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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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sechsmal. Dann kündigte er mit einem lauten Keuchen an, dass er jetzt kommen würde (was sie ihrerseits mit kleinen Schreien und Seufzern beantwortete), und ließ sich auf sie fallen. Das Ganze hatte vom Zusammenfalten der Zeitung an vielleicht acht Minuten gedauert. Oh, dachte Edith.
    »Danke, Liebling.« Eine von Charles’ ärgerlicheren Gewohnheiten war es, Edith nach dem Sex zu danken, als hätte sie ihm eine Tasse Tee gebracht. Damals wusste sie natürlich noch nicht, dass das eine Gewohnheit war.
    Sie dachte daran, ihm zu antworten: »Ich danke dir «, aber das klang ihr dann doch zu sehr wie der Dialog zweier Personen, die sich wikend an einer Hoteltür verabschieden; so entschloss sie sich, einfach »Darling …« zu hauchen, das Wort in der Luft hängen zu lassen und ihn auf den Hals zu küssen. Er war inzwischen von ihr heruntergerollt und ihr war etwas kalt, wie sie so dalag, doch es kam ihr unpassend vor, sich von der Stelle zu rühren, da dies alles einen »sehr wichtigen Moment« für Charles darstellte, den sie nicht ruinieren wollte. Sie erlaubte sich keine Kritik des Liebesakts – wenn es denn einer gewesen war. Schließlich waren sie erst am Anfang, und langsam kam ihr der Verdacht, dass Charles zwar mit Kellnern gewandt umzugehen verstand, aber in persönlicheren Bereichen kein großes Selbstvertrauen besaß. Zumindest er schien das Gefühl zu haben, dass etwas Bedeutsames geschehen war, auch wenn ihr Körper gewissermaßen den Bahnhof nie verlassen hatte, und so konnte die Episode mit Sicherheit als Erfolg und nicht als Fehlschlag verbucht werden. Allerdings ertappte sie sich bei der Hoffnung, dass sich die Sache mit mehr Übung verbessern würde.
    Sie aßen im Hotel, mehr um zu vermeiden, dass sie von Freunden entdeckt und beglückwünscht würden (ihre Freunde aßen nie in Hotels, außer mit Amerikanern, die dort abstiegen), als aus Begeisterung für die cuisine de la maison ; gegen elf gingen sie zu Bett. Es gab eine Wiederholungsvorstellung der Nachmittagsaktivität, dann drehten sie sich zum Schlafen den Rücken zu. Edith starrte an die Decke und sann über die Merkwürdigkeiten des Lebens nach. Sie war mit diesem nackt neben ihr schlafenden Mann hier, den sie, wenn sie es sich recht überlegte, kaum kannte. Sie sann über jene Grundwahrheit nach, die viele Bräute beschäftigt haben muss, von Marie Antoinette bis Wallis Simpson: Welche politischen, gesellschaftlichen oder finanziellen Vorteile eine bedeutende Heirat auch haben mag, immer kommt der Moment, wenn alle den Raum verlassen und die Braut allein mit einem Fremden zurückbleibt, der das Recht besitzt, mit ihr zu kopulieren. Edith war nicht sicher, ob sie diese schlichte Tatsache bis dahin in ihrem vollen Umfang erfasst hatte.
    Der Gedanke hatte sie noch nicht verlassen, als sie wieder die Augen aufschlug – das erste Mal seit langer Zeit, dass sie neben einer anderen Person aufwachte; sie war sehr erleichtert, als Charles ihr ein wenig verlegen zu verstehen gab, dass er kein »Morgenmensch« sei. Die Lage entspannte sich, als sie über die Hochzeit zu reden begannen, über die verschiedenen Beinahekatastrophen, welche Gäste sie nicht mochten, wer unglücklich verheiratet war, wer vor der Pleite stand. Genau, dachte Edith, natürlich werden wir uns darüber unterhalten, über die Dinge, die wir miteinander gemacht haben, und je länger wir verheiratet sind, desto mehr gemeinsame Erlebnisse werden wir haben, über die wir reden können. Sie tröstete sich gerade mit diesen Überlegungen, als Charles verstummte. Nicht zum letzten Mal war ihm der Gesprächsstoff versiegt. Es klopfte an der Tür. Ein Kellner rollte einen Servierwagen mit dem Frühstück herein.
    »Guten Morgen, Mylord«, sagte er zu Charles, und dann, als er sich mit einem Tablett dem Bett näherte: »Guten Morgen, Mylady.«
    Nicht schlecht, dachte Edith, es könnte schlimmer sein.
    Da die ersten gemeinsamen Stunden Edith nicht gerade überwältigt
hatten, war es eine kleine Überraschung, dass die Romreise sehr schön wurde. Sie stiegen im Hotel de la Ville ab, nicht weit vom oberen Ende der Spanischen Treppe, etwas unterhalb der Villa Medici. Rom ist ohnehin eine sehr schöne Stadt, und Edith erlebte es hier zum ersten Mal, auf Schritt und Tritt mit Mylady und Contessa angesprochen zu werden, was ihr, auch wenn sie es zu verbergen wusste, großes Vergnügen machte und sie außerdem daran erinnerte, warum sie hier war. Das Essen war köstlich, es gab viel zu

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