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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Duchesse?«
    »Gab es. Aber da sie taub war und nun tot ist, kann sie uns jetzt nicht helfen. Sie sprechen wohl kein Französisch?«
    »Ein wenig«, gestand ich. Mir wurde ganz beklommen zumute. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie die Platzkarten neu gemischt wurden, und die endlosen, zähen Gespräche, bei denen ich den Übersetzer spielen müsste.
    Sie fing meinen Blick auf. »Kopf hoch! Sie werden Edith zwischen sich haben.« Sie warf mir einen ihrer koketten Vogelblicke zu. »Wie finden Sie unsere Braut?«
    »Sie sieht sehr gut aus«, sagte ich. »Hübscher denn je.«
    »Ja, sie sieht wirklich gut aus.« Lady Uckfield zögerte den Bruchteil einer Sekunde. »Ich hoffe nur, sie findet das Leben hier unterhaltsam. Sie hat einen umwerfenden Erfolg bei den Leuten, wissen Sie. Leider lieben sie alle so sehr, dass es furchtbar schwer ist, sie nicht mit vor den Karren der schrecklichen Pflichten zu spannen. Ich fürchte, ich habe in meinem Egoismus viele Repräsentationsaufgaben auf sie abgewälzt.«
    »Wie ich Edith kenne, möchte ich wetten, dass sie gerade das sehr genießt. Das ist doch ein echter Aufstieg vom Telefonempfang in der Milner Street.«
    Lady Uckfield lächelte. »Nun, solange sie es so sieht.«
    »Sie hat London anscheinend aufgegeben, so viel können Sie also nicht falsch machen.«
    »Ja«, sagte sie rasch. »Hauptsache, sie sind glücklich, nicht wahr?«
    Sie schwebte davon, um ein paar Neuankömmlinge zu begrüßen. Mir kam der Verdacht, dass mir wohl eine Finesse in den hintersten
Verästelungen von Lady Uckfields wohlgeordnetem Denken entgangen war.
    Das Dinner zog sich wie vorhergesehen ziemlich bleiern dahin. Ich hatte Daphne Bolingbroke, Lady Tenbys freundlich-kühle Tochter, zu meiner Rechten, also konnte mir beim ersten Gang nicht viel passieren; doch hinter mir hörte ich, wie sich Edith tapfer mit M. de Montalambert abrackerte, und konnte mich nur schwer auf mein eigenes Gespräch konzentrieren. Das Problem war, dass Ediths Französisch und das Englisch ihres Nachbarn sich in etwa die Waage hielten, das heißt, gleich schrecklich waren, aber nicht so inexistent, um jede Anstrengung von vornherein auszuschließen. Es wäre einfacher gewesen, wenn keiner ein Wort von der Sprache des anderen gekannt hätte, doch leider verfügten sie gerade über einen ausreichenden Wortschatz, um einander gründlich zu verwirren. Edith faselte endlos über Pariser Viertel, die so bon wären, London dagegen so épouvantable , und M. de Montalambert blickte abwechselnd völlig verständnislos oder, schlimmer noch, antwortete auf eine Bemerkung, die er verstanden zu haben glaubte, mit einem Sturzbach von Französisch, von dem Edith kaum mehr als die ersten ein, zwei Worte mitbekam.
    Der nächste Gang wurde aufgetragen und ich wandte mich Edith zu, um sie von ihrer Plackerei zu retten, doch M. de Montalambert lehnte es ab, sich den englischen Regeln zu fügen, und wollte Edith nicht aus seinen Fängen entlassen. Stattdessen machte er sich sofort die leichte Verbesserung der Kommunikation zunutze, die mein mittelmäßiges Französisch bot, und brach in eine leidenschaftliche Schmährede gegen die französische Regierung aus, mit rätselhaften Ausfällen gegen den Duc Decazes, einen Minister Ludwigs XVIII., deren Sinn mir verborgen blieb.
    »Worüber reden wir?«, fragte Edith leise, den anscheinend unaufhaltsamen Redefluss des Franzosen als Deckung benutzend.
    »Weiß der Himmel. Wahrscheinlich über die französische Restauration.«
    »Du liebe Zeit.«
    Wir waren inzwischen beide völlig erschöpft und sehnten uns nach einer Atempause, doch der Herzog ignorierte Lady Uckfield zu seiner Linken vollkommen, worüber sie natürlich überaus entzückt war und die Konventionen dieses eine Mal gern außer Acht ließ.
    Der Duc machte eine Pause und lächelte. Ich spürte, dass ein Themenwechsel bevorstand. Da er entdeckt hatte, dass ich besser Französisch sprach als Edith, befand er abwegigerweise, es wäre nun an der Zeit, mir seine Englischkenntnisse vorzuführen. »Mögen Sie Sex?«, fragte er liebenswürdig. »Kommen Sie oft?«
    Genau in diesem Moment trank Edith von ihrem Wasser und verschluckte sich natürlich. Sie schnappte ihre Serviette und versuchte wenig überzeugend, einen Hustenanfall vorzutäuschen. Ich merkte, wie rechts von mir Daphne von stummem Gelächter geschüttelt wurde. Eine gewaltige, schülermäßige Hysterie breitete sich über die Tischrunde aus.
    »Ich glaube«, sagte Lady Uckfield, die die

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