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So ein Mist!

So ein Mist!

Titel: So ein Mist! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lubar
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Sein Gesicht krampfte sich etwa eine Sekunde lang derart zusammen, dass seine Augen von seinen Wangen und seiner Stirn verschluckt wurden. Er sah aus wie eine schlecht gemachte Knetfigur von sich selbst. Er gab ein Grunzen von sich. Dann entspannte sich sein Gesicht. »Riechst du das?«
    »Was soll ich riechen?«
    »Boah ey! Wenn du das nicht riechst, kannst du wahrscheinlich auch nicht atmen.« Er wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht herum. »Deinen Rülpser hast du auch nicht gerochen, oder? Und der war echt tödlich.«
    »Muss ich doch.« Aber ich konnte mich überhaupt nicht daran erinnern.
    »Darüber müssen wir uns Gewissheit verschaffen. Halt dir die Nase zu.«
    Ich drückte meine Nase zusammen und hielt den Mund geschlossen. Ich wartete auf dieses bestimmte Gefühl – das Gefühl, wenn deine Lunge nach Luft schreit, wie damals, als ich versuchte, die ganze Länge des städtischen Schwimmbeckens zudurchtauchen. Meine Lunge schien sich keine Sorgen zu machen, egal wie lange ich auch wartete. Ich sah nach oben auf die Uhr hinter dem Basketballkorb und beobachtete, wie die Minuten mit jedem Ticken vergingen.
    Nach viermaligem Ticken ließ ich meine Nase los. »Ich bin tot.«
    Die Worte schwebten in der Luft, viel zu groß, als dass sie für mich wirklich einen Sinn ergaben. In meinem Kopf begann sich ein Angstkloß zu bilden. Aber es war eine einsame Angst – kein Bangen, Stechen oder Flattern wie von Schmetterlingen – es war nur die Angst selbst. Es schien, als könnte ich in meinem Kopf ängstlich sein, aber in meinem Körper konnte ich keine Angst spüren.
    Ich sank zu Boden und nahm meinen Kopf zwischen beide Hände. »Ich bin wirklich tot. Das war’s. Tot …«
    Mookie sank neben mir zusammen. »Ich will auf keine Beerdigung gehen. Ich habe Angst vor denen.«
    »Es wird kein Begräbnis geben«, sagte ich. »Mich steckt keiner in einen Sarg.«
    »Ich hab überhaupt keine Ahnung, was ich machen soll.« Er stand auf und begann auf und ab zu gehen. »Muss ich dir ein Geschenk besorgen? Oder vielleicht eine Karte? Ich weiß nicht mehr aus noch ein.«
    »Hörst du endlich mit deinem Gelaber auf? Ich bin derjenige, der das Problem hat.«
    »He«, sagte Mookie. »Für mich ist das auch schwer.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, wenn der Freund eines Kumpels stirbt, ist es in der Regel so, dass der Kumpel alles Mögliche an Mitgefühl und so bekommt. Und seine Lehrer drücken ein Auge zu. Nach meinerPunktzahl bei unserem letzten Mathetest könnte ich echt eine Pause vertragen. Aber so langsam habe ich den Eindruck, dass ich überhaupt nicht in den Genuss von alldem kommen werde, weil du dich nicht so benimmst, als ob du tot wärst. Vielleicht bist du auch nur halb tot, was keinem von uns guttut.«
    »Kopf hoch«, sagte ich zu ihm. »Vielleicht stirbt ja einer deiner anderen Freunde auf echte Art.«
    »Ich habe keine anderen Freunde.«
    »Na ja, vielleicht kannst du dich ja mit jemandem anfreunden, der wirklich krank ist, falls dir Mitgefühl so wichtig ist.«
    »Jetzt drehst du es so hin, dass ich mich egoistisch anhöre. Auf jeden Fall ist es für dich schlimmer als für mich. Es tut mir echt leid. Ich wünschte, du wärst nicht tot.«
    Ich betrachtete meine Hände. Sie sahen nicht tot aus. Ich versuchte, meinen Puls zu fühlen. Ich konnte nichts fühlen, wobei ich sowieso nie gut darin war, meinen Puls zu fühlen. Ich war immer noch nicht vollständig bereit, zu akzeptieren, dass ich tot war. »Wie kann ich sprechen, wenn ich nicht atme?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht kannst du Luft einsaugen, wenn du etwas sagen willst. Dadurch arbeitet deine Lunge. Sie arbeitet einfach nicht von alleine. Versuch’s mal.«
    Ich holte durch meine Nase tief Atem. Jetzt konnte ich etwas riechen. »Oh Mann, Mookie. Und du denkst, dass ich innerlich verfaule? Was hast du gestern Abend gegessen?«
    »Mom hat Schweinefleisch und Bohnen mit Sauerkraut und Krautsalat gemacht. Und Zwiebelsuppe. Aber das ist ja prima. Du bringst deine Lunge zum Arbeiten. Genau wie ich’s gesagt hab, du bist nicht ganz tot. Nur irgendwie halb tot. Vielleicht kann auch dein Herz schlagen. Wetten, dass wir es wieder zum Arbeiten bringen können?«
    Ich holte noch einmal Atem – durch den Mund, um eine zweite Portion von Mookies giftiger Gasbombe zu vermeiden – und beobachtete, wie sich meine Rippen ausdehnten. »Glaubst du wirklich, dass wir mein Herz wieder dazu bringen können, dass es schlägt?«
    »Klar doch. Ich hab gesehen,

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