So fern wie ein Traum
sie sich anfühlen, wie sie reagieren würde, käme man ihr wirklich nah. Sie war vielschichtiger als jede andere Frau. Hitze schwelte unter ihrem kühlen Äußeren. Bei allem Selbstbewusstsein, aller Fassung war sie schüchtern wie ein junges Mädchen bei der ersten Liebelei. Der Schauder, der ihr merklich durch den Körper rann, übertrug sich geradewegs auf seine Männlichkeit.
Dann aber fiel ihm wieder ein, dass sie leider nicht alleine waren, dass sie, so sehr er die Erfahrung auch genoss, nicht ausprobieren konnten, wie es weiter ging.
»Das sollte reichen«, murmelte er erstickt. »Mich hat es auf alle Fälle überzeugt.«
Sie starrte ihn mit großen Augen an. Irgendwie tanzten sie immer noch. Sie wusste, ihre Füße bewegten sich, wenn auch losgelöst von ihrem Körper, im Rhythmus der Musik.
»Süße.« Ehe sein Verlangen, sie einfach gierig zu verschlingen, die Oberhand gewann, hob er ihre Hand an seinen Mund. »Wenn du mich weiter so ansiehst, werden die Leute über mehr reden können als über ein paar Küsse auf der Tanzfläche.«
Entschlossen wandte sie ihre Augen seiner Schulter zu. »Du hast mich überrumpelt«, sagte sie.
»Du mich ebenfalls«, antwortete er. »Wenn du möchtest, können wir jetzt gehen. Niemand wird mehr denken, dass du die Flucht antrittst.«
»Ja.« Sie bemühte sich verzweifelt, nicht darauf zu achten, wie seine Hand vertraulich und erregend über ihren Rücken strich. »Ich würde wirklich gerne gehen.«
Sie sprach erst wieder, als sie auf der breiten Veranda vor dem Eingang des Clubhauses darauf warteten, dass einer der beflissenen Angestellten Michaels Wagen brachte.
»Sollte ich mich vielleicht bei dir bedanken?«, fragte sie, eingehüllt in leise Musik und das Licht der Sterne und des Mondes.
»Himmel.« Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Wieder war sie so unnahbar wie eine blank polierte Marmorstatue. »Hattest du das Gefühl, dass das, was ich getan habe, ein Opfer für mich war? Ich habe schon seit längerem darüber nachgedacht, wie es wäre, dich zu küssen. Und wenn du vielleicht auch nur für eine Minute von deinem verdammten Podest heruntersteigen würdest, würdest du zugeben, dass dir dieser Gedanke ebenfalls bereits durch den Kopf gegangen ist.«
»Ich wollte dich nicht wütend machen.«
»Dann sehen wir die Sache wohl am besten als glücklichen Zufall an, Laura.« Ohne zu wissen, was er tun würde, trat er auf sie zu und fluchte, als in diesem Moment der Angestellte des Countryclubs mit dem Wagen vorfuhr.
»Eine wahre Schönheit, Sir«, sagte der Junge und strahlte über das Trinkgeld, das Michael ihm beinahe vor die Füße warf. »Danke, Sir. Und kommen Sie gut heim.«
Nachdem er mit dem Wagen aus der Einfahrt des Country Clubs geschossen war, hatte sich Michael so weit beruhigt, dass er sagen konnte: »Hör zu, der Abend war sicher nicht leicht für dich. Das tut mir Leid. Wenn du mich fragst, ist es dieser Schuft von Exmann nicht wert, dass du auch nur eine weitere Minute deines Lebens mit Gedanken an ihn vergeudest.«
Sie hatte ihn aber nicht gefragt, dachte Laura erbost. »Es geht mir um die Mädchen, nicht um mich«, antwortete sie in möglichst ruhigem Ton.
»Eltern lassen sich nun einmal hin und wieder scheiden«, sagte er. »Das ist eine Tatsache, mit der man leben kann. Und es gibt Väter, die verschwinden und keinen weiteren Gedanken an ihre Kinder verschwenden. Das ist eine weitere Tatsache.«
»Das kann man leicht sagen, wenn man keine eigenen Kinder hat, die von so etwas betroffen sind.«
Ein Schatten fiel auf sein Gesicht. »Nein, ich habe keine Kinder. Ich selbst war derjenige, der Scheidung und Vernachlässigung durch die Eltern überstanden hat. Und ich kann dir versichern, dass man es wider Erwarten tatsächlich überlebt.«
Sie machte die Augen zu. Sie hatte vergessen, dass sein Vater ihn und seine Mutter verlassen hatte. »Tut mir Leid, aber das macht es immer noch nicht richtig«, sagte sie. »Allison braucht ihren Vater, und sein Desinteresse tut ihr weh.«
»Und was ist mit dir? Liebst du selbst ihn immer noch?«
»Nein. Gott, nein. Candy kann ihn meinetwegen geschenkt haben. Ich will nur nicht, dass sie auch meine Kinder bekommt.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie von ihnen etwas anderes als die erprobte Templetonsche Herablassung zu erwarten hat. Dieses schmale, höfliche Lächeln, gegen das es einfach nichts einzuwenden gibt.«
»So etwas tun wir nicht.«
»Herzchen, und ob ihr so was
Weitere Kostenlose Bücher