Snow Crash
Kinn herunter.
Eine halbe Sekunde nach Hiro kommt ein anderer Crip auf die StraÃe gelaufen, als Raven gerade anfährt. Er hält einen Moment inne, um die Situation einzuschätzen, dann rast er wie ein Linebacker auf das Motorrad zu. Dabei stöÃt er einen Schrei aus, einen Kriegsruf.
Squeaky taucht etwa zur selben Zeit wie der Crip auf und setzt beiden die StraÃe entlang nach.
Raven scheint nicht zu bemerken, daà der Crip hinter ihm herläuft, aber im nachhinein scheint es wahrscheinlich, daà er ihn im Rückspiegel des Motorrads beobachtet hat. Als sich der
Crip in Reichweite befindet, läÃt Ravens Hand das Gas einen Moment los und schnellt zurück, als würde er Abfall wegwerfen. Seine Faust trifft das Gesicht des Crip wie ein aus einer Kanone geschossener tiefgefrorener Schinken. Der Kopf des Crip wird zurückgeschleudert, seine FüÃe vom Boden hochgerissen, er macht fast einen vollständigen Salto rückwärts und landet mit dem Genick zuerst auf dem Asphalt, wobei er beide Hände starr von sich streckt. Sieht wie ein kontrollierter Sturz aus, aber wenn es einer ist, muà eher ein Reflex dafür verantwortlich sein als sonst etwas.
Squeaky bremst ab, dreht sich um, kniet neben dem gestürzten Crip und beachtet Raven nicht weiter.
Hiro sieht dem riesenhaften, radioaktiven, speerwerfenden Killerdrogenlord nach, wie er auf seinem Motorrad nach Chinatown fährt. Was so gut ist, als würde er direkt nach China fahren, was eine Verfolgung anbelangt.
Hiro läuft zu dem Crip, der gekreuzigt mitten auf der StraÃe liegt. Die untere Hälfte seines Gesichts ist verdammt schwer zu erkennen. Seine Augen sind halb offen, und er macht einen vergleichsweise entspannten Eindruck. Er spricht leise. »Er ist ein ScheiÃindianer oder so was.«
Interessanter Gedanke. Aber Hiro glaubt trotzdem, daà er Asiate ist.
»Verdammte ScheiÃe, was hast du dir dabei gedacht, du Arschloch?« sagt Squeaky. Er hört sich so granatensauer an, daà Hiro zurückweicht.
»Der Wichser hat uns gelinkt â der Koffer ist verbrannt«, murmelt der Crip durch den zertrümmerten Unterkiefer.
»Und warum habt ihr ihn dann nicht einfach abgeschrieben? Bist du verrückt, dich so mit Raven anzulegen?«
»Er hat uns gelinkt. Niemand kommt damit ungestraft davon.«
»Nun, Raven ist gerade davongekommen«, sagt Squeaky. SchlieÃlich beruhigt er sich ein biÃchen. Er wippt auf den Fersen zurück und schaut zu Hiro auf.
»T-Bone und Ihr Fahrer sind wahrscheinlich nicht mehr am
Leben«, sagt Hiro. »Und der Typ sollte sich besser nicht bewegen â er könnte sich das Genick gebrochen haben.«
»Er kann von Glück sagen, daà ich ihm das ScheiÃgenick nicht breche«, sagt Squeaky.
Die Sanitäter treffen schnell genug ein, daà sie dem Crip einen aufblasbaren Stützverband um den Hals anlegen können, bevor er den Ehrgeiz entwickelt, aufzustehen. Sie schaffen ihn binnen weniger Minuten weg.
Hiro geht in das Hopfenfeld zurück und findet T-Bone. T-Bone ist tot. Die Stichwunde durch den Brustpanzer wäre wahrscheinlich für sich schon tödlich gewesen, aber Raven hat sich nicht damit zufriedengegeben. Er hat sich gebückt und T-Bones Oberschenkel innen bis zu den Knochen aufgeschlitzt. Dabei hat er lange Schnitte in T-Bones Schlagadern gemacht, so daà das gesamte Blut aus ihm herausgelaufen ist. Als würde man den Boden eines Styroporbechers abschneiden.
20
Die Vollstrecker verwandeln den gesamten Block in ein mobiles Polizeihauptquartier mit Autos und Mannschaftswagen und Satellitenverbindungen auf Pritschenwagen. Typen in weiÃen Kitteln gehen mit Geigerzählern durch das Hopfenfeld. Squeaky läuft mit seinem Kopfset herum, starrt zum Himmel, führt Gespräche mit Leuten, die nicht da sind. Ein Abschleppwagen kommt mit T-Bones schwarzem BMW im Schlepptau.
»Yo, Typ.« Hiro dreht sich um und schaut. Es ist Y. T. Sie ist gerade aus einem Hunan-Laden auf der anderen StraÃenseite gekommen. Sie gibt Hiro eine kleine weiÃe Schachtel und zwei Stäbchen. »Scharf gewürztes Hühnerfleisch mit schwarzen Bohnen und Sauce, kein MSG. Kannst du mit Stäbchen umgehen?«
Hiro tut diese Beleidigung achselzuckend ab.
»Ich hab eine doppelte Portion bestellt«, fährt Y. T. fort, »weil ich glaube, daà wir heute nacht ein paar gute Infos bekommen
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