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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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und zwar schnell.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass sich Kriminalanwärter Larsson näherte.
    »Lass verdammt nochmal die Füße schleifen!«
    »Oh, sorry.«
    Larsson schlurfte durch den Schnee, stellte sich neben Holmberg. Der Kriminalanwärter hatte große, vorstehende Augen, die ständig Überraschung auszudrücken schienen und nun auf die Spuren im Schnee gerichtet waren.
    »Zum Teufel.«
    »Hätte es nicht besser formulieren können. Es ist ein Kind.«
    »Ja aber … das sind doch die reinsten …«, Larsson ließ seinen Blick über die Spuren schweifen, »die reinsten Dreisprungschritte.«
    »Ja, der Abstand zwischen ihnen ist ziemlich groß.«
    »Mehr als groß, das ist doch … das kann doch überhaupt nicht sein. Wie weit das ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin ein ziemlich guter Läufer. Ich könnte so kaum mehr als … zwei Schritte laufen. Und diese Schritte bleiben die ganze Zeit gleich lang.«
    Staffan joggte zwischen den Häusern heran, zwängte sich durch die Schaulustigen, die sich um das Grundstück versammelt hatten, und ging zur Gruppe der Kriminaltechniker, die dabei war, einige Rettungssanitäter zu überwachen, die eine von einem blauen Laken bedeckte Frauenleiche in einen Krankenwagen hoben.
    »Wie ist es gelaufen?«, erkundigte sich Holmberg.
    »Nichts … ist auf den … Bällstavägen gegangen und dann … ließen die Spuren sich nicht mehr verfolgen … die Autos … wir werden wohl … Hunde darauf ansetzen müssen.«
    Holmberg nickte, lauschte einem Gespräch, das neben ihm geführt wurde. Ein Nachbar, der einen Teil des Geschehens beobachtet hatte, teilte seine Eindrücke einem Kriminalpolizisten mit.
    »Anfangs dachte ich, es wäre eine Art Feuerwerk oder so. Dann sah ich die Hände … dass es Hände waren, die winkten. Und sie kam hier heraus … durch das Fenster … sie kam heraus …«
    »Das Fenster stand also offen?«
    »Ja, es war offen. Und sie kam durch es heraus … und dann brannte das Haus, nicht wahr. Das habe ich dann gesehen. Dass es hinter ihr brannte … und sie kam heraus … mein Gott. Sie brannte, nicht wahr, der ganze Körper. Und dann entfernte sie sich vom Haus …«
    »Verzeihung. Sie ging? Sie lief nicht?«
    »Nein. Das war ja gerade so verdammt … sie ging. Fuchtelte mit den Händen, als wollte sie … ich weiß auch nicht. Und dann blieb sie stehen. Kapieren Sie? Sie blieb tatsächlich stehen. Brannte. Am ganzen Leib. Blieb so stehen. Und schaute sich um. Als, als … ganz ruhig. Und dann ging sie weiter. Und dann war es, als … würde es zu Ende gehen, verstehen Sie? Keine Panik oder so, sie … ja verdammt … sie schrie nicht. Keinen Ton. Sie ist … einfach so zusammengebrochen. In die Knie gegangen. Und dann … peng. In den Schnee.
    Und dann war es, als … ich weiß auch nicht … das Ganze war so verdammt seltsam. Dann bekam ich irgendwie … dann bin ich ins Haus gelaufen und habe eine Decke, zwei Decken geholt und bin rausgelaufen und … habe gelöscht. Mein Gott, also … als sie da lag, es war … nein, mein Gott.«
    Der Mann verbarg sein Gesicht hinter zwei rußigen Händen, weinte schluchzend. Der Kriminalbeamte legte eine Hand auf seine Schulter.
    »Vielleicht sollten wir morgen eine etwas formellere Aussage aufnehmen. Ansonsten haben Sie aber niemanden aus dem Haus kommen sehen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf, und der Kriminalpolizist notierte sich etwas in seinem Block.
    »Wie gesagt. Ich melde mich morgen noch einmal bei Ihnen. Möchten Sie, dass ich einen der Sanitäter bitte, Ihnen etwas Beruhigendes zu geben, damit Sie schlafen können?«
    Der Mann rieb sich die Tränen aus den Augen. Seine Hände hinterließen feuchte Rußstreifen auf den Wangen.
    »Nein. Das ist … falls nötig, habe ich was im Haus.«
    Gunnar Holmberg wandte sich wieder dem brennenden Haus zu. Die Bemühungen der Feuerwehr zeigten Wirkung, sodass man kaum noch Flammen auflodern sah. Nur eine riesige Rauchwolke, die in den Nachthimmel aufstieg.
    *
    Während Virginia Lacke in ihre Arme schloss, während die Kriminaltechniker Abgüsse der Spuren im Schnee machten, stand Oskar an seinem Fenster und schaute hinaus. Der Schnee hatte eine Decke über den Sträuchern unter dem Fensterblech ausgebreitet und eine weiße Bahn gebildet, die so dicht und ungebrochen war, dass einem der Gedanke kommen mochte, man könnte auf ihr rutschen.
    Eli war heute Abend nicht gekommen.
    Zwischen halb acht und neun hatte Oskar auf dem Spielplatz gestanden, war auf und ab gegangen,

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