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So coache ich

So coache ich

Titel: So coache ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom
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Feenfrage kann im Coaching und im Selbstcoaching die Fantasie anregen und gleichzeitig den »inneren Kritiker« zum Schweigen bringen, der Menschen allzu oft abhält, ihre Sehnsüchte und Träume zu formulieren, ja, viel früher noch, sie überhaupt zu erkennen. Hier ein Coaching-Beispiel:
     
    Ich gehe mit einer Klientin an der Isar entlang. Meine Erfahrung ist: Bewegung macht kreativ. Wenn die Füße laufen, bekommen die Gedanken die Chance, ebenfalls zu wandern.
Und das ist manchmal hilfreich, wenn ein Coachee sich an einem Punkt »verhakt« hat.
    Wir hören die Vögel zwitschern und genießen das erste Frühlingsgrün an den großen Buchen. Die Sonne wärmt uns. Der Himmel spannt sich strahlend blau über München. »Ist das schön hier«, seufzt sie.
    »Wenn jetzt plötzlich eine Fee vor uns stünde«, ich versuche es noch einmal ganz sanft, »und würde sagen: Barbara, du darfst dir dein Leben wünschen, wie du es willst. Welches Leben würden Sie sich wünschen?«
    Sie fängt mit träumerischer Stimme an zu reden: »Ich würde mir wünschen, mit Klaus, meinem Freund, zusammenzuleben. Am liebsten hier in München. Der mag die Stadt auch so gern.«
    »Was würden Sie beruflich tun?«
    »Es ist ja ein Traum – oder?«
    Ich nicke.
    »Dann hätte ich gern ein kleines Café, ein Tagescafé, irgendwo in Schwabing. Mit leckerem Kaffee und selbst gemachten Torten. Klaus arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei hier in München und abends treffen wir uns zu Hause und sitzen auf unserer Dachterrasse. Und wir haben Kinder, zwei, einen Jungen und ein Mädchen.«
    »So, und jetzt lassen Sie uns zurückgehen und überlegen, wie Sie aus dem Traum ein Ziel machen können.«
    Ich denke an einen Spruch, den mir mein Supervisor einmal aufgeschrieben hat: »Gibt’s keine Fee, brauchst du selbst ’ne Idee.« Ich liebe die Feen-Intervention, weil sie Menschen innerhalb von Sekunden dazu bringt, aus dem Gefängnis ihres Ja-aber-Denkens herauszukommen und einmal sagen zu dürfen, was ihre Sehnsucht ihnen schenkt. Dass es keine Fee gibt, wissen sie selbst, und es fällt ihnen in der Regel recht leicht, das Reale und vor allem das zu Realisierende aus dem Traum herauszufiltern.

    Im Coaching-Raum schreiben wir alle Elemente des Feentraums auf einzelne bunte Karten und legen sie auf dem großen Tisch aus.
    »Was ist unrealistisch und was wäre tatsächlich möglich?«, frage ich meine Klientin.
    Sie denkt lange nach und schiebt dann zwei Karten weg. »München bleibt wohl erst einmal ein Traum. Das Café – na, ich weiß nicht. Mit Klaus zusammenzuziehen, ist das Einfachste.« Sie hält die Karte in den Händen und legt sie dann direkt vor sich.
    »In der Wohnung Ihrer Eltern?«, frage ich zweifelnd.
    Sie schüttelt energisch den Kopf. »Nein, wir würden uns eine Wohnung in Frankfurt suchen. Dann hört auch die ewige Fahrerei auf.«
    »Möchte Ihr Freund das denn?«
    Sie strahlt, zum allerersten Mal. »Ja, er hat mich schon gefragt.«
    »Wie hoch schätzen Sie die Realisierungschance ein?«
    Sie verzieht das Gesicht. »Ich müsste diese Entscheidung meinen Eltern verkaufen.«
    »Und?«
    »Puh, das wird schwer.«
    »Aber es ist möglich. Sie sind eine erwachsene Frau. Da ist es doch nur verständlich, dass Sie mit dem geliebten Mann zusammenleben wollen, eine Familie gründen.«
    »Sie kennen meinen Vater nicht. Dem ist keiner gut genug.«
    »Darauf kommt es nicht an. Er muss Ihnen gut genug sein.«
    Sie nickt versonnen. »Ja, das ist er.«
    »Sie würden also riskieren, Ihre Eltern zu enttäuschen?«
    »Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich muss darüber nachdenken.«
    »Ja, das ist gut. Und was ist mit dem ungeliebten Job?«

    »Ich würde gern noch einmal eine Ausbildung machen. Eine frühere Chefin von mir besitzt eine große Event-Agentur in Frankfurt. Für die würde ich gern Veranstaltungen organisieren. Und vielleicht könnte ich mich da zur Event-Managerin weiterbilden. Ich habe gehört, da kann man auch ganz gut verdienen. Ich merke, dass mir das sehr liegt, mit Menschen zu arbeiten und tolle Veranstaltungen zu organisieren.«
    »Haben Sie schon einmal mit ihr darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wann werden Sie es tun?«
    »Bis zum Sommer?«
    »Warum wollen Sie so lange warten?«
    »Ich weiß nicht, eigentlich könnte ich sie gleich morgen mal anrufen und mich mit ihr verabreden.«
    »Gute Idee, schreiben Sie es auf.«
    Meine Klientin füllt ihre To-do-Liste aus:
Mit Klaus reden wegen Zusammenziehen, heute Abend.
Frau X.

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