gegenüber einsetzen lassen, die durch ein Vorzimmer in den Speisesaal führte. Tigger stand in der Rolle des Barmanns dort und gab Bloody Marys aus. Er reichte seiner Frau ein Glas. Sie zog kaum wahrnehmbar die Nase kraus. »Nicht genug Tabasco, der falsche Wodka – und du hast den Limettensaft vergessen.« Ich erwartete, dass nun nach einer Schüssel frischer Limetten
geklingelt würde, als Lord Uckfield zu meiner Überraschung eine Plastikflasche mit Limettenkonzentrat aus dem Regal nahm und einen großzügigen Spritzer in den Krug drückte. Ich wollte schon um ein Glas ohne diese Zutat bitten, besann mich aber und nahm entgegen, was mir hingehalten wurde. Selbstverständlich schmeckte das Getränk köstlich.
    »Wie finden Sie Charles?«, fragte meine Gastgeberin.
    Sie wusste sehr wohl, dass Charles einfach furchtbar aussah. Sein müdes Gesicht war aufgeschwemmt, seine Haut, die sonst immer eine robuste Gesundheit ausstrahlte, bei der einem Moorhühner und Jagdpartien in den Sinn kamen, war fahl und wirkte fast schmutzig, die Haare hingen ihm in wirren Strähnen in den Nacken.
    »Er macht nicht gerade einen blendenden Eindruck«, sagte ich.
    Sie nickte. »Sie verstehen, was mich veranlasst hat, Sie um Hilfe zu bitten?«
    Sie schwebte davon, ohne noch einmal auf unser seltsames Gespräch vom Vortag zurückzukommen. Ich möchte zu ihrer Verteidigung vorbringen, dass ich durchaus begriff, warum sie sich als Mutter zu verzweifelten Maßnahmen getrieben fühlte. Ihr Sohn siechte vor ihren Augen dahin. Doch ich stutzte, was diese angeblich aufkeimende Romanze betraf, die neues Leben und neues Glück verhieß. Charles sah eigentlich nicht wie jemand aus, der die wahre Liebe gefunden hatte, obwohl Clarissa in seinem Blickfeld agierte. Es gab noch weitere vormittägliche Besucher, für die sie wieder die Gastgeberin spielte, die sie hierhin und dorthin führte und einander vorstellte, doch so weit ich feststellen konnte, rief sie dabei im Herzen ihres Cousins keine besondere Regung hervor.
    Die Hausgäste waren genauso lustlos wie am Tag zuvor, und ich sah, wie eines der Paare sich widerwillig in ein Gespräch mit David und Isabel verwickeln ließ. Der Mann, Viscount Bohun, war am Vortag zu einem Spaziergang unterwegs gewesen; ich hatte ihn früher gelegentlich in London getroffen, als ich, wenn auch nicht sehr eng, mit seiner jüngeren Schwester befreundet gewesen war. Ich hatte damals immer den Verdacht, er wäre von unterdurchschnittlicher
Intelligenz – zumindest so unterdurchschnittlich, wie man es sein kann, ohne klinisch als minderbegabt diagnostiziert zu werden. Deshalb war ich sehr überrascht, als ich las, er hätte eine attraktive junge Frau mit einem guten Job im Verlagsgeschäft geheiratet. Mit diesen Erinnerungen im Hinterkopf war ich auf die neue Lady Bohun gespannt, die sich auf diesen Kuhhandel eingelassen hatte. Sie war nicht schwer zu entdecken. Ihr glänzendes, von einem Samtband zurückgehaltenes Haar fiel makellos frisiert auf die Schultern herab; sie behandelte David, dem sichtlich die Felle davonschwammen, so hochnäsig und herablassend wie nur möglich, ohne ihn offen zu beleidigen. Der gute Mann mühte sich ab und ließ hoffnungsvoll Namen und Anspielungen fallen, die sie allesamt mit höflicher Kühle von sich abprallen ließ, bis ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Ich kann nur hoffen, dass solche schäbigen Siege das schreckliche Opfer wert sind, das die Dame gebracht hat. Bohun selbst hatte sich der armen

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