Snowbound - Atemloses Verlangen
Familie regelmäßig geritten war, um dort die Wochenenden mit Jagen und Fischen zu verbringen? Mr. Delaney war bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr ein enger Freund der Familie gewesen und hatte den Montgomerys erlaubt, die Hütte jederzeit zu benutzen, wenn sie es wollten. Die Erinnerungen an die Zeit, die sie mit ihrer Familie dort verbracht hatte, waren ihr genauso kostbar wie die Stunden, die sie in der Bäckerei verbracht hatte.
»Warum hat er die Hütte gekauft?« Plötzlich brannte es wie Säure in ihrem Magen, und sie klammerte sich an der Schreibtischkante fest, als fürchtete sie, sich nicht länger auf den Beinen halten zu können. »Ihr seid doch nicht … Ihr habt doch nicht vor, euch scheiden zu lassen?«
Aber ihre Mutter lachte und legte ihr beruhigend eine Hand auf das Knie. »Um Gottes willen, nein. Dein Vater hat sie gekauft, weil er in Zukunft gern als Jagdführer arbeiten möchte.«
Erleichterung durchströmte sie, dennoch blieben ihre Muskeln gespannt. »Warum?«
»Wir wollen uns zur Ruhe setzen. Die Arbeit als Jagdführer soll dafür sorgen, dass dein Vater etwas zu tun hat. Du weißt ja, wie er ist.« Der deutsche Akzent in der Stimme ihrer Mutter war nun nicht mehr zu überhören – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie unter Stress stand. »Deshalb müssen wir
Hausfreunde
verkaufen.«
»Was? Nein!« Robyn schüttelte den Kopf. Sie musste sich verhört haben. Aber ein Blick in das traurige Gesicht ihrer Mutter überzeugte sie vom Gegenteil. »Nein. Das könnt ihr doch nicht machen!«
»Es wird Zeit. Wir wollen unsere Lebkuchen nicht eines Tages im Rollstuhl backen müssen.«
»Aber ihr seid doch noch gar nicht so alt«, widersprach Robyn.
»Das nicht, aber wir wollen das Leben genießen, bevor wir
so
alt sind.«
»Können nicht Joe oder Greg-«
Ihre Mutter schnalzte mit der Zunge und seufzte. »Greg hat zu viel mit der Fluglinie zu tun, um sich Gedanken über die Bäckerei zu machen. Und Joe … na ja, ist eben Joe.«
Robyn nickte verständnisvoll. Keiner ihrer beiden Brüder war besonders zuverlässig, und Greg verdiente wenigstens gut als Pilot für eine private Fluggesellschaft. Joe hatte immer noch keine klaren Vorstellungen von seiner Zukunft, außer dass er das Leben genießen wollte, und die Verantwortung für das
Hausfreunde
aufgebürdet zu bekommen, wäre eine zu schwere Last.
»Dein Vater und ich haben gehofft, dass du das Geschäft übernehmen würdest.«
Robyn erster Impuls war es, ihre Mutter dafür zu umarmen, dass sie wusste, wie viel ihr die Bäckerei bedeutete. Ihr zweiter Impuls bestand darin, laut zu schreien, da ihre Mutter offenbar keine Ahnung hatte, wie grausam dieses Angebot war.
Hausfreunde
war für sie zwar einerseits immer eine Quelle des Trosts, aber auch der Versuchung gewesen. Dort gab es einen unerschöpflichen Vorrat an Köstlichkeiten, denen sie nie hatte widerstehen können. Wie sollte sie in einer Bäckerei arbeiten, wenn sie alles in sich hineinstopfte, was sie in die Finger bekam? Auf keinen Fall. Sie hatte zu hart gearbeitet, um ihre überflüssigen Pfunde zu verlieren, und sie konnte es nicht riskieren, ständig den Verlockungen reichhaltiger Speisen ausgesetzt zu sein.
Sicher, bis jetzt war es ihr gelungen zu widerstehen, aber ihre Eltern zu besuchen und in der Bäckerei auszuhelfen, war eine Sache. Jeden Tag in einer Bäckerei zu arbeiten, war etwas ganz anderes. Insbesondere in einer Stadt, in der es nur so von schönen Menschen wimmelte. Berühmten Menschen. Einer Stadt, in der ihr ihre Altersgenossen eine furchtbare Kindheit und Jugend beschert hatten. Einer Stadt, in der sie Sean ständig über den Weg laufen würde. Was, wenn der Impuls, sich mit Essen vollzustopfen zu einem Dämon wurde, den sie nicht mehr kontrollieren konnte? Sie würde aufgehen wie ein Hefeteig.
»Ich kann das nicht, Mom.«
»Aber-«
»Nein.«
Der köstliche Geruch im Ofen backender Brote wehte in das Büro, als einer der Angestellten an der offenen Tür vorbeiging, und Robyn drehte sich der Magen um. Die Bäckerei zu verlieren, fühlte sich genauso schlimm an wie ein Familienmitglied zu verlieren.
Es war, als würde man ihr ein Stück ihres Herzens aus der Brust reißen. Um sie herum schien alles außer Kontrolle zu geraten und in Höchstgeschwindigkeit die Talfahrt anzutreten. Im Moment konnte sie einen heißen Sanitäter von der Bergwacht, der zu ihrer Rettung herbeieilte durchaus gebrauchen. Ihre Sehnsucht nach Sean wurde immer stärker. Sie wollte
Weitere Kostenlose Bücher