So ein Mist!
mich nicht verletzen.
Dieser Gedanke unterstützte mich beim Absprung. Es war ein überwältigender Sprung, genauso einer, wie sie dieLeichtathletikstars bei den Olympischen Spielen machen. Ich sprang weiter, als ich je gesprungen war. Ich war halb Kind, halb Katze. Aber mitten im Sprung folgte meinem ersten Gedanken ein weniger erfreulicher.
Ich kann mir immer noch was brechen.
Meine ganze Grazie verflüchtigte sich. Ich ruderte in der Luft herum und versuchte, langsamer zu werden. Das funktionierte nicht. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte ab.
Als ich platt auf dem Bauch landete, schrie Mookie: »Safe!« Dabei wedelte er mit seinen Armen wie ein Baseball-Schiedsrichter an der dritten Base.
»Echt witzig«, sagte ich, während ich Sägemehl ausspuckte.
Hochsprung ließ ich ruhiger angehen. Danach kam der Tausend-Meter-Lauf. Rodney war neben mir. Zumindest musste ich mir keine Sorgen machen, dass er mich zum Stolpern bringen würde. Ich stellte für ihn keine Bedrohung dar.
Am Ende der ersten Runde lag ich an letzter Stelle. Aber dann begann ich, alle einzuholen. Am Ende der nächsten Runde war ich in der Mitte der Meute. In der dritten Runde war ich direkt hinter den Führenden. Ich war kein bisschen schneller als vorher, aber ich war nicht außer Atem. Ich musste nicht langsamer werden. Für die erste Runde war meine Geschwindigkeit nicht besonders, aber für die letzte, wo allen anderen die Luft ausging, war sie richtig gut.
Die Laufbahn schien unter meinen Füßen dahinzugleiten. Ich fand meinen Rhythmus und segelte das letzte Stück wie im Flug. Ich wollte fast gar nicht anhalten, nachdem ich die Ziellinie überquert hatte. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Laufen Spaß machen konnte.
Ein Mädchen von der Perrin kam als Erste ins Ziel. Aber ichwurde Zweiter, direkt vor einem Jungen und einem weiteren Mädchen von der Perrin-Schule. Rodney schaffte tatsächlich den fünften Platz. Er sammelte noch viel mehr Punkte bei den Gewichtheberdisziplinen und schaffte es in die Gruppe der besten vier. Doch es half alles nichts – die Perrin-Schule machte uns in der Mannschaftswertung fertig. Mr Lomux schaute nicht einmal mehr zu. Er saß zusammengesackt auf der Tribüne und hatte den Kopf in den Händen vergraben. Als ich zu meiner letzten Disziplin antrat, lagen wir so weit hinten, dass es schon mehr oder weniger hoffnungslos war.
Ich sprang hoch, packte die Stange und machte meinen ersten Klimmzug.
Mookie ergriff die Stange neben mir.
Ich dachte: Was soll’s? Und wenn du nun schneller rennen oder höher springen könntest als alle anderen? Es würde aus dir keinen besseren Menschen machen. Und ganz bestimmt bedeutete es nicht, dass dich alle wie etwas Besonderes oder anders behandeln würden. Aber alle würden über die Sieger völlig ausflippen.
Ich warf einen Blick zu Mookie rüber. Er wurde langsamer. Für mich war es keine Überraschung, dass ich es länger schaffte – ich war weitaus leichter.
Mookie hing an der Stange, sein Gesicht wurde rot und bekam dann einen Furcht einflößenden dunkleren Farbton, der irgendwo zwischen Lila und Blau lag. Er stöhnte wie jemand, der sich seinen Blinddarm mit einer Gabel entfernt. Schließlich ließ er sich fallen und landete mit einem lauten »Uff!«.
Einer der Lehrer, Mr Bierce, der für ihn zählte, sah auf den Zähler in seiner Hand und sagte: »Drei.«
»Drei?«, fragte Mookie. »Das waren mindestens zehn.«
»Drei«, wiederholte Mr Bierce. »Und den letzten habe ich dirgeschenkt. Bei dem hast du deine Stirn gerade noch über die Stange bekommen.«
»Na ja. Für mich ist das trotzdem ein neuer Rekord.« Mookie zeigte seine Muskeln und schlenderte an die Seite von Ms Nurmi, der für mich zuständigen Zählerin.
Ich machte immer weiter. Ich hatte erwartet, dass der ganze Tag ein Albtraum werden würde. Tatsächlich aber machte mein lebendiger Albtraum den Schulsporttag viel spaßiger. Nicht, dass ich mein normales Leben gegen meine neuen Fähigkeiten eintauschen würde. Ich musste diesen Pilz um jeden Preis finden, damit Abigail das Heilmittel endgültig herstellen konnte.
»Psssst.«
Ich sah zu Mookie hinunter. Er versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen, aber ich war nicht sicher, weshalb. Er zeigte auf den Zähler, den Ms Nurmi in der Hand hielt, und quatschte irgendetwas.
Ich hatte keine Ahnung, was er mir sagen wollte. Ich zuckte mit den Schultern, was nicht einfach ist, wenn man an einer Stange
Weitere Kostenlose Bücher