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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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»Und was ist mit diesem ›anderen Haufen‹? Sind die Leute amüsant?«
    Sie seufzte und kratzte träge etwas angetrockneten Schlamm von ihrer Barbour-Jacke. »Umwerfend. Ich weiß fast alles über die Verwaltung eines Landguts, was es darüber zu wissen gibt. Ich könnte im Schlaf die Körperteile eines Pferds runterrasseln. Und was ich bis jetzt noch nicht über Wohltätigkeitsarbeit gelernt habe, ist auch nicht wissenswert, das kannst du mir glauben.«
    »Aber du kommst doch sicher viel herum. Ist das nicht interessant?«
    »Doch, wahnsinnig! Wusstest du, dass die Wasserschale, die man dir in Italien hinstellt, zum Waschen von Obst gedacht ist, nicht für die Finger? Oder dass man in Amerika nie über Landbesitz reden darf? Oder dass es in Spanien als grober Schnitzer gilt, wenn man ein Ei, egal, wie zubereitet, mit dem Messer isst?« Sie hielt inne, um Luft zu holen.
    »Das mit dem Ei wusste ich noch nicht«, sagte ich. Sie schwieg eine Weile und ich nahm einen weiteren Vogel, der über unsere Köpfe flog, aufs Korn. »Es muss doch ein paar Leute geben, die du magst.«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Und was ist mit der Familie? Wissen alle, wie sehr du dich langweilst?«
    »Googie ja. Tigger, der alte Schatz, natürlich nicht. Er ist viel zu beschränkt, um etwas zu bemerken, was ihm nicht direkt gegen den Kopf knallt. Caroline weiß es wohl auch.«
    »Und Charles?«
    Edith sah eine Weile zum Wald hoch. »Er selbst findet alles so spannend, dass er sicher ist, ich werde es auch spannend finden, wenn ich tiefer in die Materie eindringe. Er betrachtet das Ganze als ›Übergangsphase‹.«
    »Hört sich für mich ganz vernünftig an.« Ich merkte sofort, dass ich sie im Stich ließ, wenn ich mich Charles’ Sichtweise anschloss.
Doch mir fiel absolut nichts ein, wie ich die Dinge sonst hätte sehen können. Es war nichts an der schlichten Tatsache zu rütteln, dass Edith zum Zwecke des eigenen gesellschaftlichen Vorankommens einen Mann geheiratet hatte, der wesentlich weniger intelligent war als sie, wofür er wahrhaftig nichts konnte. Diesen Handel war sie nun einmal eingegangen. Keine noch so große Anstrengung konnte Charles geistreicher und temperamentvoller machen. Allerdings bezweifelte ich auch, dass Edith bereit war, sich wieder in die Niederungen der gewöhnlichen Sterblichen hinab zu begeben, aus denen sie erst so kürzlich emporgestiegen war. Sie wollte einfach alles haben, ein Wunsch, der im einundzwanzigsten Jahrhundert so häufig anzutreffen ist. »Es gibt doch sicher viel zu tun? Hattest du nicht große Pläne, den Speicher zu durchforsten und den Führer neu zu schreiben?«
    »Im Speicher gibt es eigentlich nichts außer einer Menge Möbel aus viktorianischer Zeit. Googie hat schon vor Jahren alles gerettet, was Qualität hat. Und die Bibliothekarin wurde ziemlich bissig, als ich vorschlug, etwas mehr Information über die Familie in das Buch aufzunehmen.« Sie gähnte. »Tigger und Charles waren völlig desinteressiert. Sie finden es ziemlich gewöhnlich, wenn man zu viel weiß. Das hat mir dann doch den Wind aus den Segeln genommen.«
    »Dann musst du eben etwas anderes finden, womit du dich beschäftigen kannst. Ich kann nicht glauben, dass es dir an Angeboten von karitativen Organisationen mangelt.« Ich wusste genau, dass ich immer mehr nach deutscher Gouvernante klang, aber ehrlich gesagt fühlte ich mich auch wie eine solche, wenn ich mir diese verwöhnte, schmollend am Zaun lehnende Schönheit so ansah.
    Sie stieß einen trostlosen Seufzer aus. »Du meinst wohl, ich muss da einfach durch?«
    »Ist es denn nicht so?«
    Sie fing meinen Blick auf, dann ertönte wieder ein Pfiff. Das Treiben war vorbei und wir machten uns auf den Rückweg zu den Geländewagen. Dort wurden wir abgelenkt, denn es herrschte einiges an Aufregung und unterdrückter Wut: Eric Chase hatte anscheinend einen mehr oder weniger direkten Schuss auf M. de Montalamberts
Nase abgefeuert. Eric war natürlich empört über eine solche Unterstellung, während die Gegenseite ausgefallene französische Ausdrücke vor sich hinknurrte, von denen mir einige überaus fremd waren. Man appellierte an mich als unparteiischen Zeugen, doch über meinem Geplauder mit Edith hatte ich natürlich alles verpasst.
    Caroline hörte meinen Beteuerungen zu und nickte zustimmend. »Ganz richtig«, sagte sie ausdruckslos. »Ich an Ihrer Stelle würde mich da auch raushalten.«
    Ich war nicht ganz sicher, worauf sie sich bezog.
    Nach dem Tee stieg ich

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