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So finster, so kalt

So finster, so kalt

Titel: So finster, so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Menschig
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Inneren wusste er, dass er ihr niemals gewachsen sein würde.
    Als die üppigen Vorräte der alten Frau zur Neige gingen, durfte Hans in Steinberg Waren gegen Holz tauschen, das in der Scheune lagerte. Nachdem auch das Holz aufgebraucht war, begann er, es selbst im Wald zu schlagen und zu trocknen, ganz wie sein Vater es ihn gelehrt hatte. Er erwarb ein paar Hühner und zwei Ziegen und legte hinter dem Haus einen großen Gemüsegarten an.
    Eines Tages brach er aus Steinberg nach Lörrach auf, um dort nach Pater Gangolf zu suchen. Der Dorfpfarrer war häufig dort gewesen, irgendwer musste ihn kennen. Hans kam nie in Lörrach an. Noch in der gleichen Nacht stand er wieder auf der Lichtung vor dem Haus, obwohl er ganz sicher keinen Schritt bergan gewandert war.
    Es war wie verhext.
    Irgendwann beschloss er, dass es wohl genau das war: verhext. Er fand keine andere Erklärung. Er war verhext worden, und Gott hatte ihn verlassen, weil er eine wehrlose alte Frau ermordet hatte, um Greta zu retten, die es ihm mit Prügeln dankte. Jeden Morgen und jeden Abend kniete er sich nieder, sein eisernes Kreuz in den gefalteten Händen, und flehte um Erlösung. Die Gebete waren sein einziger Anker, um nicht den Verstand zu verlieren. Niemand erhörte sie.
     
    Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Greta war bereits den ganzen Tag ungewöhnlich friedfertig gewesen, so dass Hans einigermaßen entspannt in der Stube stand und das Nachtmahl zubereitete.
    Da stand sie plötzlich hinter ihm und schmiegte sich an ihn.
    »Du bist jetzt ein Mann«, flüsterte sie ihm ins Ohr und hauchte ihm ihren Atem über den Nacken, so dass Hans eine Gänsehaut bekam. Ganz ruhig legte er den Kochlöffel zur Seite und trat einen Schritt von der unheilvollen Esse zurück, vor der sein Leben vor fünf oder sechs Jahren solch eine schicksalhafte Wendung genommen hatte.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er wahrheitsgemäß. Kind, Bursche oder Mann, was machte das schon für einen Unterschied?
    Greta dachte darüber offensichtlich anders. Sie stellte sich vor ihn und rieb sich auf eigentümliche Weise an ihm.
    Hans begriff nicht, was sie wollte, doch sein Körper sagte es ihm und antwortete ihr. Es machte ihm Angst. Er erinnerte sich genau daran, dass Pater Gangolf gesagt hatte, fleischliche Lust sei Sünde. Damals hatte ihn nicht genauer interessiert, was das war. Jetzt, in diesem Augenblick, wusste er es. Sein Barthaar war gewachsen, seine Stimme tiefer geworden, und es beunruhigte ihn, dass er etwas wollte, das nicht sein durfte, und zugleich nicht wusste, wie er es beginnen sollte.
    Greta legte ihm mit einem aufreizenden Lächeln die Hand vor die Brust und stieß ihn sanft, aber unerbittlich rückwärts, bis er mit den Kniekehlen an die Bank vor dem Esstisch stieß. Dabei konnte er den Blick nicht von ihr abwenden. Sie war wunderschön. Das grob gewebte und schlecht vernähte Kleid war ihrem schlanken und wohlgeformten Körper nicht im mindesten würdig. Hans hatte es nach ihren Wünschen gefertigt, und zu mehr hatte sein Talent nicht gereicht. Er bemerkte, dass die Bänder, die das Kleid vorne verschließen sollten, gelöst waren und den Blick auf ihren weißen Busen freigaben. Der Anblick war ihm peinlich. Er schluckte.
    Ohne ein weiteres Wort langte Greta nach den Schnüren seiner Hose und zog daran.
    Hans sah seine Beinkleider fallen.
    Sie gab ihm einen weiteren Schubs, und schon saß er auf der Bank.
    Was hatte sie vor?
    Greta hob ihren Rock, setzte sich auf ihn und fing an, rhythmisch zu schaukeln. Hans hatte nur eine vage Idee davon, was da gerade vor sich ging, aber ihm dämmerte, dass es eines von den Dingen war, über die die älteren Burschen im Dorf hinter vorgehaltener Hand gesprochen hatten. Und jetzt erinnerte er sich ganz sicher, dass es eine Sünde war. Weil ein Mann es nur mit einer Frau tun durfte, wenn sie vorher den kirchlichen Segen erhalten hatten. Er hatte schon lange keinen Segen mehr erhalten und sie gewiss noch nie. Sie lebten in Sünde.
    Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Greta öffnete ihr Kleid, und ihre schaukelnden Brüste erfüllten seinen Verstand.
    Hans entfuhr ein Stöhnen. Er streckte die Hand aus, wollte die hervorspringenden roten Brustwarzen berühren, doch Greta schlug nach seinen Fingern. Es war ein neckischer Schlag, keiner, der schmerzen sollte, doch Hans verstand die Warnung. Es erregte ihn umso mehr. Nervös leckte er sich mit der Zunge über die Lippen. Er empfand ein kurzes wohliges Ziehen in den Lenden,

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