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So ein Mist!

So ein Mist!

Titel: So ein Mist! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lubar
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möglich rausbekommen.
    »Vielleicht sollte ich mich über Kopf aufhängen.«
    »Komm, wir gehen rein«, sagte Mookie. »Wir werden schon was finden, woran du dich aufhängen kannst.«
    Ich folgte ihm durch den Seiteneingang und dann den Flur entlang zur Turnhalle. Er lugte hinein, ging dann zum Barren und sagte: »Versuch mal, dich dranzuhängen.«
    Na prima. Turngeräte, mit denen ich nicht besonders gut zurechtkam. Ich war aber bereit, alles zu versuchen. Ich stieg auf den Barren, hakte meine Knie im Holm ein und ließ mich kopfüber herunterhängen. Mein Magen bewegte sich wie ein gigantischer Wasserballon.
    »Und jetzt?«
    »Ich vermute, Mund aufmachen und abwarten«, sagte Mookie. »Das Essen müsste direkt rausfallen.«
    Tat es nicht. »Wir müssen noch etwas anderes ausprobieren.« Mein Hirn überlegte sich rasend schnell alle Möglichkeiten,meinen Magen zu leeren. Ich stellte mir vor, wie ich einen Gartenschlauch schlucken oder einen wilden Ritt auf einem Spielplatzkarussell hinlegen würde. Ich packte den Holm, um mich hochzuziehen.
    »Stillhalten«, sagte Mookie. »Ich glaube, ich weiß, was man machen muss.« Er streckte die Hände nach vorne und drückte gegen meinen Bauch. »Ich habe im Fernsehen gesehen, wie ein Tierarzt einer Kuh bei der Geburt genau so geholfen hat. Oder vielleicht war es ein Stier. Nein, warte. Es muss eine Kuh gewesen sein.«
    Ich versuchte ihm zu sagen, dass es die dümmste Idee war, die er jemals gehabt hatte. In dem Augenblick aber, in dem ich meinen Mund öffnete, plumpste etwas auf den Boden.
    »Was war das?« Ich bog meinen Kopf so weit ich konnte nach hinten und versuchte auf den Boden zu sehen, wobei ich in dieser Position nur schwer etwas erkennen konnte.
    »Hattest du Waffeln zum Frühstück?«, fragte Mookie.
    »Ja.«
    »Du musst echt lernen, dein Essen besser zu kauen. Du könntest sonst daran ersticken oder so was.«
    Mookie drückte weiter. Ich sagte überhaupt nichts mehr. Mein Hals war mit anderen Aufgaben beschäftigt. Der Waffel folgten noch mehr Brocken an Zeugs und eine Unmenge an Flüssigkeit.
    »Fühlst du dich besser?«, fragte Mookie, als ich vom Barren kletterte.
    »Ich fühle gar nichts.« Ich starrte den abgeworfenen Haufen Essen an. Allein dieser Anblick hätte meinen Magen schon ein wenig zum Zittern bringen müssen. Mir war überhaupt nicht übel. Das machte mir Angst. Da ging noch mehr ab, als nur die Tatsache, dass ich keinen Schmerz fühlte oder mein Essen nichtverdaute. Ein ganzer Haufen meiner Bestandteile hatte den Betrieb eingestellt. Wichtige Bestandteile. Zumindest konnte ich sehen und hören. Dummerweise konnte ich auch schmecken. Trotz meiner tauben Zunge war die Lektion überdeutlich, die ich über den Duft vergammelten Essens erhalten hatte.
    »Fühlst du immer noch nichts?«
    »Nö. Dieses Verschwinde-Schmerz muss meine Nerven vermurkst haben oder so. Die Wirkung lässt nicht nach.«
    Mookie lehnte sich näher zu mir rüber und betrachtete mein Gesicht.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Er sah mich lange an, bevor er zu sprechen begann. Schließlich sagte er: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es schlimmer ist, als du glaubst. Um einiges schlimmer.«

7
GESTORBEN, ABER NICHT VERGESSEN

    »Wie meinst du das?«, fragte ich Mookie. »Was könnte es Schlimmeres geben, als völlig gefühllos zu sein und sein Essen nicht mehr zu verdauen?«
    »Vollkommen tot zu sein«, sagte er.
    Während die Worte in mein Bewusstsein drangen, sah ich ihn mit großen Augen an. »Ich bin nicht tot. Ich kann nicht tot sein.« Ich gab ihm einen Schlag auf die Schulter. »Könnte ein Toter das machen?« Ich schlug ihm auf seine andere Schulter.
    »Könnte ein Toter DAS machen?« Ich schlug immer weiter.
    Ich war gefährlich kurz davor, von seiner Schulter zu seinem Gesicht zu wechseln.
    »Aua! Hör auf damit. Hör mir zu. Du spürst keinen Schmerz.Du verdaust kein Essen. Außerdem glaube ich nicht, dass du atmest.«
    »Natürlich atme ich.« Ich ließ meine Fäuste fallen und überlegte, weshalb ich von der ganzen Prügelei nicht außer Atem war. Im Jugendverein hatte ich mal mit einem Sandsack rumgespielt und schon nach ein paar Minuten zu keuchen begonnen.
    »Bist du sicher, dass du atmest?«
    »Ja, klar.« Noch während ich sprach, stellte ich fest, dass ich mir nicht allzu sicher war. Ich nahm einfach an, dass ich atmete, weil ich mein ganzes Leben lang geatmet hatte.
    »Warte mal«, sagte Mookie. »Es gibt einen unschlagbaren Test.« Er ballte seine Fäuste.

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