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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Salon und das Dinner im Prunkspeisesaal serviert bekamen, verriet im Grunde schon alles. Und als ich beim Eintreten Mrs. Lavery neben der stämmigen Gestalt Lord Uckfields am Kamin stehen sah, waren alle Zweifel ausgeräumt. Edith hatte es geschafft, und wir waren hier als Zeugen ihres Triumphs.
    Lady Uckfield kam uns entgegen. Sie war eine zierliche, feingliedrige, attraktive Dame, die in ihrer Jugend äußerst hübsch gewesen sein musste und nun auf den ersten Blick alles andere als bedrohlich, ja sogar sehr umgänglich wirkte. Dies war – mir stets unvergesslich – die gröbste aller meiner Fehleinschätzungen beim ersten Eindruck. Lady Uckfield sprach uns mit einer glockenhellen Stimme an, die die Laute weit hinten in der Kehle bildete: »Wie reizend von Ihnen allen, dass Sie gekommen sind!« Sie sprühte regelrecht und lächelte fröhlich. »Ich weiß, dass Sie extra aus London hergefahren sind.« Dies war an mich gerichtet und sollte uns zeigen, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht hatte und genau wusste, wer wir waren.
    »Wie liebenswürdig von Ihnen, dass Sie uns eingeladen haben.« Ich kannte das Spiel und die notwendigen Antworten.
    »Ganz und gar nicht. Es ist uns eine große Freude , Sie hier zu sehen.« Mit ihrer eindringlich-vertraulichen Sprechweise verlieh Lady Uckfield allem, was sie sagte, eine besondere Bedeutung, als ließe sie ihren Gesprächspartner ständig an Insideranekdoten teilhaben, die nur er verstand. Nie habe ich eine gesellschaftlich gewandtere Person kennen gelernt. Der Blick eines Uhrmachers fürs Detail verband sich bei ihr mit der Menschenkenntnis einer Kurtisane. Dazu besaß sie ein unerschütterliches Selbstvertrauen, was mich in meiner jugendlichen Unerfahrenheit nicht wunderte, da sie als die hübscheste Tochter eines reichen Earls aufgewachsen war. Heute weiß ich, dass auch
unter diesen Umständen derlei Qualitäten keine Selbstverständlichkeit sind, und erfuhr später auch, dass Lady Uckfield wie wir alle ihr Päckchen zu tragen hatte. Vielleicht hatten ihre Sorgen sie stark gemacht, vielleicht war ihre Stärke angeboren; jedenfalls war sie, aus welchen Gründen auch immer, zur Zeit unserer Bekanntschaft eine vollendete Perfektionistin, die keine Angriffsfläche bot. Jeder Abendempfang, zu dem sie mich einlud, war mit der gleichen Sorgfalt gestaltet wie Cellinis figurenreiche Saliera. Von der Kartoffelsorte bis zur Anordnung der Kissen überließ Lady Uckfield nichts dem Zufall oder der Entscheidung anderer.
    Sobald sie sagte: »Wie schön, Freunde unserer lieben Edith begrüßen zu dürfen«, wusste ich natürlich, dass sie ihre künftige Schwiegertochter nicht mochte. »Nicht mögen« traf die Sachlage wahrscheinlich nicht ganz. Lady Uckfield fand es erstaunlich, dass ihr Sohn eine Person heiraten würde, die sie nicht kannte und von der sie noch nie gehört hatte – unfassbar, dass die Freunde dieser jungen Frau nicht die Kinder ihrer eigenen Freunde waren! Im Grunde blieb es ihr unerklärlich, wie Edith überhaupt in dieses Haus gekommen war. Wie hatte das passieren können? Aus solchen Überlegungen leitete Lady Uckfield zu Ediths Ungunsten ab, sie habe sich Charles »geangelt«. Später (und zwar sehr viel später) gelangte sie zwar zu einer differenzierteren Sicht der Dinge, doch ganz änderte sie ihre Meinung nie. Übrigens bin ich mir nicht so sicher, ob sie nicht doch Recht hatte.
    Isabel und ich schlenderten zum Kamin. »Hallo, Mrs. Lavery«, begrüßte ich Ediths Mutter. Sie drehte sich zu uns um und kehrte sofort diese unselige zögerliche Liebenswürdigkeit heraus, die für erfolgreiche Aufsteiger so typisch ist. Mit solchen Manieren zeigt man dem ursprünglichen Kreis unmissverständlich, dass die Leiter hochgezogen wurde, um nie wieder heruntergelassen zu werden. Die beflissene, versnobte Mrs. Lavery, die wir gekannt hatten, war verschwunden und an ihre Stelle die Schneekönigin getreten. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm von der Sorte Die Dämonischen  – als würde ich mit jemandem reden, von dem nur die äußere Hülle übrig geblieben war. Fast widerwillig stellte sie uns unserem Gastgeber vor, ließ unsere
Identität aber im Unklaren und redete genauso nebulös daher wie Lord Uckfield selbst.
    Er schüttelte uns auf eine herzhafte, nichtssagende Weise die Hand. »Prima, prima«, sagte er. »War es denn schwierig herzukommen?«
    »Wir mussten nur von Ringmer herfahren«, sagte Isabel. »Mein Mann und ich wohnen dort.«
    »Wirklich?«, sagte

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