So bitterkalt
raufschleppte, kam von ein paar anderen groÃen Kaufhäusern. Die Sachen waren von der anonymen, in asiaÂtischen Fabriken produzierten Sorte, wie es sie tausendfach gab: ein paar Autos, ein weicher Stofflöwe, ein paar Bilderbücher.
Das Letzte, was er anschaffte, war groà und sehr schwer: ROBOMAN, stand auf der Verpackung, die auf dem obersten Regalbrett zwischen Feuerwehrautos, Raumschiffen und Laserschwertern thronte. Remote-controlled! Voice-activated! Record your own messages and watch ROBOMAN move and talk!
Das war ein Roboter aus Plastik, der, mit einer Fernbedienung gesteuert, die Arme bewegen konnte und fest auf dem Boden stand. AuÃerdem konnte man ihm über ein eingebautes Mikrofon einen Satz einspeichern, und der Roboter gab ihn dann wieder. Jan sah ihn und versuchte, sich fünfzehn Jahre zurückzudenken. Für ihn als Fünfjährigen wäre Roboman doch sicher das Coolste gewesen, was er sich hätte vorstellen können. Besser als ein Kuscheltier und fast besser als ein echter Hund oder eine Katze.
Er klaute den Roboman. Es war ein frecher Diebstahl, aber der Gang zwischen den Spielzeugregalen war menschenleer, und da nahm er den Roboter und die Fernbedienung schnell aus der Verpackung und stopfte beides in eine groÃe Plastiktüte von einem anderen Geschäft. Dann ging er geradewegs durch eine der Kassen. Die Kassiererin sah ihn nicht einmal an, kein Wachmann hielt ihn auf.
Der Roboter kostete fast sechshundert Kronen, aber das war nicht der Grund, weshalb er ihn klaute. Er wollte das Risiko vermeiden, dass die Kassiererin sich, von der Polizei befragt, an den etwas ungewöhnlichen Kauf erinnern würde.
Der Robotermann? Ja, den hat ein junger Mann gekauft. Sah nett und zuverlässig aus, ein bisschen wie ein Lehrer. Doch, ich glaube, ich würde ihn wiedererkennen ...
10
Manchmal ist die Vorschule wie ein Zoo, denkt Jan.
Das passiert immer am Nachmittag, wenn alle müde sind und ein paar Kinder die anderen mitreiÃen. Meist ist es einer der Jungen, der einen Anfall bekommt, plötzlich hyperaktiv wird und anfängt, im Spielzimmer herumzurasen und möglicherweise den Bauklotzturm von einem anderen Kind umwirft oder ein Legohaus kaputtmacht.
In der »Lichtung« passiert das an diesem Freitagnachmittag, als Leo plötzlich auf die Idee kommt, Felix ein Kissen ins Gesicht zu schleudern. Felix wirft es zurück und brüllt los, die Tränen flieÃen. Auch Leo brüllt, und plötzlich ist die ganze Gruppe voller neuer Energie â die anderen Jungen fangen an, zu kämpfen und eine Kissenschlacht zu veranstalten, die Mädchen beginnen zu schreien oder hysterisch zu weinen.
»Ruhe!«, ruft Jan.
Es hilft nicht. Der ganze Raum wird zu einem wirbelnden Durcheinander durchgeknallter Kinder, die herumÂrasen und das Spielzimmer wie einen engen Käfig erscheinen lassen.
Jan ist der einzige Erwachsene im Raum, und er spürt, wie sich eine Welle der Panik in ihm ausbreitet. Doch er hält sie auf, er atmet tief ein und stellt sich mitten ins Zimmer. Dann erhebt er die Stimme wie ein Pfarrer bei der Predigt: »Ruhe jetzt! Seid jetzt sofort ruhig!«
Die meisten Kinder halten inne, als sie ihn hören, nur der kleine Leo kämpft weiterhin. Seine Augen sind weit aufgerissen, und er schlägt mit seinem Kissen wild um sich. Jan muss hingehen und ihn einfangen, wobei er sich wie ein Tierbändiger vorkommt.
»Ruhig, Leo. Ruhig!«
Der kleine Körper kämpft in seinen Armen, doch Jan hält ihn fest, bis Leo sich beruhigt hat. Das Tier ist gezähmt, doch danach ist Jan völlig fertig.
»Ich mache mir ein wenig Sorgen um Leo«, sagt er zu Marie-Louise, als sie in der Küche stehen und das Geschirr aufräumen.
»Wieso?«
»Er hat so viel Zorn in sich.«
Marie-Louise lächelt. »Das ist Energie. Er hat Energie für zwei.«
»WeiÃt du etwas über seine Eltern?«, fragt Jan. »Leben beide noch? Ich glaube, sein Vater ...«
Doch Marie-Louise schüttelt den Kopf und trocknet sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab.
»Ãber so etwas sprechen wir nicht, Jan. Das weiÃt du doch.«
Am Abend nach der Arbeit sitzt Jan zu Hause auf dem alten Fernsehsofa und versucht sich zu entspannen. Das ist schwer. Sein Nachbar feiert Wand an Wand den Beginn des Wochenendes mit einer frühen Party â Jan hört Musik und das Klirren von Gläsern.
Die
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