Snowbound - Atemloses Verlangen
darum war sie auf Mogul Medien angewiesen.
Sie verabscheute es, dass sie immer noch das Gefühl hatte, Damon zu brauchen – vor allem nach dem, was er am vergangenen Abend getan hatte. Und dennoch war sie dermaßen niedergeschlagen, dass sie einfach nicht wusste, wie sie da allein wieder herauskommen sollte.
Mit einem Seufzer pflückte sie ein Stück von dem knusprigen Speck von dem riesigen Essensteller und knabberte daran herum, während sie ihre Mailbox abhörte. Sie musste sich neben das Fenster stellen, da sie nur dort – und das auch nur schwach – Empfang hatte. Vier Nachrichten. Zwei
Tut-mir-leid-ich-kann-nicht-bei-der-Versteigerung-einspringen
und zwei
Tut-mir-leid-wir-haben-leider-keine-freien-Stellen-bei-unserem-Sender
-Nachrichten.
Hatte Damon ihren Namen etwa so schnell auf die schwarze Liste setzen lassen? Am liebsten hätte sie laut geschrien und an jede Tür der Skihütte gehämmert, um ihm die Meinung zu sagen und ihr außerdem mit einem gezielten Fausthieb Nachdruck verliehen. Dann würde sie wenigstens etwas besser fühlen. Damon hing sehr an seiner vom Schönheitschirurgen geformten Nase, und er war der größte Schleimer, den sie kannte. War Sean genauso? Sie hätte ihren letzten Dollar verwettet, dass er niemand war, der anderen Honig um den Bart schmierte.
Sean schien ein Mann zu sein, der sich nach seinem Leben im Rampenlicht in einen unterbezahlten Normalo verwandelt hatte, der mit seiner jetzigen Arbeit bei der Bergwacht zufrieden war. Wie erfrischend. Wie edel. Und wie verdammt verlockend – und das ausgerechnet an dem Punkt in ihrem Leben, an dem sie solche Verlockungen am wenigsten gebrauchen konnte.
Sie kreuzte die Beine unter dem Körper und griff nach einem Stück Melone, während sie in der Erinnerung daran schwelgte, wie er sie geküsst hatte. Keine Frage, dieser Mann konnte küssen. Unter seinen Lippen und Händen war sie dahingeschmolzen wie ein Stück Butter in der Sonne. Und seine Versicherung, dass er nie wieder als vielbeachteter Profisportler arbeiten wollte, hätte sie fast dazu verführt, sich zu einer Dummheit hinreißen zu lassen.
Zu einem oberflächlichen Flirt war sie bereit, und Sean hatte gesagt, dass er keine Lust mehr hatte auf das Leben im Rampenlicht.
Aber könnte sie damit umgehen, wenn sich ihm die Frauen an den Hals warfen? Die – wie nannte er sie? Diese Pumas? Und was war mit den Groupies? Garantiert waren das Frauen, die ihre Seele verkauften, um mit einem Olympiasieger das Bett zu teilen. Könnte sie damit umgehen, selbst wenn es nur um eine kurze Affäre ging?
Das alles war so kompliziert. Sie wollte ihn, aber war sie auch dazu bereit, die Risiken in Kauf zu nehmen? Sie warf einen flüchtigen Blick auf ihr Handy, auf dem immer noch das Nachrichtensymbol blinkte.
Gott, zurzeit war ihr Leben wirklich kompliziert, ihre Welt stand Kopf und nichts war mehr sicher. Und für jemanden, der Struktur, Zeitpläne und Sicherheit wie die Luft zum Atmen brauchte, gab es nichts Schlimmeres. Nicht zu wissen, ob sie einen neuen Job und einen Ersatzredner für die Versteigerung finden würde, und ebenso wenig, ob sie eine Affäre mit Sean anfangen sollte, führte dazu, dass sie sich zum ersten Mal seit Jahren verloren und verletzlich fühlte. Um genau zu sein, war es ihr seit ihrem letzten Besuch in ihrer Heimatstadt nicht mehr so schlecht gegangen.
Und nun bereitete sie sich darauf vor, sich in die seichte Wintersportkultur zu stürzen, die sie vor Jahren bewusst hinter sich gelassen hatte.
Sie drehte sich zum offenen Schrank und warf einen Blick auf das neue Skioutfit, das sie sich am vergangenen Nachmittag im Downhiller Shop gekauft hatte. Nun ja, sie hatte Karen versprochen, mit ihr Ski zu fahren, und wenn sie an diesem Tag schon keins ihrer anderen Versprechen halten konnte, dann wenigstens dieses eine. Sie würde ein paar Stunden auf den Hängen verbringen, bevor sie sich wieder in ihrer Verzweiflung suhlte. Und danach – keine Ahnung, was sie danach tun wurde.
»Guck mal, Sean! Guck mal!«
Sean grinste den Sechsjährigen an, der im Schneckentempo an ihm vorbeiglitt. Der Junge hatte erst gestern gelernt, mit dem Schlepplift klarzukommen, und auch wenn Sean ihn nicht davon überzeugen konnte, richtig zu bremsen – statt sich einfach fallen zu lassen –, war die Begeisterung des Jungen ansteckend.
Sean zeigte ihm zwei hochgereckte Daumen und winkte dem Skilehrer der Kindergruppe zu, von dem er sich manchmal einspannen ließ, um ihm zu helfen. Nicht,
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