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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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»Wenn jemand an seinem Arbeitsplatz zu viel trinkt, dann muss ein Behandlungsplan für seine Rehabilitierung aufgestellt werden.«
    Â»Für seine Rehabilitierung «, spottet Marie-Louise. »Das klingt ja schön.«
    Hanna sieht nicht amüsiert aus.
    Â»Gibt es einen Rehabilitierungsplan für Lilian?«, fragt sie.
    Maire-Louise sieht sie an.
    Â»Wir sitzen hier ziemlich auf dem Präsentierteller«, sagt sie dann. »Vergiss das nicht, Hanna.«
    Dann macht sie kehrt und verlässt den Personalraum.
    Jetzt sind sie nur noch zu zweit am Tisch. Hanna verdreht die Augen, aber Jan schüttelt den Kopf.
    Â»Jaja«, sagt er leise, »jetzt bist du für sie der Störenfried.«
    Hanna seufzt. »Ich sorge mich um Lilian«, gesteht sie. »Du nicht?«
    Â»Doch, natürlich.«
    Â»Warum trinkt sie so viel? Hast du dich das mal gefragt?«
    Â»Wahrscheinlich ist sie unglücklich«, vermutet er. »Aber Unglück gibt es doch überall. Oder?«
    Â»Du weißt gar nichts, und du begreifst überhaupt nichts«, schnaubt Hanna und steht auf.
    Auch Jan erhebt sich vom Tisch. Endlich, es ist schön, die Vorschule verlassen zu dürfen. Das hier war kein guter Montagmorgen, und die »Mir-geht-es-gut-Stunde« handelte mehr davon, wie schlecht es allen geht.
    Jetzt will er einfach nur nach Hause und schlafen. Er will normal sein. Er will in die Zukunft schauen und sich ein eigenes Leben zulegen.
    Nie mehr eingesperrt, denkt er.
    Das Schlimmste von allem ist vielleicht, dass er niemanden hat, mit dem er sich ein Leben aufbauen könnte. Es ist nicht so schrecklich, furchtbare Dinge zu erleben, aber es ist furchtbar, niemanden zu haben, der einem zuhört.

Die Klapse
    Rami war von ihrem Bett heruntergestiegen und hatte sich zu Jan auf den Fußboden gesetzt. Seine Geschichte von Der Viererbande hatte sie dann doch gefesselt.
    Â»Das heißt, die haben dich in der Sauna eingeschlossen?«
    Â»Nicht eingeschlossen, die konnte man nicht verschließen«, berichtigte er. »Aber sie hatten irgendetwas vor die Tür geklemmt. Ich wusste nicht, was es war, aber die Tür saß fest. Bombenfest.«
    Â»Du warst also in der Hitze eingesperrt«, sagte Rami.
    Er nickte.
    Â»Und wie bist du dann rausgekommen?«
    Â»Ich bin nicht rausgekommen«, antwortete Jan. »Es war schließlich Freitag. Alle waren schon nach Hause gegangen.«
    Die Stille in der Sauna ist für Jan beinahe spürbar. Kein Türenschlagen mehr. Der Hausmeister streckt nicht den Kopf rein und ruft »Hallo? « in den Duschraum.
    Die Tür sitzt fest.
    Und die Sauna ist jetzt heiß. Die Luft kann noch heißer werden, aber jetzt ist es schon warm genug. Heiß wie in der Wüste. Vielleicht vierzig oder fünfzig Grad.
    Er kann nichts anderes tun, als in der Dunkelheit über die Kiefernholzbänke zu tasten. Seine Hand stößt an einen Plastikeimer auf dem Fußboden, Wasser schwappt über.
    In einer Sauna ist rundum Holz. Unbehandeltes Holz auf dem Fußboden und lange Holzplanken in zwei Etagen an der Wand entlang. Da sitzt man, wenn man sauniert – oder wenn man heimlich raucht.
    Jan setzt sich ein wenig hin. Jetzt schwitzt er.
    Es muss jemand kommen.
    Viel weiter denkt er nicht, denn sein Kopf fühlt sich ziemlich leer an. Die Haut am Hintern schmerzt etwas, wenn er sitzt, aber er ist jetzt ruhiger. Die Viererbande ist weg.
    Niemand kommt. Draußen vor der Tür ist es ganz still.
    Und die Hitze nimmt zu.
    Jan saß mit hängendem Kopf auf dem Boden in Ramis Zimmer. Sie hielt seine Hand, und er spürte sie neben sich, doch im Kopf war er ganz allein. Er war immer noch in der Sauna.
    Â»Ich hatte Pech«, sagte er. »Es war Freitag, und die Sporthalle würde nicht vor Montag wieder geöffnet werden.«
    Â»Und wie hast du das ausgehalten?«, fragte Rami.
    Jan sah sie an. »Weiß nicht.«
    Er hatte keine genauen Erinnerungen mehr, aber jetzt überlegte er in Ruhe. Wie hatte er das eigentlich ausgehalten? Was tut man, um mehrere Tage in einer dampfend heißen Sauna zu überleben?
    An die Tür schlagen. Schlagen und schlagen, bis du ganz sicher bist, dass niemand kommen wird. Peter Malm und seine Gang werden nicht wiederkommen. Die haben die Tür blockiert und sind weitergezogen und haben dich längst vergessen.
    Da kannst du ruhig noch ein bisschen rufen und an die Tür hämmern, ehe du aufgibst. Die

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