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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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getan und was sie zu ihm gesagt hatte, dass sie irgendwo tief in ihrem Inneren tatsächlich so etwas wie Liebe für ihren Sohn empfand. Aber alles, was ich sah, war eine elende, selbstsüchtige Frau, die sich davor fürchtete, allein zu sein, und die deshalb den Sohn zurück wollte, den sie zuvor selbst vertrieben hatte.«
    »Oh, Mrs. T.« Ann presste eine Hand vor ihren Mund.
    Tränen des Mitleids – und der eigenen Schuldgefühle füllten ihre Augen. »Sind Sie sich sicher, dass es so gewesen ist?«
    »Annie, vergessen Sie, was sie Ihnen erzählt hat, vergessen Sie auch, was ich Ihnen erzählt habe, und sagen Sie mir ehrlich, was Sie sehen, wenn Sie ihn anschauen. Als wüssten Sie nichts weiter über ihn als das, was Sie wahrgenommen haben, seit er vor ein paar Wochen hierher gekommen ist.«
    »Er arbeitet sehr hart.« Sie schniefte und zog ein Taschentuch hervor. »Es scheint, als ob er ein Herz für Kinder und für Tiere hat. Er geht immer sehr freundlich und liebevoll mit ihnen um. Er hat ein teuflisches Blitzen in den Augen, und manchmal hat er einen harten, kalten Blick. Wenn Kinder in der Nähe sind, könnte er ein wenig mehr auf seine Wortwahl achten, und ich glaube . ..« Sie betupfte sich die tränenfeuchten Augen mit dem Taschentuch. »Er ist gut zu ihnen. Und das Zusammensein mit ihm tut ihnen gut. Das kann ich nicht leugnen. Und ich schäme mich ganz fürchterlich.«
    »Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen, dass man um die Menschen, die man liebt, in Sorge ist. Es tut mir Leid, dass Sie die ganze Zeit über mit der Angst gelebt haben, Laura hätte sich mit jemandem eingelassen, der ein brutaler Rohling ist.«
    »Seit seinem Auftauchen habe ich nachts kaum noch ein Auge zugetan. Ich habe immer darauf gewartet, dass – oh, der arme Junge. Was hat er Schreckliches durchgemacht. Und dabei war er kaum alt genug, um sich zu rasieren, als er durchbrannte.«
    »Jetzt schlafen Sie sicher wieder besser«, beruhigte sie Susan.
    »Aber trotzdem werde ich ihn weiter im Auge behalten«, brachte Ann mit einem schwachen Lächeln vor. »Bei Männern, die aussehen wie er, ist immer Vorsicht angebracht.«
    »Wir werden uns beide weiter Sorgen machen.« Susan drückte Annies Hand. »Schließlich kennen wir unsere Laura, nicht? Sie braucht ein Heim, eine Familie, jemanden, der sie von ganzem Herzen liebt. Am Ende ist das alles, was sie braucht. Ich weiß nicht, ob sie diese Dinge bei Michael finden wird oder was passiert, wenn sie sie nicht bekommt.«
    Fürs Erste fand Laura etwas anderes. Die Erregung, die es bedeutete, über die Hügel zu streifen, durch ein weiches, weißes Nebelbett hindurch, das Donnern von Hufen in den Ohren zu haben, und zu spüren, wie das kraftvolle, geschmeidige Tier, auf dem sie ritt, seine Muskeln vor dem Sprung anspannte.
    Sie segelte über einen umgestürzten Baumstamm, ehe sie auf eine sonnenhelle Lichtung brach.
    »Oh, Gott, es ist einfach wunderbar!« Nachdem sie das Pferd zum Stehen gebracht hatte, beugte Laura sich zu seinem Kopf hinab. »Ich werde nie mehr ohne das Reiten leben können. Du bist wirklich ein cleverer Bursche, Michael Fury, das steht fest.« Sie richtete sich wieder auf, drehte sich um und betrachtete ihn, wie er locker und geschmeidig auf Maxens Rücken saß. »Aber wie könnte ich je ein Pferd für mich kaufen, ohne dass ich zugleich die Stute für Ali dazu nehme?«
    »Wenn du drei nimmst, mache ich dir einen Sonderpreis. Der kleine kastanienbraune Wallach wäre für Kayla genau das Richtige. Du reitest wie der Teufel, Laura.« Er beugte sich vor und tätschelte Lauras Stute den Hals. »Und Fancy hier passt wirklich gut zu dir. So hatte ich es mir auch vorgestellt.«
    »Scheint, als ob du deine Pferde und auch deine Frauen sehr gut kennst.«
    Er hob den Kopf und sah sie an. Seine Frau. Zumindest für den Augenblick. »Scheint so. Du bist. . .« Wunderschön. Lebendig. »Überraschend ausgeruht.«
    »Ich habe beinahe zehn Stunden geschlafen wie ein Stein.«
    Sie bedachte ihn mit einem langen Blick unter ihren dichten Wimpern hervor. »Hast du mich vermisst?«, fragte sie keck.
    Während der Nacht hatte er mindestens ein halbes Dutzend Mal die Arme nach ihr ausgestreckt. »Kein Stück.« Als sie das Gesicht verzog, brach er in lautes Lachen aus, packte ihre Bluse und zog sie weit genug zu sich herüber, dass er mit seinem Mund auf ihre Lippen traf. »Was denkst denn du?« Behände stieg er ab. »Am besten gönnen wir den beiden eine kleine Verschnaufpause. Wir

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