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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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hervor. Ihre zarte bernsteinfarbene Haut ist verschwunden. Sie hat in einer Sprengstofffabrik gearbeitet. Die herumfliegenden Staubkörner haben mit der Zeit die Poren ihrer Haut verstopft, ihre Haut wurde dunkler und ledern.
    Anfang 1944 wurde Charlotte vom Gefängnis in Fresnes nach Compiègne gebracht, wo sie unsere Mutter wiedertraf.
    Ende Januar hat man die beiden zusammen mit tausend anderen Frauen ins Konzentrationslager Ravensbrück im Nordosten Deutschlands verlegt. Es ist das Lager mit der Zahl 27: Die fünfstelligen KZ -Nummern, die man den Gefangenen in den Unterarm eintätowierte, begannen mit dieser Zahl. Kaum ein Mann oder eine Frau überlebte dieses KZ .
    Charlotte und meine Mutter bleiben hier mehrere Monate. Dann bringt man sie nach Holleischen, einem Außenlager von Flossenbürg, wo sie in einer Munitionsfabrik Zwangsarbeit leisten müssen.
    Charlotte verlassen bald die Kräfte. Sie schafft es nicht mehr, die riesige Presse in der Fabrik hinauf- oder hinabzusteigen. Ihre Kameradinnen fangen sie mehrmals auf und helfen ihr wieder auf die Beine, damit die Maschine sie nicht mitreißt.
    Charlotte spricht wenig über ihre Gefangenschaft. Die Angst, der Schrecken, das Leiden und die Demütigung lassen sich mit Worten nicht beschreiben.
    Auch wenn ihr Magen so klein wie der eines Jungvogels ist, dem sie gleicht, wenn sie nackt auf einem frischen Laken liegt, so träumt sie doch davon, ein ganzes Baguette, das mit Butter und Marmelade bestrichen ist, mit einem Mal aufzuessen. Tatsächlich schafft sie aber nur, ein bisschen daran zu knabbern.
    Charlottes Gesundheitszustand ist beunruhigend. Sie wird in ein Heim auf dem Land geschickt, damit sie wieder zu Kräften kommt.
    Unsere Mutter hat sich schon in die Dordogne davongemacht; sie hofft, ihre Freundin dort wiederzutreffen. Aber die hat nicht auf sie gewartet. Im Gegenteil. Sie ist kurz davor, den Mann zu heiraten, mit dem sie im Herrenhaus La Marcaudie zusammenlebt. Mutter überlässt ihr das Haus und kehrt nach Paris zurück, wo sie sich sofort freiwillig für die Marine verpflichtet. Sie arbeitet fortan in der Verwaltung der Marinewohnheime.
    Zwei Jahr später leistet sie für den Marinerettungsdienst in Indochina Dienst, direkt vor Ort, am Kriegsschauplatz. »Mélilot, warum ziehen Sie in den Krieg?«, hat Hélène Duc sie gefragt.
    »Weil ich es mag«, war ihre simple Antwort.
    Meine Mutter und meine Schwester haben die Lager überlebt. Nach Monaten im Gefängnis und zwei Jahren der Einsamkeit und des Verlassenseins, der Not und der Angst fand ich meine Schwester Charlotte wieder. Aber Eltern, das muss ich mir eingestehen, habe ich keine mehr.
    Von nun an werde ich mir keine falschen Hoffnungen mehr machen. Auf niemanden werde ich mich verlassen.
    Der Kampf für meine Freiheit, für mein wahres Leben, hat gerade erst begonnen.
    * Jean Racine, Berenike . Aus dem Französischen von Simon Werle. © Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1987/2002.

Die Jahre in Saint-Germain-des-Prés

Saint-Germain-des-Prés
    Ende 1945 wacht Paris aus einem fünf Jahre währenden Albtraum auf.
    Nach der Rückkehr der Gefangenen, der Zählung der Toten und der Bilanz der Schäden, die dieses Desaster hinterlassen hat, versuchen die Familien, sich wieder zurechtzufinden, sie probieren einen Neuanfang.
    Ich für meinen Teil möchte unbedingt in Saint-Germain-des-Prés wohnen bleiben, im Kreis meiner wunderbaren Ersatzfamilie. Die Welt der Schriftsteller und Künstler ist ganz und gar meine.
    Ich ziehe aus der Pension in der Rue Servandoni aus, um mit meiner Schwester Charlotte ein Zimmer im Hôtel Pont-Royal zu teilen, nur ein paar Schritte vom Verlagshaus Gallimard entfernt.
    Im Kellergeschoss des Hotels treffen sich die Autoren und Herausgeber von Gallimard. Intellektuelle, Musiker und Künstler geben sich in dieser Bar ein Stelldichein. Das Pont-Royal ist in aller Munde.
    Von einem hohen Hocker aus beobachte ich diese Menschen, die meine Neugierde wecken. Ich bin nicht die Einzige, die diesen Sport betreibt. Einer, der es mir gleichtut, beobachtet von Tag zu Tag aber mehr mich, bis er eines Tages sehr höflich das Wort an mich richtet.
    »Was machen Sie hier ganz alleine?«
    »Ich wohne hier.«
    Dieser Mann ist Maurice Merleau-Ponty.
    Wir sehen uns jeden Tag, und sehr bald sind wir dicke Freunde. Mein Schweigen und meine Schüchternheit lege ich beiseite und bombardiere ihn mit tausend Fragen. Und er steht mir, der Ahnungslosen, Rede und Antwort.
    Er wird mein

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