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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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erklärt er.
    Â»Dohoch!«, sagt Matilda bestimmt.
    Sie scheint ihre Besuche im Krankenhaus nicht mit dem Zaun in Verbindung zu bringen, und Jan erzählt ihr nicht, dass beides tatsächlich zusammengehört.
    Zu den wichtigsten Aufgaben in der Abendschicht gehört es, Abendessen zu machen, darauf zu achten, dass die Kinder ihre Zähne putzen, und sie ins Bett zu bringen. Also schmiert Jan Käsebrote für Matilda, Leo und Mira, holt nach dem Essen ihre Schlafanzüge und bittet sie, sich umzuziehen. Inzwischen ist es stockfinster draußen, es ist halb acht Uhr. Alle drei Kinder sind todmüde, und sie kriechen ohne Widerworte in ihre Betten im Kissenzimmer. Dann liest er ihnen eine letzte Geschichte vor, diesmal von einem Flusspferd, das mit einem Papa tauscht und damit plötzlich der Vater eines kleinen Mädchens wird.
    Â»Gute Nacht ... bis morgen.«
    Nachdem Jan das Licht ausgeschaltet hat, ist noch ein leises Kichern aus dem Kissenzimmer zu hören. Er bleibt vor der Tür stehen und überlegt, ob er die Kinder ermahnen soll, doch bald ist es still.
    Eine andere Aufgabe des Abends ist es, die Vorschule durchzulüften. Deshalb macht er um acht Uhr die Tür zum Schlafzimmer der Kinder vorsichtig zu, öffnet alle Fenster sperrangelweit und lässt die kalte Abendluft hereinziehen.
    Von draußen, aus der Dunkelheit, ist Musik zu hören, aber nicht das dumpfe Dröhnen eines Discorhythmus von irgendeinem Fest, sondern die langsamen und etwas wehmütigen Töne eines alten Schlagers. Sie kommen aus den Fenstern hinter der Vorschule, und als er hinaussieht, entdeckt er einen glühenden Punkt vor dem Erdgeschoss von Sankt Patricia. Der Punkt bewegt sich auf und nieder – dort steht jemand auf der Terrasse des Krankenhauses, hört Radio und raucht.
    Das bedeutet nicht, dass die Klinik voll brüllender Wahnsinniger ist , hatte Doktor Högsmed gesagt . Oft sind die Patienten ruhig und absolut ansprechbar. Ist der Raucher ein Patient oder ein Pfleger? Das kann man in der Dunkelheit nicht erkennen.
    Jan schließt die Fenster. Was kann er jetzt machen? Er geht ins Spielzimmer, um die Bücherkisten zu untersuchen. Josefine hatte Die Tiermacherin aus der Mitte der linken Kiste gezogen, vor der Jan jetzt kniet.
    Die Tiermacherin hat ihm Beschäftigung gegeben. Heute hat er drei Seiten zu dem Buch gezeichnet. Wenn es fertig ist, wird er es wieder in die Kiste legen, doch vielleicht gibt es da noch mehr handgefertigte Bücher?
    Langsam arbeitet er sich durch die Kisten, legt Pippi Langstrumpf und die Märchen der Gebrüder Grimm zur Seite.
    Und richtig, weiter hinten in der Kiste stehen weitere dünne Bücher, die handgemacht zu sein scheinen und keine Autorennamen tragen. Jan nimmt drei Stück heraus und liest die Titel: Die Prinzessin mit den hundert Händen , Die Hexenkrankheit und Viveca im Steinhaus .
    Langsam blättert er ein Buch nach dem anderen durch und sieht, dass sie auch von Hand geschrieben und hier und da mit Bleistiftskizzen illustriert sind. Wie Die Tier­macherin scheinen auch die anderen Bücher traurige Geschichten über einsame Menschen zu sein. Die Prinzessin mit den hundert Händen handelt von Prinzessin Blanka, deren Schloss im Moos versunken ist. Blanka hat sich in einen Turm gerettet, doch alles, worüber sie jetzt noch herrschen kann, sind die Hände anderer Menschen, die sie dazu bewegen kann, Dinge für sie zu tun.
    Das nächste Buch handelt von einer kranken Hexe, die in ihrem Häuschen tief im Wald sitzt und nicht mehr hexen kann, und Viveca im Steinhaus erzählt von einer alten Frau, die allein in einem großen und staubigen Haus aufwacht, ohne sich daran erinnern zu können, wie sie dorthin gekommen ist.
    Jan klappt die Bücher wieder zu und steckt sie in seinen Rucksack.
    Eine Stunde später kommt Marie-Louise durch die Eingangstür.
    Â»Hallo, Jan!« Sie trägt Wollmütze und Schal. Ihre Wangen sind gerötet. »Ich musste heute Abend meine Wintermütze rausholen! Wenn die Sonne weg ist, wird es fies kalt draußen.«
    Marie-Louise hat einen kleinen Rucksack dabei, und als sie in den Personalraum kommt, holt sie Strickzeug und ein Buch mit dem Titel Entwickle deine Kreativität heraus. Dann nickt sie ihm fröhlich zu. »Ich übernehme hier jetzt, du kannst gern nach Hause gehen und dich schlafen legen.«
    Er sieht, wie sie eine schwarze Augenbinde aus

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