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So coache ich

So coache ich

Titel: So coache ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom
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unglücklich.
Sie motivieren oder demotivieren uns.
Manche kränken uns.
Manche stärken uns.
Wir kommen gut mit ihnen aus.
Oder wir geraten uns in die Haare.
Menschen begrenzen uns oder schaffen uns Freiraum.
Es gibt Menschen, die sind Verbündete.
Andere machen uns das Leben schwer.
    Jede/r von uns spielt eine Rolle in diesen Systemen. Wenn wir unzufrieden mit der Rolle darin sind, sollten wir gucken, ob wir etwas verändern können. Dabei ist es sinnvoll, sich so ein System von außen anzuschauen. Der »Draufblick« kann viele Zusammenhänge deutlich machen und helfen, die Rolle der anderen und die eigene klarer zu erkennen. (Dieser Coaching-Impuls ist keine Familienaufstellung mit der ihr eigenen Dynamik!) Warum nenne ich diesen Impuls »Küchentisch-Überblick«? Weil er sehr einfach umzusetzen ist, also auch ganz einfach am Küchentisch.
    Was brauchen Sie für den Küchentisch-Überblick? Eine Fläche von etwa 50 mal 50 Zentimetern und etwa 15 bis 20 Figuren (zum Beispiel Spielzeug-Männchen, Schachfiguren, Mainzelmännchen, Plastiktiere). Darüber hinaus brauchen
Sie viele Haftzettel, Papier zum Schreiben und einen Stift. Ich selbst arbeite im Coaching mit Holzfiguren, die ich extra habe herstellen lassen (siehe nachfolgende Abbildung). Aber es geht wirklich mit allem, was sich hinstellen lässt (meinetwegen auch mit einer Kiste Bierflaschen – oh, ich sehe einige Coaching-Kollegen schäumen!).
    Als Erstes stellt der Mensch, der seine Situation erkennen will, eine Figur für sich selbst auf den Tisch. Sie bekommt einen kleinen Haftzettel mit seinem Namen dran. Dann stellt er die Menschen dazu, die eine besondere Rolle in seinem Leben spielen. Privat: Eltern, Großeltern, Geschwister, Freunde/ Freundinnen, Partner, Kinder, Expartner, Nachbarn. Beruflich: Chef/in, Chefchefs, Kollegen, Mitarbeiter, Kunden.
    Er stellt jede Figur, mit einem Namensschild versehen, neben seine Figur auf den Tisch. Beim Hinstellen sollte er berücksichtigen, wie nah oder fern der andere ihm ist. Und er sollte auch überlegen, in welcher Beziehung er zu den anderen steht. Ist der andere zum Beispiel ein Unterstützer oder ein Konkurrent, ein Verbündeter oder (noch) ein Gegner? Von wem bekommt er Energie, wer zieht welche ab?

    Kommen wir zur Eingangsfrage der gebremsten Karriere zurück, dann ist es besonders interessant herauszufinden, ob der fragende Mensch genügend Unterstützer, sprich Verbündete im Unternehmen hat. Wie schaut sein Netzwerk aus, wer kann ihm Türen öffnen oder den Rücken stärken? Und auf der anderen Seite: Gibt es Gegner, die ihm das Leben schwer machen? Mit wem sollte er einen besseren Kontakt suchen und die Beziehung verbessern? Wie könnte er das versuchen? Die gleiche Überlegung kann er für den Freundeskreis und die Familie anstellen: Wer steht zu mir, wer hindert mich? Mit wem habe ich ein Problem, wer hat eins mit mir?
    Der besondere Charme dieses Coaching-Impulses ist die gewisse Distanz, die die Gecoachten durch das Hinstellen der Figuren zu ihrer eigenen Situation bekommen. Indem sie »von oben« (andere Coaches würden sagen, »aus der Meta-Ebene«) die Beziehungen zwischen den Figuren erklären, erklären sie sich beim Reden selbst, was wie und warum läuft und wo Handlungsbedarf angesagt ist. Hilfreiche W-Fragen bringen noch mehr Klarheit, beispielsweise:
Warum stänkert der gegen mich?
Warum macht mich das so wütend?
Wie oft treffe ich diesen Menschen?
Wo könnte ich ansetzen?
Wie reagiere ich, wenn …?
Wann werde ich mich zum Kaffee mit ihm verabreden?
Wodurch könnte ich die Beziehung verbessern?
Wie oft möchte ich diesen Menschen sehen?
Wer kann mich dabei unterstützen?
Was müsste passieren, dass ich mich trauen würde, auf ihn zuzugehen?
Wie sollte das in Zukunft aussehen?
Was bin ich bereit zu tun?
Womit könnte ich auf mich aufmerksam machen?
Wer sollte das wissen?
Wen möchte ich dazu fragen?
    Der Küchentisch-Überblick löst oft eine große Nachdenklichkeit aus. Der Mensch erkennt, dass er Teil eines Systems ist. Er verlangsamt schnelle Schuldzuweisungen und bekommt so die Möglichkeit, die Situation aus verschiedenen Richtungen zu sehen. Sehr oft geht bei dem Menschen, der seine Situation von oben sieht, der Blick nach innen, er spürt in die Situation, er sieht sich in der Beziehung und erkennt Unbehagen, Sehnsucht, Wünsche und Möglichkeiten. Und er kommt nach und nach auf gute Ideen: »Stimmt, mit dem könnte ich mal reden.«
    Jetzt muss er sich nur noch selbst zuhören.

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