So erregend rätselhaft (German Edition)
beobachtete Lucy, wie Dex in den Pool sprang. Während sein schlanker, muskulöser Körper mühelos durchs Wasser glitt, versuchte sie sich einzureden, dass sie die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte.
Ihre erste Sorge musste Isabellas Wohlergehen gelten. Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse spielten keine Rolle.
Oh, und wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hatte. Sein Kuss hatte ein Feuer in ihr entfacht, das sie nie in sich vermutet hätte. Seine Berührungen hatten sie erbeben lassen. Selbst jetzt noch fühlten sich ihre Brüste überempfindlich an. Ihr Blut schien in ihren Adern zu rauschen, Lust pulsierte zwischen ihren Beinen.
Frustriert wandte sie sich vom Fenster ab und setzte sich in den Sessel neben Isabellas Autositz. Sie schlug die Beine übereinander, presste sie zusammen, aber das linderte ihr heißes Verlangen kaum.
Zum Teufel mit Dex.
Sie verabscheute ihn dafür, dass er sie etwas begehren ließ, das sie nicht haben konnte, dass er sie etwas vermissen ließ, dem sie so lange widerstanden hatte.
Er hatte natürlich recht. Es war Jahre her – eine Ewigkeit, wie es schien –, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war. Die meisten ihrer früheren Beziehungen waren höchstens mittelmäßig gewesen. Und sie war nun einmal nicht Jewel, die sorglos von einem Mann zum nächsten hüpfte, ungeachtet der Risiken, die ein solches Verhalten mit sich brachte. Sie könnte nie so unbekümmert mit ihrem Körper oder ihren Emotionen umgehen.
Und jetzt zahlte sie offenbar den Preis dafür. Wenn sie vielleicht alle paar Monate eine Affäre hätte, dann würde sie jetzt nicht genau den einen Mann begehren, den sie nicht begehren sollte.
Lucy ging ihm aus dem Weg.
Jeden Abend war Dex früher nach Hause gekommen, doch Mavis hatte ihm immer nur sein aufgewärmtes Essen serviert mit dem Hinweis, dass Lucy bereits gegessen habe und auf ihrem Zimmer sei, um Isabella zu Bett zu bringen.
Am vierten Abend war er richtig ärgerlich. Warum es ihn derart störte, dass Lucy ihn offensichtlich mied, hätte er nicht sagen können. Aber seit seiner Kindheit hatte er sich nicht so ignoriert gefühlt, und das behagte ihm gar nicht.
Dabei sollte er froh sein, dass sie es ihm so leicht machte, Vater zu sein. Abgesehen vom ersten Abend, an dem er mit Isabella ganz allein gewesen war, hatte er sich bisher kaum um sie gekümmert. Doch anstatt glücklich darüber zu sein, war er verärgert.
Deshalb verließ er das Büro am Freitag schon so früh, dass er gegen drei zu Hause war. Falls sie sich ihr Essen von Mavis nicht auf ihr Zimmer schmuggeln ließ, dann würde Lucy diesmal mit ihm zu Abend essen.
Er ging direkt ins Haupthaus, entschlossen, Lucy endlich einmal persönlich anzutreffen. Als er das Wohnzimmer betrat, bot sich ihm ein so ungewohntes Bild, dass er mitten in der Bewegung innehielt.
Die Möbel waren zur Seite gerückt worden. Lucy hatte einige flauschige cremefarbene Decken auf den Fußboden gelegt, die alle verdächtige Flecken aufwiesen. Mavis, die Dex bis jetzt nicht einmal hatte lächeln sehen, saß im Schneidersitz auf dem Boden und balancierte eine kichernde Isabella auf den Knien, während sie eine Kette aus dicken Plastikgliedern vor ihr hin und her baumeln ließ. Lucy lag neben ihnen, sie hatte sich ein Sofakissen unter den Kopf gelegt, ihre nackten Füße lagen auf der Kante eines der sündhaft teuren Eames-Lederstühle seines Bruders. Im Hintergrund spielte leise Mozarts „Kleine Nachtmusik“. In einer Hand hielt Lucy ein Taschenbuch, aus dem sie laut vorlas.
„Diese kleine Unterredung mit Mr. Knightley machte Emma große Freude.“ Neben ihr stand eine Schale mit blauen Weintrauben, und sie hielt inne, um sich mit ihrer freien Hand einige in den Mund zu stecken, ehe sie weiterlas. „Es war eine angenehme Erinnerung an den Ball.“
In diesem Moment entdeckte Mavis ihn. Eine Sekunde lang starrte sie ihn fassungslos an, als könne sie sich nicht vorstellen, warum er aufgetaucht war, um ihren idyllischen Nachmittag zu stören.
„Miss Lucy.“ Sie räusperte sich und warf einen bedeutsamen Blick in Dex’ Richtung.
„Sie war außerordentlich froh …“ Lucy brach ab, um sich zu ihm umzudrehen. „Oh.“ Sie nahm die Füße vom Stuhl, richtete sich auf und warf dabei die Schale mit den Trauben um. „Ach, Dex. Was machst du denn hier?“
„Ich wohne hier.“
„Aber es ist Freitag.“ Ohne ihn anzusehen, sammelte sie hastig die Trauben auf. „Mitten am Nachmittag. Solltest du da nicht
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