So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren
war kompliziert. Ich glaube, es war eine Mischung aus Freundschaft und Liebe.
Wir sahen uns oft, bis ich mit Darryl Zanuck zu drehen anfing. Ich war oft in Amerika oder bei Dreharbeiten in Afrika, England oder Deutschland. Auch er gehörte zu denen, die meine Beziehung zu Zanuck nicht guthießen. Auch ihm waren die amerikanische Kinowelt, der Luxus, das viele Geld zuwider. Er verstand nicht, was ich da machte.
In eines seiner Bücher, das er mir schenkte, schrieb er die Widmung: Lies es, falls du die Zeit findest zwischen all den vielen Filmen …
Das sagte alles.
Als er 1959 starb, war ich im Ausland. Den Erfolg seines recht großen Werks hat er nicht mehr miterleben können. Das ist traurig. Heute erscheinen seine Bücher bei Pléiade. Das macht mich glücklich – und ist nicht mehr als gerecht.
Auf Gedeih und Verderb
Heiraten war für mich nie eine ernst zu nehmende Angelegenheit.
Dennoch habe ich es dreimal getan. 1953 heiratete ich Philippe Lemaire, den ich in Cannes bei den Dreharbeiten zu dem Melville-Film kennengelernt hatte. Ich wollte unbedingt ein blondes Kind mit blauen Augen. Und ich bekam es.
Mein zweiter Ehemann war Michel Piccoli. Wir heirateten 1966. Wir waren beide vierzig Jahre alt und gründeten eine Patchworkfamilie, wie man heute sagt.
Mein dritter und aktueller Ehemann ist Gérard Jouannest. Wir haben uns auf dem Standesamt der kleinen Gemeinde Ramatuelle an der Côte d’Azur das Jawort gegeben. Das ist mehr als zwanzig Jahre her. Rekord! Rekord!
Aber eigentlich ist das Eheleben nichts für mich. Ich habe mich nie von jemandem aushalten lassen. Man muss sich die Freiheit bewahren. Du gehörst zu jemandem, weil dein Herz, dein Verstand und dein Körper es wollen. Aber nicht aufgrund eines Vertrags, das ist lächerlich.
Und zusammenzuleben, ohne dass man sich begehrt, nur weil man verheiratet ist, das ist in meinen Augen dumm und feige.
Denn die Liebe ist eine ernst zu nehmende Angelegenheit.
Sacha Distel, der ein großartiger Jazzgitarrist, ein äußerst talentierter Musiker war, habe ich im Club Saint-Germain kennengelernt. Von 1954 bis 1957 begleitete er mich oft auf der Gitarre. Man konnte ihm nicht widerstehen. Er war ein reizender Junge, sehr schön und zärtlich, immer ein Lächeln auf den Lippen. Mit ihm an der Gitarre, dem Pianisten Henri Patterson und dem Akkordeonspieler Freddy Balta trat ich im Olympia auf, bevor wir vier quer durch Frankreich und Nordafrika zogen.
Sacha Distel habe ich für Darryl Zanuck verlassen. Das war ein bisschen grausam von mir. Aber Sacha und ich sind Freunde geblieben, bis zum Ende seines Lebens.
Meinen zweiten Ehemann, Michel Piccoli, habe ich 1966 bei einem Abendessen kennengelernt, zu dem eine Illustrierte eingeladen hatte. Ich saß neben ihm.
Der amerikanische Schauspieler Robert Stack erzählte eine Menge lustiger Geschichten, aber Michel konnte auch gut mithalten. Wir haben uns wiedergesehen, Spaß miteinander gehabt – und so ist es dann passiert.
Ich miete ein Haus in Saint-Tropez, dort verbringen wir den Sommer zusammen.
Die Rückkehr gestaltet sich vielversprechend. Ich bereite mit Georges Brassens ein Konzert am Théâtre national populaire vor.
Am Vorabend des Konzerts begleitet mich Michel zur Generalprobe von Françoise Sagans neuem Stück Das ohnmächtige Pferd. An diesem Abend begreift jeder, was mit uns los ist.
Ein paar Monate nachdem wir uns kennengelernt haben, heiraten wir in dem kleinen Dorf Verderonne in der Picardie. Henri Patterson ist zum zweiten Mal mein Trauzeuge, Claude Lanzmann der von Michel. Ich trage ein kurzes schwarzes Kleid, Michel einen cremefarbenen Anzug. Wir wollten eine Hochzeit im engsten Kreis, es wurde eine im allerengsten Kreis: nur wir und die Trauzeugen.
Am Tag darauf sage ich einem Journalisten, der uns beide interviewt: »Die Hochzeitsreise machen wir in die Sowjetunion. Das ist ein unbekanntes Terrain für mich. Ich freue mich darauf, es gemeinsam mit Michel erobern zu dürfen. Deshalb habe ich ihn geheiratet.«
Neues zu entdecken, das hat mich immer angetrieben. Doch wenn es langweilig wird …
Mein viertes Lebensjahrzehnt, das ich an Michels Seite verbringe, wird sehr schön. Unsere beiden Töchter sind gleichaltrig.
Man sieht mir an, dass es mir gut geht, und so singe ich auf der Bühne »Déshabillez-moi«. Einigen Frauen, die neben ihren Ehemännern sitzen, gefällt das gar nicht. Wenn Blicke töten könnten.
Wir wohnen in der Rue de Verneuil, die Wochenenden verbringen wir in
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