Snowbound - Atemloses Verlangen
sei Dank. Er hätte es ihr nicht übel genommen, wenn sie ihm ein heißes Getränk ins Gesicht geschleudert hätte und dann wütend aus der Hütte gestürmt wäre.
»Selber hallo«, erwiderte sie mit einem Blick auf seine rote Sanitäterjacke. »Ich dachte wir treffen uns
nach
deiner Schicht.«
»Meine Schicht ist vorbei. Ich wollte nur keine Zeit damit verlieren, mich umzuziehen. Ich konnte es nicht erwarten, dich wiederzusehen.«
»Wirklich?«
»Ja.«
Sie lächelte nicht nur breiter, sondern wurde auch noch röter und deutete auf die Bank, die ihr gegenüberstand. »Setz dich doch.«
So weit, so gut. Wenigstens schien sie ihn nicht zu hassen. »Danke.«
»Soll ich dir etwas bestellen? Kaffee? Oder etwas zu essen?«
»Nein, danke.«
Er beobachtete, wie sie mit einem ihrer manikürten Fingernagel um den oberen Rand der Tasse fuhr und erschauderte unwillkürlich, als er sich daran erinnerte, wie sich eben diese Fingernägel voller Leidenschaft in seine Haut gebohrt hatten.
Um sich zu beruhigen, holte er tief Luft, bevor er sich mit den Armen auf dem Tisch abstützte und nach vorn beugte. »Hör zu, das mit neulich Abend tut mir leid-«
»Tu das nicht«, sagte sie und griff nach seiner Hand, wobei er plötzlich das Gefühl hatte, dass sie Kilometer statt weniger Zentimeter trennten. Er hätte lieber neben ihr gesessen statt ihr gegenüber. »Das ist schon in Ordnung.«
Er ließ den Blick durch das voll besetzte Restaurant schweifen und senkte die Stimme. »Es ist nicht in Ordnung. Ich hab’s versaut.«
»Hör mir zu«, begann sie kopfschüttelnd. »Du hast es nicht versaut. Es war meine Schuld. Ich habe widersprüchliche Signale ausgesendet, indem ich dir einerseits gesagt habe, dass ich nicht will, dass zwischen uns was läuft, und dann über dich hergefallen bin.«
»Ich kann dir versichern, dass es für mich kein Problem ist, wenn du über mich herfällst.«
Sie lachte ihr natürliches volltönendes Lachen, nach dem er inzwischen süchtig geworden war und dass in ihm ein Hochgefühl auslöste, bei dem kein Alkoholrausch mithalten konnte. »Gut. Denn damit ist es vorbei. Keine widersprüchlichen Signale mehr. Ich bin es leid, immer auf Nummer sicher zu gehen, um mich zu schützen.«
Ihr Lächeln verblasste. Mit fest aufeinandergepressten Lippen sah sie ihn direkt an, ihre grünen Augen funkelten im Feuerschein. »Meine Arbeit zwingt mich dazu, mich mit Führungskräften aus der Plattenindustrie, mit Fernseh- und Radioproduzenten, mit VIP s und neurotischen DJ s herumzuschlagen. Wenn es um die Arbeit geht, kann mich niemand einschüchtern. Ich bin gut, und ich gehe offensiv vor. Ich mache keine Gefangenen.«
Nachdenklich legte er den Kopf schräg. Auf einmal war er imstande, hinter die Fassade des knuffigen Skihäschens zu blicken und empfand tiefen Respekt vor ihr. Es waren erst wenige Tage vergangen, seit sie sich kennengelernt hatten, und er hatte bereits jetzt mehr Seiten an ihr entdeckt, als jede von den Frauen besessen hatte, mit denen er früher ausgegangen war.
Möglicherweise hatten sie auch vielschichtigere Persönlichkeiten besessen, als ihm klar gewesen war, und er war nur zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um es zu bemerken.
»Aber?«
»Aaaber«, schnaubte sie, »dafür war ich in meinem Privatleben der totale Feigling. Ein rückgratloser Tintenfisch. Marshmallow.«
»Marshmallow?«
Sie nickte. »Und zwar keiner von der alten, fest gewordenen Sorte. Sondern ein ganz frischer Marshmallow, der noch ganz weich ist.«
Er drückte ihre Hand. »Ich bin mir sicher, dass es nicht so schlimm war.«
»Oh doch, es war so schlimm. Aber das ist jetzt vorbei. Beruflich bin ich häufig Risiken eingegangen, und die haben sich alle ausgezahlt.« Sie biss sich wieder auf die Lippen. »Na ja, da ist noch diese Sache mit der Kündigung und der schwarzen Liste, aber das ist etwas anderes. Was ich sagen will, ist, dass es sich für mich beruflich auszahlt, Risiken einzugehen, während ich mit meiner Strategie, im Privatleben auf Nummer Sicher zu gehen, einen Riesenreinfall erlebt habe. Es ist Zeit für eine Veränderung. Es ist Zeit, sich endlich ohne Sicherheitsnetz ins Leben zu stürzen.«
Erleichterung überkam ihn. Dazu war ebenfalls bereit. Es gab da immer noch diese lästige Sache mit seinem … Schönheitsfehler, aber darum würde es sich kümmern, wenn es so weit war.
Plötzlich hatte er das Gefühl, eine monatelang andauernde Pechsträhne überwunden zu haben und nur noch die Hand
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