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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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»Ich war nicht darauf vorbereitet, aber … ich habe meine Tage bekommen und muss in eine Drogerie …«
    »Ach du liebe Güte.« Charles sprang auf, ganz flattrig vor Verlegenheit. »Selbstverständlich. Wie kann ich helfen?«
    Diana fiel das Atmen wieder leichter. Sie hatte ihr Ziel erreicht, wunderbar rasch dazu. »Wärst du so nett und fährst mich zu Lewes, allerdings macht hier auf dem Land alles um eins zu und …«
    »Aber natürlich. Wir können sofort los.«
    »Ich muss nur deiner Mutter noch etwas sagen.«
    »In Ordnung. Ich hol schon mal das Auto raus. Komm in fünf Minuten zu unserem Privateingang. Und mach dir keine Sorgen.«
    Sie fand es süß von ihm, dass er sie wegen eines Ereignisses beruhigen wollte, das sie seit dem Alter von zwölf Jahren einmal im Monat hinter sich brachte, doch sie wollte seine Ängste lieber nicht beschwichtigen. Mit einem leisen Lächeln sah sie ihn aus dem Zimmer eilen. Sie hatte genau auf die richtige Karte gesetzt: Charles hatte wie alle Männer seines Schlags einen Horror vor den weiblichen Körpermechanismen. Ein kleiner Hinweis, und er benötigte weder noch wünschte er weitere Erklärungen, um unverzüglich zu handeln. Mit dem berechtigten Stolz eines tüchtigen Handwerkers hörte Diana zu, wie er das Treppenhaus hinunterpolterte.
     
    Edith hatte kaum den Treppenabsatz beim Bronzesklaven erreicht, als Lady Uckfield aus einem abgesperrten Bogengang trat. »Edith? Bist du das? Warum hast du uns denn nicht gesagt, dass du kommst?« Ihre Schwiegermutter hakte sie unter und versuchte, sie in den Familiensalon zu ziehen. Edith merkte, dass ihr Plan aufgeflogen war, und verfluchte sich insgeheim, weil sie ihr Gesicht nicht mit einen Schal vermummt hatte und unerkannt hereingeschlüpft war, doch selbst jetzt wollte sie nicht so schnell aufgeben. Sie entwand sich Googies Arm und marschierte auf die Bibliothek und Charles’ Arbeitszimmer zu.
    »Ich wollte euch nicht lästig fallen und möchte nur kurz mit Charles reden. Es wird nur einen Moment dauern.« Zum Ergötzen der anwesenden Hausbesucher ging sie so rasch, dass Lady Uckfield zu einem leichten Trab gezwungen war, um mit ihr Schritt zu halten. Sie traten in die prachtvolle Bibliothek mit den hohen, mit Goldbronze verzierten Mahagoniregalen. Über dem Kamin sah ein früherer
Broughton mit kastanienbrauner Perücke auf sie herab, erschrocken über die Szene, die sich unter ihm abspielte. Einige Besucher hatten die eine oder die andere der beiden Damen erkannt, und da die halbe Landpresse über die Trennung berichtet hatte, wandten sie sich von der gelangweilten Betrachtung Tausender vergoldeter Buchrücken ab und konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf diesen unerwarteten Auftritt, der einen hohen Unterhaltungswert versprach.
    »Bleibst du zum Lunch?«, fragte Lady Uckfield, die sich bewusst war, dass sich aller Augen auf sie richteten, und nichts mehr wünschte, als diese unmögliche Situation in die Bahnen der Normalität zu lenken.
    »Warum? Möchtest du das denn?«, gab Edith zurück. Sie genoss es außerordentlich, dass ihre Schwiegermutter dem Starren der gemeinen Menge ausgesetzt war.
    »Selbstverständlich«, sagte Lady Uckfield; sie erwischte Edith am Ärmel und zog daran im vergeblichen Versuch, sie beim Überqueren des spiegelnden Bodens zu bremsen.
    »Ich glaube nicht«, sagte Edith. Sie war inzwischen bei der Tür zum Arbeitszimmer angelangt; ihre Hand lag schon fast auf dem Türknauf, als sich die Tür öffnete und die stattliche Gestalt der Lady Bohun erschien. Unmerklich, mit einer dem bloßen Auge kaum wahrnehmbaren Bewegung, nickte sie ihrer Gastgeberin zu. Doch Edith sah ihr Nicken und wusste, dass sie zu spät gekommen war. Der Vogel war ausgeflogen.
    »Hallo, Edith«, sagte Diana mit ihrer schleppendsten, affektiertesten Stimme. »Entschuldigst du mich bitte? Ich muss nur schnell zu Lewes, bevor alles zumacht. Bist du noch hier, wenn wir zurückkommen?«
    »Was glaubst du denn?«, fragte Edith zurück, doch Diana verschwand ohne weitere Förmlichkeiten. Lady Uckfield zog sie ins Zimmer und schloss die Tür. »Setz dich doch kurz«, sagte sie, nahm selbst hinter Charles’ Schreibtisch Platz und schob die verstreuten Papiere geistesabwesend zu ordentlichen Stapeln zusammen.
    »Dazu besteht keinerlei Notwendigkeit«, erwiderte Edith. »Wenn Charles nicht hier ist, gehe ich.«
    »Bitte setz dich«, wiederholte Lady Uckfield ihre Bitte, der Edith nun nachkam. »Es tut mir Leid, dass du uns als deine

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