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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
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dermaßen dicht an dieser Fütterungsstelle aufzubauen? Wie sicher muss er sich fühlen? Er sollte doch wissen, dass der Pächter oder sonst irgendein Jäger bei diesem Wetter regelmäßig kommen wird, um das Wild zu versorgen. Natürlich! Dort kann er am ehesten fette Beute machen!
    Nina läuft in der Hütte auf und ab. Ben liegt in seinem Korb und beäugt sie etwas genervt. 
    In ihrem Kopf läuft in rasender Eile ein Gedankenfaden ab, der ein furchtbares Bild spinnt. Was, wenn passiert, was schon einmal geschehen ist? Was, wenn Simon verletzt wird, womöglich noch Schlimmeres passiert? Nicht allein die Angst um ihn macht sie verrückt. Immer deutlicher erkennt sie die Gefahr, in der sie selbst womöglich schwebt. Die hübsch geschmiedeten Gitterchen vor einigen Fenstern der Hütte, die Fensterläden und die solide Tür geben ein Gefühl von Sicherheit. Aber kann diese Sicherheit für sie nicht sogar zu einer Art „Lebendfalle“ werden? Niemand weiß, wo sie sich aufhält. Sie hat hier keine Möglichkeit, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Ehe die Panik völlig von ihr Besitz ergreifen kann, beschließt Nina, etwas Nützliches zu tun, um sich abzulenken. 
    Sie spült das Geschirr, räumt das bisschen Unordnung auf, legt Holz nach, füllt Bens Wassernapf auf. Dann ist nichts mehr zu tun. Der junge Hund lässt ein leises Schnarchen hören. 
    Plötzlich kommt ihr ein guter Einfall. Simon hatte doch heute früh nach einer Landkarte gesucht. Sie sieht sich um. Tatsächlich hat die ganze Hütte ein gewisses Flair von „Männerordnung“. Was macht beispielsweise ein Schraubenschlüssel auf dem Esstisch? Warum liegt ein ganzer Stapel Zeitschriften im Bad? Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Kochlöffeln, die auf der winzigen Arbeitsfläche in der Küche in einem Tonkrug stehen und der kleinen Handaxt, die sich einträchtig den Platz mit ihnen teilt? 
    Bisher waren ihr diese Dinge gar nicht aufgefallen. Zu konzentriert war sie auf ihn gewesen. Nina muss lächeln. Es ist mehr als offensichtlich, dass die Hütte sein ganz persönliches Refugium ist und gewiss lange keine ordnende Frauenhand erlebt hat. Welches Suchsystem sollte sie also anwenden? 
    Am besten gar kein System! 
    Im Geist teilt Nina die Hütte in Bezirke ein und beginnt auf dem Garderobenbord neben dem Eingang. Fehlanzeige. Auch die Inspektion der Bücherregale führt nicht zum Erfolg. Bezirk Nummer drei betrifft den großen Holztisch vor dem Kamin. Zwei rustikale, unbearbeitete Holzscheiben bilden die Platte und den darunter angebrachten Regalboden, der zur Ablage von Zeitungen und Büchern dient. 
    Geschätzte fünfundzwanzig Jahrgänge von „Hund und Jagd“ stapelt Nina neben dem Sofa auf dem Dielenboden. Nichts! Nach und nach räumt sie alles sorgfältig wieder ein und sortiert ein paar Werbeblätter von Anno Dunnemals heraus, die sie für wert hält, direkt den knisternden Flammen im Kamin übergeben zu werden. 
    Ein paar uralte Tageszeitungen, vom einfallenden Licht bereits vergilbt, legt sie auch auf den Altpapierstapel. Es fällt ihr etwas auf. Alle stammen aus dem August des Jahres 2011. Alle Aufmacher beschäftigen sich mit der spurlos verschwundenen jungen Frau. Die ganze Stadt war damals in Aufruhr gewesen. Sie erinnert sich genau, wie viele der jüngeren Klassenkameradinnen von ihren Eltern lästige Ausgangssperren nach Einbruch der Dunkelheit verpasst bekommen hatten. Dabei war die Sache am helllichten Tage passiert. Monatelang war das so gegangen, bis die Eltern wieder etwas lockerer wurden. Das Mädchen aber blieb buchstäblich wie vom Erdboden verschluckt. Und irgendwann war die Sache dann endlich in Vergessenheit geraten. Gedankenverloren betrachtet sie die Titelblätter. Warum hat er sie aufbewahrt? 
    Es gibt mehrere Fotos der Vermissten. 
    Nina stutzt. Es ist dämmerig geworden in der Hütte. Sie macht Licht, hält die Zeitung unter die Gaslampe. Die blonde junge Frau auf dem farbigen Foto ist bekleidet mit einer Jacke, die jener so gleicht, die Simon ihr vorhin gegeben hat, dass sie genauer hinsehen will.
    Diese Jacken gibt es zu tausenden!
    Aber es ist nicht nur diese Jacke. „Laura T.“ trägt offenbar genau so einen Fleecepullover mit überdimensionalem Rollkragen, wie Nina ihn gerade anhat. Auch solche Pullover gibt es zu tausenden, versucht sie sich zu beruhigen.
    Aber genau SO kombiniert? Niemals! Das ist kein Zufall! Warum sind diese Sachen hier in der Hütte? Hat er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Nein,

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