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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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Beiträge ein. Von mir, die ich keinen Sou besitze, barfuß gehen muss, mich aber für die Bewegung abrackere und einsetze. Von mir, die ich mich mit Leib und Seele dem Kommunismus verschrieben habe, wagt er, Geld einzufordern, das ich nicht habe. Soll er sich doch an die halten, die die Taschen voll haben! Ich zerreiße meinen Mitgliedsausweis.
    Viele Jahre später habe ich den Mann wieder getroffen; ich hatte große Lust, sein Gedächtnis aufzufrischen. Er habe doch nur seine Pflicht als Parteimitglied getan, so lautete seine jämmerliche Entschuldigung.
    Ich habe die Kommunisten weiterhin unterstützt, doch gewisse Vorkommnisse habe ich angeprangert; gegen alle Irrwege, die die Freiheit gefährdeten, habe ich das Wort erhoben. Mochten sie mich auch beleidigen und beschimpfen. Meine Empörung über die Lager, über die Folterungen, über jede Art von Lüge habe ich nie zurückgehalten.
    Mein ganzes Leben habe ich für die Freiheit des Handelns und das Recht gekämpft, dass jeder sagen kann, was er denkt.
    H ô tel Lutetia
    Seit der Befreiung von Paris erwartet man Woche für Woche die Rückkehr der Gefangenen.
    Immer mehr Informationen sickern durch, die Mauern des Schweigens werden eingerissen, das Volk begreift das Ausmaß der Naziverbrechen.
    Die Konzentrationslager werden nach und nach befreit. Die Juden und die Widerstandskämpfer, die überlebt haben, fahren, eskortiert von den Alliierten, im Konvoi in Paris ein.
    Das Luxushotel Lutetia, an der Ecke Boulevard Raspail und Rue de Sèvres im sechsten Pariser Bezirk, das die Deutschen während des Krieges für ihre Zwecke missbraucht hatten, wird zu dem Ort, an dem die Deportierten und Gefangenen aufgenommen werden.
    Jeden Tag mache ich mich wie tausend andere ins Lutetia auf und suche die ausgemergelten Gesichter ab. Die Verstörung, zu den Überlebenden zu gehören, steht ihnen ins Gesicht geschrieben. In gestreifter Sträflingskleidung, die ihre mageren Körper nicht füllen können, irren sie durch die Hotelhalle, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht.
    Ich weiß nicht, was mit meiner Mutter und meiner Schwester geschehen ist, aber ich hoffe inständig, dass sie jeden Augenblick in dieser riesigen Halle vor meinen Augen auftauchen. Stattdessen gehe ich jeden Abend allein nach Hause.
    Mai 1945.
    Ich stehe in der Haupthalle mitten in der Menschenmenge, als jemand die Hand auf meine Schulter legt. Ich drehe mich um. Endlich, da ist sie. Ich habe nur Augen für dieses Mädchengesicht, das ich liebe. Es ist das Gesicht meiner Schwester. Sie wirkt so krank, so ausgelaugt. Wir umarmen uns fest. Keine bringt ein Wort heraus.
    Ich höre die Stimme meiner Mutter. Sie ist da, auch sie. Die Mutter, auf die ich schon so lange warte, ist zurückgekehrt.
    »Wo ist A. S.? … Wo ist A. S.?«, fragt sie immer wieder.
    Sie sucht ihre Freundin, nicht ihre Tochter.
    Sie umarmt mich, aber ihr Blick geht woandershin. Sie hat mich wiedergefunden, doch sie nimmt mich nicht wahr.
    Ein stechender Schmerz durchfährt mich, ein tragischer Widerhall der Schmerzen meiner Kindheit. Wie naiv ich bin! Hatte ich doch geglaubt, dass der Krieg uns wieder zusammenführt, dass sie mir gegenüber nicht mehr gleichgültig ist.
    Nach all den Jahren und vielen Monaten unserer Trennung, in denen der Tod allgegenwärtig war, stehe ich jetzt neben ihr in dieser Hotelhalle und begreife, dass sich nichts geändert hat und sich nie etwas ändern wird.
    Meine Mutter wird mich niemals lieben.
    Sie hat mir das Herz gebrochen, mich seelisch vernichtet, und deshalb beschließe ich, dass diese sinnlose Suche nach dem Gralsschatz ein für alle Mal ein Ende haben muss. Es ist vorbei, niemals mehr werde ich der Liebe meiner Mutter hinterherlaufen.
    Die Zeit der Trauer beginnt. Ich muss lernen, gegen meinen Schmerz anzugehen und ihn wegzuschließen.
    Meine Schwester nehme ich mit in die Rue Servandoni. Das Treppensteigen bis in die fünfte Etage bereitet ihr Mühe. Ich stütze sie, ich will sie beschützen und ihr helfen, dass sie wieder zu Kräften kommt.
    Meine Liebe zu ihr ist unbeschreiblich groß. Ihr abgemagerter Körper ist schwach und zerbrechlich, sie zittert wie ein Blatt im Wind, setzt sich schließlich auf mein kleines Bett und atmet ruhig durch. Ich lasse ihr ein Bad einlaufen und helfe ihr dabei, ganz langsam in das lauwarme Wasser zu gleiten. Ein zufriedenes Lächeln umspielt ihre Lippen. Mehr als zwei Jahre ist es her, seit sie zum letzten Mal Anlass zur Freude hatte.
    Ihre Knochen stehen

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