So bloody Far (German Edition)
sollte. Mister X schnürte um ihre Beine, schnurrte und maunzte, bis Far ihn endlich emporhob und mit dem Kater im Arm ziemlich ratlos dastand.
„Ich werde dich mit einem Freund bekannt machen, der mir die Blutkonserven besorgt“, sagte Songlian hinter ihm. Far nickte zustimmend. Er zauste Mister X das Fell und setzte ihn gleich darauf beinahe hastig ab, als ihm bewusst wurde, dass er nun ganz genau sagen konnte, wo die blutgefüllten Adern des Katers entlangliefen.
„Wirst du mit mir trainieren?“, fragte er Songlian unbehaglich. „Ich habe das Gefühl in einen fremden Körper zu stecken und möchte meine Reaktionen testen.“
„Natürlich“, murmelte der.
„Außerdem solltest du mir erzählen, was eigentlich passiert ist. Ich kann mich bloß erinnern, dass ich dich im Battlefield verpasst habe und dass Ooghi auf einmal hinter mir im Auto saß. Und ich weiß, dass du gekämpft hast …“
Songlian seufzte.
„Setzen wir uns“, schlug er vor.
Die nächsten Stunden über berichtete Songlian ihm, was in den letzten Tagen geschehen war. Außerdem versuchte er Far zu erklären, was es bedeutete ein Vampir zu sein. Die Fähigkeit, in der Nacht zu sehen, besser zu riechen sowie stärker und schneller als bisher zu sein gehörten zu den Dingen, mit denen Far sich durchaus anfreunden konnte. Die Gefahr des Bluthungers dagegen konnte er überhaupt nicht einschätzen. Songlian warnte ihn allerdings eindringlich davor. „Halte immer Blutkonserven in Reserve, ehe du vor Hunger gezwungen bist, über einen Menschen herzufallen. Das macht dich nicht besser, als diejenigen, die du vernichten willst.“
Far nickte und sah Songlian nachdenklich an.
Warum bist du einfach weggelaufen?, drängte es ihn zu fragen. Habe ich dich in dieser Nacht wirklich so sehr erschreckt? Du hast doch behauptet, du würdest mich lieben. Und von Anfang an hast du mich angegraben. Wieso hast du dann so wenig Vertrauen in mich, dass du tatsächlich fürchtest, ich würde dich verletzen? Damit stellst du mich glatt auf eine Stufe mit deinen verfluchten Brüdern. Oder … Oder war es dir mit uns gar nicht ernst? Hatte Lorcan recht? Hast du dich bloß in meinem Kofferraum versteckt, weil du ausprobieren wolltest, ob du bei einem Officer landen kannst? Ist das deine Art, dir die Jahrhunderte amüsanter zu gestalten? Far musste sich eingestehen, dass Lorcans abfällige Worte über Songlians angebliche Spielchen Zweifel in ihm gesät hatten. Vielleicht hatte sein Freund wirklich nur die Herausforderung gesucht, ausgerechnet den verbissensten Officer der SEED herumzukriegen. Den Officer, der sogar persönliche Motive für die Jagd auf Unterweltler hatte. Aber hätte Songlian in diesem Fall für ihn in dieser Grube gekämpft? Zur Hölle! Wenn er sich bloß besser an diesen Tag erinnern könnte. So sehr er sich auch das Hirn zermarterte, er erinnerte sich lediglich an vage Bruchstücke. Von dem spektakulären Kampf und seinen Bedingungen hatte ihm lediglich Songlian vorhin berichtet.
„Was ist?“, fragte Songlian mit unsicherer Stimme. Far zuckte mit den Schultern.
„Ich fühle mich unruhig. Können wir vielleicht mit einem kleinen Probekampf beginnen?“
„Du solltest dich lieber erst etwas ausruhen. Eine Wandlung ist keine Kleinigkeit“, sagte Songlian besorgt.
„Ein kleiner Kampf wird bestimmt nicht schaden.“ Far sprang bereits auf und zog sich das Shirt über den Kopf, ehe Songlian weitere Einwände erheben konnte. Der seufzte und zog sich ebenfalls das Hemd aus, während Far die Übungsstöcke suchte. Sie rückten die Möbel im Wohnzimmer beiseite, um einigermaßen Platz zu haben. Anschließend nahm jeder von ihnen zwei der Übungsstöcke in die Hände, die vom Gewicht und der Länge her ihren Dolchen nachempfunden waren.
„Wir fangen langsam an, damit du dich erst einmal an den Übungsablauf gewöhnst und steigern dann die Geschwindigkeit“, schlug Songlian vor. Far nickte. Beinahe im Zeitlupentempo gab Songlian zunächst das Muster vor, dem Far mit Leichtigkeit folgen konnte. Einige Wiederholungen später erhöhte Songlian das Tempo. Far konzentrierte sich mit halb geschlossenen Augen auf den Trainingsablauf, spürte die neue Geschmeidigkeit seiner Muskeln und die Freude an diesem kämpferischen Tanz. Er registrierte auch Songlians fließende Bewegungen und fühlte erneut dieses Kribbeln im Magen. Mühsam versuchte er diese Gefühle zu unterdrücken. Songlian war vor ihm weggelaufen, weil er ein ungehobelter,
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