So coache ich
Langem das Montessori-Prinzip »Hilf mir, es selbst zu tun«, mit dem Kinder im Kindergarten zur
Eigeninitiative und zum Ausprobieren gebracht werden. »Hilf mir, es selbst zu tun« könnte durchaus das Motto für dieses Buch – und auch für jedes Coaching – sein. Sag mir nicht, was ich tun soll – sondern hilf mir, selbst auf eine Lösung zu kommen.
Merken Sie es? Kurz und möglichst einfach ist mein Motto. So wie in meiner Sendung, an deren Schluss ich immer meinen Merksatz stelle: »Mach’s einfach , aber mach’s einfach!«
Denken ist toll, Handeln ist besser
Thema Umsetzung: Als erwachsene Menschen können die Coaching-Kunden die beschlossenen Aufgaben sehr gut allein umsetzen. Ich traue ihnen da viel zu. Manchmal bestärkt es aber den Wunsch, etwas zu verändern, wenn ich mit ihnen einen Termin vereinbare, bis wann sie es tun werden, oder wenn ich sie bitte, mir danach eine Mail zu schicken oder ein Foto. In Seminaren empfehle ich Menschen, die ich kurz gecoacht habe, sich für ihr Vorhaben einen Paten unter den TeilnehmerInnen auszuwählen, der sie anrufen soll, ob sie es auch wirklich umgesetzt haben. Wir können unseren eigenen Entscheidungen manchmal ein Schnippchen schlagen, und dann hilft es, wenn jemand nachfragt: »Hast du schon …?«
Ich gestehe meinen Coaching-Kunden übrigens genauso zu, dass sie die gefassten Entscheidungen nicht umsetzen. Dann lassen sie es eben! Für mich gehört zum Erwachsensein auch, Erkenntnisse zu haben und trotzdem gegen sie zu verstoßen. (Haben Sie gewusst, dass Zigaretten schädlich sind und Zucker dick macht? Na, sehen Sie.) Jeder Mensch darf selbst entscheiden, ob er etwas verändert oder nicht. Aber die Möglichkeiten und den Preis der Entscheidungen sollte er kennen, das ist meine Überzeugung. Das führt zumindest aus dem Jammertal heraus, in dem viele Menschen gefangen sind. Und jammern heißt immer, die Handlungsfreiheit aufzugeben.
Und auch wenn Kunden für die Umsetzung mehr Zeit brauchen, als sie gedacht hätten – die Lebensperspektive der Veränderung (»Ich kann etwas für mein Wohlbefinden tun,
auch wenn jetzt noch nicht der Moment ist«) nehmen sie mit. Erst neulich habe ich mich über einen Brief einer Frau gefreut, die schrieb:
»Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern. Vor drei Jahren habe ich mich im Coaching bei Ihnen entschlossen, mich selbstständig zu machen. Dann ist ganz viel dazwischengekommen, auch in der Familie. Aber jetzt ist es so weit. Ab dem nächsten 1. habe ich meine eigene Firma.«
Warum braucht man überhaupt einen professionellen Coach, der auch noch viel Geld kostet?
Da muss ich ein wenig ausholen. Lassen Sie mich es anhand eines Beispiels aus dem Sport erklären. Coaching kommt ja ursprünglich aus dem Sport. Der Coach ist der Trainer oder die Trainerin eines Sportlers oder eines Teams. Nehmen wir mal Fußball. (Wissen Sie, dass ich geprüfte Fußballschiedsrichterin bin?)
Nun gibt es Fußballmannschaften auf verschiedenen Leistungsebenen. Die kleinsten FußballerInnen beginnen im Bambini-Alter, also mit vier, fünf Jahren. Dann kommen die verschiedenen Jugendmannschaften von der F-Jugend, der sogenannten »Pampers-Liga«, bis zur A-Jugend. Danach kommen die Erwachsenenmannschaften, die in verschiedenen Klassen spielen, von der Kreisliga bis zur Bundesliga. Die Allerbesten spielen in der Champions League.
Kein Mensch würde annehmen, dass die Mutter eines fünfjährigen kleinen Jungen ohne Ausbildung und Erfahrung die deutsche Fußballnationalmannschaft (egal, ob Männer oder Frauen) trainieren könnte. Aber die Mannschaft ihres kleinen Max und seiner Freunde in ihrem Heimatdorf, die kann sie trainieren. Schauen Sie einfach mal an Ihrem nächstliegenden Fußballplatz vorbei! Sie sehen solche AmateurtrainerInnen überall. Und das ist gut so.
Die Mutter oder ein engagierter Papa, der das Gleiche tut, wird dabei von erfahrenen, guten Trainern unterstützt. Auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gibt es super Trainingsanleitungen für Amateurtrainer von Jugendmannschaften von Bambini bis zur A-Jugend ( www.training-wissen.dfb.de ). Warum tut der DFB das? Weil er weiß, dass die Anlagen eines guten Fußballers/einer guten Fußballerin in der frühen Kindheit gelegt oder erkannt werden. Und dass die talentierten Kinder gefördert werden. Und damit die Amateurtrainer keine kleinen bissigen Kampfmaschinen oder wehleidige Memmen heranziehen, zeigt man ihnen in Wort und Bild, worauf sie achten
Weitere Kostenlose Bücher