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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Hütte, während gleichzeitig das Trampeln von Schritten aus dem Turm zu hören war.
    Â» Komm rein! « , rief sie und zerrte Amelia in ihre Hütte. Das Schutztier blieb draußen.
    Jan schlägt die nächste Seite auf und will sie gerade vor­lesen, als er sieht, dass der erste Satz lautet:
    Da hörte man ein gewaltiges Brüllen, und Zylizylon der Große kam aus dem Leuchtturm  ...
    Sein Blick fällt auf die Bleistiftzeichnung auf der linken Seite. Sie ist kraftvoller ausgeführt als die anderen, mit langen, festen Bleistiftstrichen. Die Illustration zeigt Zylizylon den Großen, wie er ans Tageslicht tritt. Zylizylon ist ein Monster, breit und behaart, und um seinen dicken Hals trägt er ein Halsband aus abgehackten Menschenhänden. Auf dem Bild hat er die Arme erhoben und den riesigen Mund aufgerissen, um sich auf das Schutztier zu stürzen, das sich vor Schreck auf der Erde zusammenkauert.
    Die Kinder warten darauf, dass er weiterliest.
    Jan holt Luft. »Und dann ...«, er muss sich schnell etwas einfallen lassen, »... und dann gingen die Tiermacherin Maria und ihre neue Freundin Amelia wieder zur Fähre zurück, und alle Kinder fuhren von der Insel weg. Dann hatte die Tiermacherin wieder ihre Ruhe.«
    Er schlägt das Buch zu. »Nun ist die Geschichte aus!«
    Aber Josefine springt auf. »Das stimmt gar nicht!«, ruft sie. »Die hört damit auf, dass das Monster ...«
    Â»Heute ist sie so zu Ende gegangen«, unterbricht Jan sie. »Und jetzt ist Obstzeit.«
    Die Kinder stehen auf, aber Josefine sieht traurig aus. Jan hat Die Tiermacherin fest unter seinen linken Arm geklemmt, mit der rechten Hand teilt er Bananen aus, und als alle dasitzen und essen, geht er schnell zur Garderobe und steckt das Buch in seine Tasche.
    Er will die Geschichte allein zu Ende lesen. Das Buch leiht er nur aus, er stiehlt es nicht.
    Abends, zu Hause, blättert er in der Tiermacherin, und sein Blick fällt auf die Wörter Zylizylon und Taminal. Also schaltet er seinen Computer ein und sucht nach den Begriffen im Internet. In der Tat, es gibt beide Wörter, es handelt sich um Medikamente. Angstdämpfende Mittel.
    Dann denkt er über den Namen Maria Blanker nach. Wo hat er den schon mal gehört? Er nimmt Rami und August aus dem Regal und liest den Text auf der Hülle. Ja, er hat sich richtig erinnert. Unter der Auflistung der Musiker und des Produzenten steht eine weitere Zeile:
    DANK AN MEINE GROSSMUTTER KARIN BLANKER.
    Plötzlich hat er das Gefühl, Die Tiermacherin wieder und wieder lesen zu müssen, bis er die Geschichte auswendig kann. Er legt das Buch vor sich auf den Küchentisch und starrt das Cover an. Dann sieht er verstohlen zu seinem Stiftebecher hinüber.
    Vielleicht sollte er es nicht nur lesen? Er streckt die Hand nach einem Faber Castell aus. Ein weicher Bleistift. Und dann beginnt er, die spindeldürren Linien im Buch zu verstärken und die Schatten dunkler zu malen. Es gelingt ihm so gut, dass er mit schwarzer Tusche weitermacht. Die Zeichnungen werden allmählich immer deutlicher und detaillierter. Das Einzige, was Jan nicht verändert, sind die Gesichter. Die dürfen weiterhin vage und verwischt sein.
    Die Arbeit nimmt den ganzen Abend in Anspruch. Als die Tusche getrocknet ist, kann er sich nicht beherrschen. Er holt seine Aquarellstifte und beginnt behutsam, Farbe hinzuzufügen. Der Himmel über der Insel wird schwach blau, das Meer dunkler. Marias Kleid wird weiß und ihr Frosch hellgelb. Herr Zylizylon darf weiterhin grauschwarz bleiben.
    Um Mitternacht ist Jan mit zwölf Zeichnungen fertig. Er streckt die Finger und dehnt den Rücken. Gute Arbeit. Die Tiermacherin sieht jetzt fast wie ein richtiges Bilderbuch aus.
    Im Lauf des Abends ist er zu der Überzeugung gelangt, dass dieses Buch von Rami stammt, dass sie es war, die sich in ihrem Zimmer hinter der Betonmauer die Geschichte von Maria und Zylizylon dem Großen zusammengeträumt hat. Ob sie es will oder nicht, Jan wird ihr helfen, sie fertigzustellen.

Luchs
    Der Schutzraum war jetzt eingerichtet, doch er musste noch weitere Vorbereitungen treffen.
    Mitte Oktober war Jan schon seit fast vier Monaten in der Tagesstätte tätig und kannte das gesamte Personal für die beiden Gruppen »Luchs« und »Braunbär«. Es waren alles Frauen, und eine von ihnen war Sigrid Jansson. Er wusste, dass Sigrid eine lustige und

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