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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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anderen nicht zu verpetzen.
    Â»Ãœber die Schleuse kommt man nicht ins Krankenhaus hinein«, hatte Hanna in Jans Küche gesagt. »Niemand kommt da rein, ich bin noch nie weiter als bis ins Besuchszimmer vorgedrungen.«
    Â»Und dein Freund Carl, der sorgt dafür, dass du dich da oben mit Rössel treffen kannst?«, fragte Jan.
    Â»Nein, Ivan sitzt in seinem Zimmer. Ich gebe Briefe für ihn ab.«
    Noch mehr heimliche Briefe, dachte Jan. Aber laut fragte er nur: »Und wie kommt man dann rein?«
    Â»Durch den Keller«, erklärte Hanna. »Ich kann dir den Eingang zeigen, wenn du willst.«
    Das wollte Jan. Er erinnert sich, dass Högsmed über einen Weg vom Krankenhaus zur Vorschule gesprochen hatte, der durch den Keller ging.
    Doch dieser Weg ist verwinkelt und unfreundlich, hatte der Doktor gesagt.
    Was bedeutete das? Gab es Ratten im Keller? Oder Menschen?
    Jetzt ist er in der Vorschule angekommen und öffnet, wohl wissend, dass er heute Abend eigentlich nicht in der »Lichtung« sein sollte, die Eingangstür.
    Â»Hallo?«, fragt er leise. »Hanna?«
    Ein paar Sekunden lang ist es still. Dann hört er ihre Stimme aus der Küche: »Komm nur, die Luft ist rein.«
    Jan geht über die Schwelle und macht die Tür hinter sich zu.
    Â»Alles in Ordnung?«
    Â»Klar. Sie sind eingeschlafen. Aber heute Abend waren sie wirklich kleine Monster. Sie sind in einer Tour herumgerannt und haben geschrien, als ob sie mich fertigmachen wollten.«
    Jan erwidert nichts, er weiß, dass Hanna die Kinder nicht sonderlich gernhat. Als er seine Jacke auszieht, sieht er, dass es fast halb zehn ist. Er behält die Schuhe an und macht ein paar Schritte in Richtung Küche, zu der Schublade mit den Magnetkarten, aber Hanna hebt die Hand.
    Â»Hier.«
    Sie hat schon eine Schlüsselkarte geholt, die er nun entgegennimmt.
    Â»Danke.«
    Â»Du hast es dir nicht anders überlegt?«
    Jan schüttelt den Kopf und geht zur Kellertür. Es fühlt sich ein wenig seltsam an, so spät am Abend den Code einzutippen und die Tür vor den Augen eines anderen zu öffnen. Er dreht sich um.
    Â»Bis bald.«
    Â»Nein«, sagt sie, »ich komme mit runter.«
    Noch ehe er protestieren kann, hat sie sich schon an ihm vorbeigedrängelt. Sie schaltet das Licht ein und geht die Treppe hinunter, Jan kann nur folgen.
    Jeden Tag geht Jan durch den Kellergang, um Kinder zu bringen oder zu holen, und inzwischen ist er die Bilder an den Wänden richtig leid. Die Ratten grinsen und scheinen sich über ihn lustig zu machen.
    Heute Abend wird nicht Fahrstuhl gefahren. Hanna geht voran, am Fahrstuhl vorbei und zum Schutzraum. Es ist mehr als zwei Wochen her, dass Jan zum letzten Mal dort stand und jemanden gehört hat, der mitten in der Nacht mit dem Fahrstuhl herunterkam – wie sich herausgestellt hat, war es Hanna.
    Â»Hier gibt es also einen Geheimgang?«, fragt Jan hinter ihr.
    Â»Geheim? Zumindest ist er verborgen.«
    Sie drückt die Klinke hinunter und zieht die Stahltür auf. Dann dreht sie sich um und sieht Jan kurz an.
    Â»Traust du dich?«, fragt sie.
    Jan nickt.
    Â»Dann komm.«
    Als Hanna das Licht einschaltet und Jan den Schutzraum betritt, taucht vor seinem inneren Auge plötzlich das Bild eines ängstlichen fünfjährigen Jungen auf, der da drinnen auf einer Matratze sitzt. Sein Herz schlägt schneller, doch die Leuchtstoffröhren erhellen einen völlig leeren Raum.
    Die Matratzen und die Decken liegen unverändert da. Und die Stahltür auf der anderen Seite des Raumes ist nach wie vor geschlossen.
    Hanna geht dorthin.
    Â»Hier ist es«, erklärt sie.
    Â»Die Tür ist abgeschlossen«, sagt Jan hinter ihr. »Das habe ich schon ausprobiert.«
    Â»Ich meine den Fußboden.« Sie zeigt nach unten.
    Â»Den Fußboden?«
    Jan durchquert den Raum und spürt eine Unebenheit unter den Sohlen. Er sieht zu Boden. Blauer Teppich, aber seine Füße sind auf etwas Kleines und Schmales darunter getreten.
    Der Teppich bedeckt den ganzen Fußboden, aber er ist nicht festgeklebt, und Hanna geht zu einer Ecke und hebt ihn an, sodass sie den Teppich bis zur Mitte des Raumes zurückschlagen können.
    Jan betrachtet den grauen Beton darunter.
    Â»Mach weiter«, sagt Hanna, »gleich haben wir es geschafft.«
    Sie wirkt jetzt eifrig und treibt ihn an. Also ziehen sie weiter am Teppich, und da sieht

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