So ein Mist!
dass sie das immer im Fernsehen machen. Im Büro von Mr Lomux ist eins von diesen Dingern.«
»Was für Dinger?«
»Defiber-irgendwas …«
»Defibrillator?«
»Ja, genau. Das ist es. Mach schon!«
Ich checkte noch einmal die Uhr in der Turnhalle. Es war schon kurz vor dem Klingeln. Es war mir egal. Falls Mookie es schaffen sollte, mein Herz wieder zum Schlagen zu bringen, wäre das das Beste, was mir jemals passiert ist.
Ich folgte ihm in das Büro von Mr Lomux. Der Defibrillator stand in der Ecke. Er hatte mehrere Schalter und eine Taste. Außerdem gab es alle Arten von großen roten Warnschildern, die voller Ausrufezeichen, Blitzzeichen und Totenkopfsymbole waren.
»Dieses Ding könnte jemanden umbringen«, sagte ich.
»Na, darum musst du dir ja keine Sorgen machen.« Mookie kippte den Hauptschalter um. Auf einem Display stand das Wort LADEN. Dann piepste das Gerät und die Anzeige wechselte auf BEREIT.
»Zieh dein T-Shirt aus«, sagte er.
Ich zog mein T-Shirt aus. Dann legte ich mich auf den Schreibtisch von Mr Lomux.
»Fertig?«
»Leg los!«
Er setzte die Paddles auf meine Brust und schrie: »ZURÜCKTRETEN!«
»Warum schreist du?«
»Im Fernsehen machen die das auch.«
»Vergiss das und mach’s einfach.«
Mookie drückte die Taste.
Zzzzzap!
Mein Körper wurde von einem so starken Stoß durchlaufen, dass ich auf dem Tisch hüpfte. Ich legte meine Hand seitlich an meinen Hals. Kein Puls. Ich zwickte mir in die Handfläche. Kein Schmerz. »Versuch’s noch mal.«
Mookie drehte den Wählschalter auf eine höhere Einstellung und verpasste mir noch eine Ladung. Es passierte nichts, außer dass die Lampen in der Turnhalle einen Moment lang dunkel wurden. Nach dem dritten Versuch sog Mookie die Luft kurz ein und sagte dann: »Ich rieche gebratenen Speck.«
Ich schaute auf meine Brust hinunter. Von den Paddles stiegen Rauchfäden auf. Ich schob Mookies Hände zur Seite und rutschte vom Tisch. »Das reicht.« Die Paddles hatten dunkle Flecken hinterlassen. Ich berührte sie leicht, und kleine Stückchen verkohlter Haut blätterten ab. Ich war beinahe froh, dass ich nichts spürte.
Beim ersten Klingeln zog ich mein T-Shirt an. »Mach schon! Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«
»Warum machst du dir deshalb Sorgen?«, fragte mich Mookie. »Du bist tot. Wahrscheinlich kannst du um die Schule herumkommen. Oder zumindest um Sport.«
»Egal was auch passiert, ich bin nicht bereit, die Schule hinzuschmeißen.« Oder das Menschsein. Kann ja sein, dass ich tot war – oder halb tot –, aber ich hatte nicht vor, es zu bleiben. Für mich gab es im Leben noch viel zu viel zu erledigen.
»Was ist das?«, fragte Mookie.
»Schritte!«
Wir zogen die Köpfe ein. Als jemand durch die Tür gegenüber der Tribüne kam, spähte ich durch das Bürofenster in die Turnhalle. Na super – diese blaue Jogginghose hätte ich überall erkannt. »Es ist Mr Lomux.«
Er lief genau in unsere Richtung. »Hey – wer ist dadrin? Ich sehe euch. Ihr könnt euch nicht vor mir verstecken. Das gibt richtig Ärger.«
Er rannte in Richtung Büro. Ich überlegte, abzuhauen, aber ich hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Er würde mich einfangen, bevor ich den Flur erreicht hätte. Als er aber hinter dem Barren entlangrannte, landete sein Fuß in dem schleimigen Essenshaufen. Es zog ihm die Beine blitzschnell unter dem Hintern weg, und er schoss in die Luft wie ein ziemlich ungeschickter Hochspringer.
Wenn sein Sprung schon schlecht war, dann war seine Landung noch schlechter. Er landete flach auf dem Rücken. Sowohl Mookie als auch ich zuckten bei dem Geräusch zusammen, das sein Kopf beim Aufprall auf dem Boden der Turnhalle machte. Glücklicherweise wurde der Schlag durch die durchweichten Waffelbrocken ein bisschen gedämpft.
Wir rannten zum Barren. Mr Lomux glotzte uns vom Boden aus an, wobei ich das Gefühl hatte, dass er nicht wirklich etwas erkannte.
»Er atmet«, sagte Mookie.
»Dickschädel«, sagte ich.
»Bring mich rein, Coach«, sagte Mr Lomux. »Ich kann Punkte machen. Ich weiß, dass ich’s kann. Ich werde den Ball nicht wieder vergeigen. Versprochen.«
Mookie neigte sich näher zu ihm hinunter. »Toll, keine hervortretenden Adern. Anscheinend hat er endlich einen Weg gefunden, sich zu entspannen.«
Ich zog Mookie weg. »Lass uns von hier verschwinden.«
Wir rannten zu unserer Klasse. Der Rest des Vormittags ging vorbei, ohne dass mir groß etwas im Gedächtnis blieb. Mein Kopf war viel zu voll mit
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